Die Union: bester Wahlkampfhelfer der AfD – wider Willen Berlins Bürgermeister macht beim CSD Männchen, de Maizière beleidigt Ostdeutsche

Würde man das aktuelle politische Geschehen in Deutschland als Außenstehender ohne tiefer greifende Vorkenntnisse nüchtern und rein rational analysieren, könnte man nur zu einem Schluss kommen: Die sogenannten „etablierten Parteien“ tun alles, um der in Wirklichkeit auch schon längst etablierten, aber stigmatisierten AfD neue Wähler zuzutreiben.

Was sich der Außenstehende nämlich kaum vorstellen könnte: Diese Parteien bzw. ihre Politiker sind ideologisch derart verblendet, dass sie gar nicht merken, wie ihr Panik-Abwehrmodus gegen die AfD genau das Gegenteil von dem bewirkt, was sie glauben zu bewirken.

Das Resultat: ein neues Umfrage-Allzeithoch für die AfD. Mit 22 Prozent liegt sie nur noch vier Prozentpunkte hinter der Union. Und sogar vor der CDU, wenn man die CSU nicht mitzählt. Rein formell betrachtet wäre sie dank der „Teilung“ der Union damit die stärkste Partei in Deutschland.

Aber die Evolutionsgeschichte des Menschen hat nun mal dazu geführt, dass wir bei Angstattacken unser Gehirn ausschalten. Diejenigen, die das nicht taten, und erst mal nüchtern überlegten, was zu tun ist, wenn sie einen Tiger sahen, hatten auf lange Sicht nämlich wenig Chancen, ihre Gene weiterzugeben.

Was evolutionär lange ein Vorteil war, ist in der Neuzeit ein Nachteil.

Und führt dazu, dass ich hier fast täglich über neue irrwitzige Auswüchse der Angst und Panik berichten könnte.

Ich versuche deshalb zu filtern, und mich auf die besonders bizarren Episoden zu konzentrieren. Etwa den Vorschlag von Merkels früherem Ostbeauftragten Marco Wanderwitz von der CDU, eine „Atempause für die Demokratie“ einzulegen und die AfD zu verbieten. Oder die Aussagen des FDP-Bundesschatzmeisters Christ, die AfD – und nicht die von der FDP mit getragene „Ampel“-Regierung, sei schuld am Wohlstandsverlust und wirtschaftlichem Niedergang (siehe hier).

Aber jetzt kam es wieder so dick, dass ich trotz aller Vorsätze, sparsamer mit dem Thema umzugehen, wieder schreiben muss.

Beispiel Nummer eins:

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU). Dass er bei der Eröffnung des Christopher Street Day (CSD) in Berlin überhaupt auftrat, wird der AfD sicher bereits einiges an Stimmen beschert haben. Aber noch mehr das, was er dort sagte: „Meine feste Zusage für diesen Berliner Senat ist: Wir wollen den Artikel 3 des Grundgesetzes ändern. Da muss die sexuelle Identität mit rein. Das ist mein Versprechen. Wir werden das gemeinsam mit euch auch hinbekommen.“

Eine Verbrüderung des CDU-Bürgermeisters mit der sehr streitbaren und schrillen CSD-Bewegung. Wegner weiß, wie man der AfD Gutes tut. Das besonders Bizarre: Bei denen, bei denen er sich auf diese Weise anbiedert, wird die CDU wohl kaum zusätzliche Stimmen bekommen.

Das ist eine der Ursachen für das grundlegende Elend der (Post-)Merkel-CDU: Sie vergrault ihr Stammpublikum, indem sie sich bei denen anbiedert, die sie ohnehin nicht wählen. Warum sie das tut, kann wohl nur ein Psychologe erklären. Mein Verdacht: Angst vor Liebesentzug durch diejenigen, die sie eh nicht lieben oder sogar hassen – die großen Medien.

Beispiel Nummer zwei:

Bayerns Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) hat die Parteien aufgefordert, im Bayerischen Landtagswahlkampf nicht zu überdrehen. Und stattdessen ihren Ton zu mäßigen: „Scharfe inhaltliche Auseinandersetzung: Unbedingt, ja. Aber: Kein kurz und klein schlagen, bis alle beschädigt sind.“ Das schade der Demokratie, so Aigner.

Um gar nicht erst den Verdacht aufkommen zu lassen, der Appell sei parteipolitisch neutral, wie es sich für eine Landtagspräsidentin gehört, attackierte Aigner sogleich massiv die AfD und erhob schwere Vorwürfe gegen sie. Der Respekt vor dem Gegenüber, vor dem Volk, vor dem Land und vor der Demokratie werde „von einigen mit Füßen getreten. Und zwar genau von denen, die sich selbst als Patrioten inszenieren“. Das schwäche unser Land, so Aigner in Richtung AfD.

Der AfD im Landtag warf Aigner „permanente Störungen, die Verächtlichmachung des politischen Gegners und eine Verächtlichmachung auch des Landtags und der Verfassungsorgane“ vor.

Welche Parteien welche verächtlich machen, kann jeder Mensch selbst beurteilen. Zumindest, wenn er nicht der massiven Propaganda der großen Medien verfallen ist.

