Der Fall des Attentäters von Magdeburg, Taleb al-Abdulmohsen, den Kollegen spöttisch „Dr. Google“ nannten, hat viele Leser aufgewühlt. Seine Geschichte steht exemplarisch für ein erschreckendes Problem: Falsche Ärzte, die trotz alarmierender Hinweise unbehelligt praktizieren können. Nach meinem Artikel dazu haben uns zahlreiche Rückmeldungen erreicht – darunter zwei Leserbriefe, die aufrütteln – und tief blicken lassen. Beide schildern direkte Erfahrungen aus deutschen Kliniken. Und beide werfen die Frage auf: Wie sicher ist unser Gesundheitssystem wirklich? Hier sind die Berichte – ungekürzt und in ihren eigenen Worten.
Der Arzt Dr. G. aus einer hessischen Universitätsstadt schreibt über seine Erfahrungen mit einem nach seiner Überzeugung falschen Arzt aus dem Iran:
Ein falscher Arzt:
Nennen wir ihn „Dr. Jayan“, der vor Mitte der 90er etwa ein halbes Jahr in unserer Praxis als vermeintlicher Radiologe tätig war. Er kam aus Persien und hatte alle notwendigen, von der Ärztekammer in XXX anerkannten Dokumente vorgelegt. Er arbeitete in der Schnittbildabteilung (CT, MRT). Nach einem halben Jahr wurde ich von Prof. XXX, dem Leiter der Neuroradiologie der Universität angerufen, ich solle zu ihm kommen, er sei sich absolut sicher, dass der Kollege Jayan kein Arzt sei. Prof. XXX hatte in seinem Arbeitszimmer neben dem Röntgenbetrachtungsschirm einen Stapel CT-Bilder, die von Jayan befundet waren.
Schon sehr früh hatte Prof. XXX den Verdacht, dass „Dr.“ Jayan kein Arzt ist, jetzt war er sich absolut sicher. Er zeigte mir alle Befunde und die CT-Aufnahmen dazu. Mir wurde klar, solche Befunde können nicht von einem Arzt stammen. Jayan beherrschte nicht, was man im ersten Semester Medizin lernt: die einfachste Lokalisationsbeschreibung wie „cranial“, „caudal“, „sagittal“ etc. Zunächst will man das nicht glauben, doch bei der Fülle der Fehler musste ich es glauben. Wir kamen zu dem Schluss, dass zum Schutze der Patienten Jayan sofort und ohne Verzögerung aus dem Verkehr gezogen werden muss. Prof. XXX sagte mir seine volle Unterstützung zu, auch und gerade, wenn die Sache vor einem Gericht landen sollte. Er werde als Hochschullehrer jedem Gericht klar machen, dass die Befunde nicht von einem approbierten Arzt stammen können.
Am folgenden Morgen passte ich Herrn Jayan vor der Praxis ab und erklärte ihm, dass er fristlos gekündigt sei. Ich meldete die Sache der Ärztekammer in XXX. Von ihr erfuhr ich, dass es in der Vergangenheit schon mehrere Fälle gegeben habe, bei denen angebliche Ärzte aus dem Ausland mit gefälschten Dokumenten eine Approbation in Deutschland erschlichen haben. Man sagte mir auch hier die Unterstützung zu. Die Sache kam vor das Arbeitsgericht. Prof. XXX hatte sich für den Termin freigehalten, um jederzeit auf Zuruf zur Gerichtsverhandlung kommen zu können. Jayans Anwalt bezeichnete mich als einen typischen kapitalistischen Arbeitgeber, der sich von unliebsamen Mitarbeitern meint, einfach trennen zu können, weil es sich um Ausländer handle, die sich nicht wehren können.
Ich schlug dem Richter vor, direkt mit Prof. XXX zu telefonieren oder ihn zu bitten als Zeuge auszusagen (von der Klinik bis zum Sitzungssaal wären kaum mehr als 15 Minuten verstrichen). Das lehnte der Richter ebenso ab wie meine Bitte, die Ärztekammer in XXX einzuschalten. Der falsche Arzt gewann den Prozess und die Praxis musste neben dem Gehalt für fast zwei Jahre alle Verfahrenskosten zahlen, insgesamt ca. 200.000 DM. Nach dem verlorenen Prozess wandte ich mich erneut an die Ärztekammer in XXX mit der Bitte, alle Jayan betreffende Dokumente zu überprüfen und mir zugänglich zu machen. Dies ist nicht geschehen (weil die Ärztekammer einen Regress befürchtete?). Jayan ist meines Wissens nie belangt und aus dem Verkehr gezogen worden!
Der Arzt hat über diesen Vorfall auch den damaligen CDU-Ministerpräsidenten von Hessen, Volker Bouffier informiert. Er habe von diesem nie eine Reaktion erhalten, schreibt er: „Ich vermute, es liegt daran, weil mein persönlicher Rückblick jeden Leser sehr, sehr nachdenklich machen dürfte, über Anspruch und Wirklichkeit des Staates und seiner Organisationen. Die oben zitierte Geschichte vom falschen Arzt ist noch eine der harmloseren Erfahrungen, die ich gemacht habe und durchleiden musste.“
Eine Mitarbeiterin einer Klinik in Süddeutschland schreibt:
Wir, Klinik St.XXX XXX, hatten vor ca. 2 Jahren auch einen neuen „Assistenzarzt“ aus Libyen auf der Inneren Abteilung. Er war zu allen freundlich, versuchte im Zwischenmenschlichen nicht aufzufallen… jedoch im medizinisch-fachlichen Bereich war fehlende Kompetenz bei genauerem Hinsehen sehr schnell auffällig.
So schnell wie er gekommen war, war dieser „Assistenzarzt“ auch wieder verschwunden. Dies, weil wir im Haus interdisziplinär eng zusammenarbeiten, uns regelmäßig austauschen, alle in unserem Fach kompetent sind… kurze Dienstwege zum Alltag gehören…und wir uns vor allem fachlich (und auch menschlich) respektieren und Probleme ernst nehmen und dann auch angehen. Leider gehören wir von St. XXX XXX im Krankenhausbereich zu seltenen Ausnahmen, was konstruktive Zusammenarbeit anbetrifft. Es kommt allen zugute und „faule Eier“ haben dadurch keine Chance.
Diese beiden Leserbriefe zeigen eindrucksvoll, wie tiefgreifend das Problem falscher Ärzte in unserem Gesundheitssystem ist – und wie gefährlich das Schweigen von Politik und Medien dazu. Während sich oft um Nebensächlichkeiten gestritten wird, bleiben lebensbedrohliche Missstände unbeachtet. Es ist höchste Zeit, dass hier Transparenz und Konsequenzen folgen – bevor noch mehr Patienten zu Opfern eines Systemsversagens werden.
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