Ein Gastbeitrag von Iris Zukowski
Galt ein Pädophiler bislang als ein Kinderschänder, der sich an Kindern vergeht, steht heute in Lehrbüchern, dass es ein Mensch sei, der Kinder begehrt. Worte formen unsere Vorstellungen und geben vor, wie wir die Realität erfassen und bewerten. Mit Worten und Neuwortschöpfungen kann unser Bewusstsein und unser Unrechtsempfinden in einem Maße manipuliert werden, dass sogar das offensichtlich Falsche als richtig erscheint. Unsere Logik und unsere Denkprozesse lassen sich mit Worten einfach und wirkungsvoll manipulieren.
Einen solchen Logikmissbrauch durch geschickte Wortwahl bietet uns diesmal Frau Faeser in ihrer Erklärung, warum es richtig sei, das Sexualstrafrecht zu entschärfen. Es geht um den Paragrafen 184 b, der seit 2021 den Besitz und die Verbreitung von kinderpornografischem Material als ein Verbrechen definiert, das mit einer Mindeststrafe von einem Jahr geahndet werden kann.
Die Strafentschärfung im sensiblen Bereich Kinderpornografie soll einerseits die Justiz entlasten und andererseits Jugendliche vor Bestrafungen schützen, die „Sexting“ betreiben. Demnach träfe dieser Paragraf oft Jugendliche selbst, die digital Fotos und Videos austauschten, die sie entweder unbekleidet oder beim Masturbieren zeigten.
Dieser traurige Trend, erschaffen durch die Sozialisation unserer Kinder mit Internetpornografie, wird vermutlich nur in Ausnahmefällen zu (falschen) Anzeigen führen. Die Fälle, in denen Eltern, Lehrer oder Erzieher entdecken, dass ein Kind von einem Pädophilen zum Versenden solcher Fotos verführt wurde, werden mit der Gesetzesänderung von der strafrechtlichen Verfolgung befreit.
Der Ministerin zufolge ginge es um Prioritäten: „Dann hätten die Ermittlungsbehörden auch mehr Luft, um die wirklich schlimmen Taten zu bekämpfen.“
Schlimme Taten kommen nicht aus dem Nichts! Sie haben einen Vorlauf: Zuerst ist es eine Fantasie, dann sind es Fotos oder Filmmaterial, die das perverse Begehren verstärken und in den Wunsch münden können, das Gesehene selbst erleben zu wollen. Hinsichtlich des immensen Beraterstabs, über den die Regierungspolitiker verfügen, ist es erstaunlich, dass diese wichtige und bekannte Dynamik im Entwicklungsverlauf vieler Pädophiler, bis hin zu den „wirklich schlimmen Taten“, einfach ignoriert und übergangen wird.
Mit verblendender Logik wird mit den Presseerklärungen eine Realitäts-Wahrnehmung erschaffen, die den rasant wachsenden Kinderpornomarkt im Internet, für dessen Bekämpfung das Gesetz erschaffen wurde, geradezu ausblendet. Laut der Polizeistatistik von 2021 haben sich die Fälle von Kinderpornografie mehr als verdoppelt, auf nun mehr als 39 000 Fälle, was einen Zuwachs von +108,8 Prozent bedeutet. Bei den Fällen von Kindesmissbrauch gab es einen Anstieg auf 15 500 Fälle (+6,3 Prozent). Gewaltsam zu Tode gekommen sind 145 Kinder, die meisten jünger als sechs Jahre (−4,6 Prozent).
Am Morgen des 4. Aprils 2023 wird in einer Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung in Wunsiedel ein zehnjähriges Mädchen tot in ihrem Bett aufgefunden. Das Kind ist am Unterleib unbekleidet und Kleidungsstücke sind zerrissen. Als Tatverdächtige gelten zwei 11-Jährige und ein 16-Jähriger, die ebenfalls in der Einrichtung leben. Der Kinderpornografiemarkt wird gespeist von realen sexuellen Übergriffen, die gefilmt und dann im Netz verkauft werden. Die Täter, die diesen Markt bedienen, werden immer jünger. Mit einer Sexualstrafrechtsentschärfung werden Kinder zum Freiwild für Pädophile und „geschäftstüchtige“ Perverse, die mit diesen Fotos und Filmen sehr viel Geld im Darknet und auf dem Kinderpornografiemarkt verdienen können.
Die Logik, mit der das „Sexting-Argument“ mit ins Zentrum der Argumentation gestellt wird, erschafft eine Realitäts-Wahrnehmung, die den rasant wachsenden Kinderpornomarkt im Internet – für dessen Bekämpfung das Gesetz erschaffen wurde – geradezu ausblendet. Wollte diese Regierung die „wirklich schlimmen Fälle“ bekämpfen, sollten die ersten Ansätze im Keim erstickt werden. Das Gegenteil geschieht jedoch: Der Keim wird durch die beabsichtigte Strafentschärfungen genährt, sodass sich die perverse Saat weiter ungestraft entfalten und verbreiten kann.
Die Cyberexpertin Gabriela Rapp führte mit über 20 000 Schülern und vielen Eltern, Lehrern und Erziehern Gespräche über ihre Erfahrungen in der digitalen Welt. Zunehmend mehr Kinder und Jugendliche berichten von sexuellen Belästigungen, auch unter Kindern. Pornos werden bereits im Grundschulalter konsumiert. In den sozialen Netzwerken sind sexuelle Belästigungen von Kindern an der Tagesordnung. Für Pädophile wird es immer leichter, sich an Heranwachsende zum Zweck des sexuellen Missbrauchs heranzuschleichen. Sie nutzen Avatare in Kindercomputerspielen oder gehen mit einem Fake-Account in Chat-Räumen für Jugendliche auf Beutezug („Bitte tu was! (Cyber) Porno Sex Gewalt Drogen Sucht Mobbing Ritzen & Co“; 2021, G. Rapp, Druck Amazon).
Mittels eines Fake-Accounts in einem deutschen Chatroom demonstriert ein Youtuber, wie sich erwachsene Männer an ein vermeintlich 13-jähriges Mädchen heranmachen. Binnen weniger Sekunden, nachdem das Profil online ist, treffen Nachrichten von Männern ein. Die Fragen zielen auf den Körper des Mädchens, ihre sexuellen Erfahrungen und sie wollen Fotos.
Es sind aber nicht nur erwachsene Pädophile, die über diesen Weg an sexuelles Bildmaterial von Kindern kommen. Einhergehend mit dem kostenlosen Pornomarkt gibt es immer mehr Jugendliche und Erwachsene, die Kinderpornografie als den nächsten Kick zur sexuellen Befriedigung erfahren. Das Gehirn eines Pornosüchtigen verlangt nach immer höheren Dosen und „stärkeren Reizen, um den begehrten Lust-Kick“ zu erfahren.
Es ist zur bedrückenden Realität in unserer modernen Gesellschaft geworden, dass Kinder und Frauen stärker denn je gefährdet sind, zum Opfer sexueller Gewalt oder digitaler, pornografischer Zurschaustellung zu werden. Eine Regierung, die immer laschere Gesetze und milde Richtersprüche bei sexuellen Straftaten legitimiert, liefert in einer übersexualisierten, verrohten Gesellschaft die körperlich Schwächsten geradezu sexueller Gewalt aus.
Sexuelle Gewalt, Kinderpornografie und Pädophilie werden im toxischen System mit manipulativer Logik einfach entdämonisiert. Die unabhängige Missbrauchsbeauftragte Kerstin Claus begrüßt die von der Ampel-Koalition geplante Strafentschärfung für die Verbreitung von Kinderpornografie und erklärt uns Folgendes: „Weil nun auch Eltern, die Bilder und Filme aus Besorgnis weiterleiten, oder Schülern, die solche Darstellungen austauschen, Strafverfolgung droht, wollen SPD, Grüne und FDP die Reform zumindest in diesem Teil wieder entschärfen.“
Passend zur Bagatellisierung von Sexualstraftaten und Kinderpornografie erleben wir einen US-Präsidenten, der in der Öffentlichkeit an Kinderhaaren schnüffelt und ein buddhistisches Oberhaupt, das einem kleinen Jungen seine Zunge entgegenstreckt und ihn auffordert: „Suck my tongue“. Später sagt der Dalai Lama, es sei ein Scherz gewesen.
In einer abgestumpften Gesellschaft, errichtet auf dem Nährboden von Egoismus, Angst und Gewalt, scheint die Eindämmung des Leids von sexuell missbrauchten Kindern und Frauen, kein relevantes gesellschaftspolitisches Anliegen zu sein. Man hat uns mit Pornografie an die Omnipräsenz von sexueller Gewalt gegen Frauen gewöhnt, will man uns nun auch an den sexuellen Missbrauch von Kindern gewöhnen? In Medien-Kampagnen wird bevorzugt das (angebliche) Leid instrumentalisierter Minderheiten ins Zentrum unserer Aufmerksamkeit gerückt und zum „humanitären“, wichtigen gesellschaftspolitischen Anliegen erklärt. Wer sich dagegen verwehrt, einen Mann als Frau anzusprechen, kann sich strafbar machen. Für die strafrechtliche Unterstützung der ausgewählten Minderheiten hat die Justiz Ressourcen. Der Besitz von kinderpornografischem Material soll hingegen von der Strafverfolgung befreit werden, um die Justiz zu entlasten.
Wie wird die Lebensrealität von Kindern und Frauen zukünftig aussehen, wenn diese Entwicklung nicht gestoppt wird?
Ausschreibung zur Fahndung durch die Polizei, Kontenkündigungen, Ausschluss aus der Bundespressekonferenz: Wer in Deutschland kritisch berichtet, sieht sich Psychoterror ausgesetzt. Und braucht für den Spott der rotgrünen Kultur-Krieger nicht zu sorgen. Ich mache trotzdem weiter. Auch, weil ich glaube, dass ich Ihnen das schuldig bin. Entscheidend fürs Weitermachen ist Ihre Unterstützung! Sie ist auch moralisch sehr, sehr wichtig für mich – sie zeigt mir, ich bin nicht allein, und gibt mir die Kraft, trotz der ganzen Schikanen weiter zu machen! Ganz, ganz herzlichen Dank im Voraus für Ihre Unterstützung, und sei es nur eine symbolische!
Aktuell sind (wieder) Zuwendungen via Kreditkarte, Apple Pay etc. möglich – trotz der Paypal-Sperre: über diesen Link. Alternativ via Banküberweisung, IBAN: DE30 6805 1207 0000 3701 71. Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut.
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Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Und ich bin der Ansicht, dass gerade Beiträge von streitbaren Autoren für die Diskussion und die Demokratie besonders wertvoll sind. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Iris Zukowski – Diplom-Psychologin, Hypnotherapeutin und Sachbuchautorin: „Was uns heute unterhält, kann uns morgen töten.“ Ruhland Verlag 2017. Sie war einige Jahre Dozentin für Neuromarketing und ist seit 2018 SOS-Initiatorin zur Aufklärung über die weitreichenden Effekte von frei verfügbarer Pornografie.