Auf die Idee, dass sie selbst den Landtag verächtlich macht, wenn sie als dessen Präsidentin nicht einmal den Anschein von parteipolitischer Neutralität wahrt, kommt Aigner offenbar nicht.

Beispiel Nummer drei:

Der Christdemokrat, Merkel-Intimus und Ex-Innenminister Thomas de Maizière empörte sich über die Begeisterung vieler Ostdeutscher für AfD-Chefin Alice Weidel. „Dass eine ostdeutsche Landbevölkerung, die eher illiberal ist, was Homosexualität und so weiter angeht, eine Frau toll findet, die lesbisch ist, in der Schweiz wohnt und sich ganz anders verhält, als sie auftritt, ist mir wirklich ein Rätsel“, sagte de Maizière bei Markus Lanz im ZDF. Das mache ihn „richtig wütend“.

Vielen Ostdeutschen sei es egal, wer für die AfD kandidiere, sie wählten sie einfach. Sodann schlug er zum Rundumschlag gegen die Ostdeutschen aus. Im Gegensatz zum Westen gebe es im Osten eine „Veränderungsmüdigkeit“. Herausforderungen wie Digitalisierung, Künstliche Intelligenz oder Klima (sic!) seien sie faktisch nicht gewachsen, weil sie jede Art von Wandel per se ablehnten.

Hand aufs Herz: Muss man diesen Unsinn überhaupt noch kommentieren?

Das liest sich wie Satire. De Maizière wirft den Ostdeutschen faktisch vor, dass sie keine Ressentiments haben wegen Weidels Homosexualität – die er offenbar pflegt, sonst würde er diesen rein privaten Aspekt nicht ansprechen. Er wirft ihnen vor, keine Ressentiments gegen „Zugereiste“ zu haben – die er selbst wiederum offenbar hat, weil er sonst nicht auf solche Ideen käme.

Und er wirft den Ostdeutschen vor, dem Wetter – denn nichts anderes ist das Klima – nicht gewachsen zu sein. Was er damit meint, ist klar, aber normal ausdrücken sollte man es schon können.

Nur mit einem hat de Maizière Recht: Viele Ostdeutschen lehnen Wandel deutlicher ab als Westdeutsche. Und zwar einen konkreten Wandel: Den von der freiheitlichen Demokratie hin zum Gesinnungsstaat.

Weil sich die Ostdeutschen ihre Freiheit anders als die Westdeutschen selbst erkämpft haben und deshalb feine Antennen dafür besitzen, wenn diese Freiheit gefährdet wird.

Fazit:

Dass rot-grüne Politiker frei drehen im Umgang mit der AfD, liegt in der Natur ihrer ideologischen Sache. Dass aber ausgerechnet die Union ihre eigene „Kundschaft“ beleidigt und verprellt, wiegt sehr viel schwerer, wenn es darum geht, der AfD neue Stimmen zu bescheren. Die Angst bei CDU und CSU scheint riesig. Wohl auch, weil die Politiker dort, wenn auch teils nur insgeheim, genau wissen, dass die Union ihren wertkonservativen Wesenskern verraten hat und nur noch wenig mit der CDU eines Ludwig Erhards oder gar der CSU eines Franz Josef Strauß gemein hat. Dass sie (noch) nicht gänzlich unterging wie ihre Schwesterparteien in Frankreich oder Italien, hat sie bislang nur der Veränderungsangst ihrer Wählerschaft zuzuschreiben, der Stigmatisierung der AfD und der Tatsache, dass zu viele AfD-Politiker munter Nahrung liefern für diese Stigmatisierung.

Sie entscheiden – mit Ihrer Hilfe! 

Mein Dechiffrier-Video über die Methoden von Markus Lanz hat das ZDF dreimal auf Youtube sperren lassen. Der Schuss ging nach hinten los. Ich habe es im freien Internet auf Rumble hochgeladen. Da wurde es binnen weniger Tage mehr als 4,5 Millionen Mal aufgerufen. Offenbar, weil die Algorithmen „kritische“ Inhalte nicht ausbremsen wie bei Youtube. Ein Leser rechnete aus, dass damit mehr Zuschauer meine kritische Analyse der Sendung gesehen haben als die Sendung selbst. Auch mein Dechiffriert-Video zu dem Hetzstück des ZDF über Hans-Georg Maaßen wurde auf Rumble über 4,2 Millionen Mal geklickt. Das macht Mut! Aber es kostet auch sehr viel Zeit und Energie – im konkreten Fall eine Nachtschicht. Umso dankbarer bin ich für Ihre Unterstützung. Ohne die wäre meine Arbeit nicht möglich, weil ich weder Zwangsgebühren noch Steuermillionen bekomme, und auch keinen Milliardär als Sponsor habe. Dafür bin ich unabhängig!
Aktuell sind (wieder) Zuwendungen via Kreditkarte, Apple Pay etc. möglich – trotz der Paypal-Sperre: über diesen Link. Alternativ via Banküberweisung, IBAN: DE30 6805 1207 0000 3701 71. Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut.

Mein aktuelles Video

Ist es obszön, wenn Frauen in der Öffentlichkeit Eis lecken? Schreiben für die Süddeutsche Talibans?

YouTube player


Bild: Shutterstock

Mehr zum Thema auf reitschuster.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert