Gestorben, weil kein Bett frei war? Wenn Hilfe zum Glücksspiel wird

Übereinstimmend berichten mir viele Ärzte, die ich kenne, und Patienten, dass unser Gesundheitssystem immer mehr einer Lotterie gleicht: Mit etwas Glück gerät man in der Praxis oder in der Klinik noch an Ärzte vom alten Schlag – aus einer Zeit, in der unser Gesundheitssystem noch in vielen anderen Ländern als Vorbild galt. Wer dagegen Pech hat, erlebt in Praxen und Kliniken schnell Pleiten, Pech und Pannen – etwa durch Ärzte aus dem Ausland, deren Qualifikation mehr als fraglich erscheint, oder durch Pflegepersonal, das sich zwar bemüht – aber gar nicht oder kaum Deutsch spricht. Eine befreundete Ärztin spricht gar von „russischem Roulette“. Böse, aber nicht ganz von der Hand zu weisen.

Tatsächlich wurde unser Gesundheitssystem systematisch kaputtgespart und ohne Rand und Band sowie ohne Verstand kommerzialisiert. Es setzt die falschen Anreize, und macht Ärzte, Pflegepersonal und Patienten oft in gleichem Maße kaputt.

An all das musste ich denken, als ich die folgende Nachricht bei „Focus Online“ las: „Weil kein Platz im Krankenhaus war: Deutsche Wanderin (63) stirbt nach Unfall“. Was für eine schockierende Meldung.

Sie läuft unter der Dachzeile „Nächster Vorfall in Österreich“. Was zum einen dahingehend erschütternd ist, dass es nicht der einzige Fall dieser Art ist. Und dass er sich in unserem Nachbarland zutrug und nicht in Deutschland, sollte uns nicht erleichtert aufatmen lassen – die strukturellen Probleme in den beiden Ländern sind trotz aller Unterschiede ähnlich.

Im konkreten Fall ist die Touristin aus Bayern am Mittwoch vergangener Woche beim Bergsteigen unterhalb des Traunsteins im Gebiet von Altmünster (Oberösterreich) mehrere Dutzend Meter abgestürzt – also gar nicht allzu weit von der deutschen Grenze. „Zwei Bergsteiger fanden sie bewusstlos mit schwersten Kopfverletzungen vor und alarmierten die Rettungskräfte. Nach der Erstversorgung am Berg mit Hilfe eines Hubschrauber-Einsatzes wurde sie von zwei nahegelegenen Krankenhäusern abgelehnt“, unter anderem von dem nur wenige Flugminuten entfernten Klinikum Gmunden, heißt es in dem Bericht: „Am Freitag verstarb die Frau an ihren schweren Verletzungen.“

„Der Notarzt hat sich auch oben am Berg schon bemüht, aber für die eigentliche Erstversorgung, also Intubation und Atemwege frei machen, hätte die Frau ins Krankenhaus nach Gmunden geflogen werden sollen, bevor sie nach Wels fliegen hätte sollen“, sagt Bergretter Stefan Oberkalmsteiner, der selbst vor Ort im Einsatz war, laut „Kronen-Zeitung“.

Laut der Sprecherin der OÖ-Gesundheitsholding, Christine Dörfel, war in Gmunden aber wegen einer anderen Notfallversorgung kein Platz im Schockraum vorhanden. Auch im nächstgelegenen Krankenhaus in Vöcklabruck war der Schockraum aus dem gleichen Grund besetzt. Was weiter geschah, war dramatisch: In ihrer Not versorgten die Notfallmediziner die Deutsche auf einer Lichtung am Fuße des Traunsteins; erst nach einiger Zeit konnten sie sie ins Klinikum Wels überstellen. Offenbar zu spät: In der Klinik verstarb sie zwei Tage nach dem Unfall.

„Es ist der nächste Vorfall dieser Art in Österreich“, heißt es in dem Bericht: „Bei einer 54-Jährigen wurde Mitte Oktober ein Aorteneinriss festgestellt. Sie verstarb, nachdem mehrere Spitäler sie wegen kompletter Auslastung der Intensivbetten abgewiesen hatten.“

Man möchte am liebsten laut rufen: Wie konnte es so weit kommen? Wir reden hier nicht über einen dritten-Welt-Staat, sondern über zwei der reichsten Länder Europas. Regionen, in denen man jahrzehntelang stolz auf medizinische Spitzenversorgung war. Heute aber wird triagiert wie in einem Krisengebiet – bloß ohne Krieg, ohne Naturkatastrophe, ohne Epidemie. Nur mit Bürokratie, Planwirtschaft, Fehlanreizen und politischer Selbstzufriedenheit.

Natürlich könnte man jetzt reflexhaft über „Einzelfälle“ parlieren. Genau das tun die Verantwortlichen gern. Doch wer genauer hinschaut – und wer, wie ich, seit Jahrzehnten mit Ärzten und Pflegekräften spricht – der weiß: Das sind keine Ausnahmen mehr. Das sind Symptome eines Systems, das an Überlastung, Personalnot und Fehlsteuerung leidet. Und an einer Politik, die lieber Leitbilder formuliert, statt auf die Leittragenden zu sehen.

Dabei sind die Ursachen seit Jahren bekannt: Fallpauschalen, die Komplexität bestrafen und Routine belohnen. Ein Ausbildungssystem, das mehr auf Papier als auf Praxis setzt. Sprachliche und fachliche Standards, die still abgesenkt werden. Und eine Abwanderung gerade jener jungen, hervorragend ausgebildeten Ärztinnen und Ärzte, die wir mit Milliarden an Steuergeld ausbilden – nur damit sie dann frustriert in die Schweiz, nach Skandinavien oder direkt in die USA verschwinden. Die Guten gehen. Die Überforderten bleiben. Und immer häufiger rücken Kandidaten nach, bei denen man sich fragt, wie sie überhaupt eine Approbation erhalten konnten – oder ob überhaupt. Ein Systemfehler, der sich wie ein Schwelbrand durch unsere Kliniken frisst.

Eine leitende Oberärztin, mit der ich befreundet bin, denkt ernsthaft darüber nach, ihren Beruf aufzugeben – nach Jahrzehnten. „Ich halte das nicht mehr aus“, sagt sie. Nicht wegen der Medizin, die liebt sie. Sondern wegen der ausufernden Bürokratie, dem absurden Dokumentationszwang, endlosen Formularpflichten – und einem Patientenklientel, das zunehmend nicht Hilfe sucht, sondern Ansprüche stellt. Besonders auffällig, so sagt sie, sei das Verhalten mancher Zuwanderergruppen, die mit einer Mischung aus Anspruchsdenken, Respektlosigkeit und Misstrauen bis hin zu offener Aggression auftreten.

Viele ihrer Kolleginnen und Kollegen erleben dasselbe – und ziehen die Konsequenzen. Nicht, weil sie zu schwach wären. Sondern weil das System sie zermürbt – und die Politik wegsieht.

Das Resultat: Wer rechtzeitig im richtigen Bett landet, lebt. Wer Pech hat, stirbt im Wald – trotz Hightech-Helikopter und bestens ausgebildeter Retter.

Makaberer kann ein Befund kaum ausfallen.

Und bevor man jetzt auf Österreich zeigt: Glauben Sie wirklich, dass eine vergleichbare Bergtour im Allgäu heute zwingend anders ausgegangen wäre? Dass unsere Schockräume immer frei, unsere Intensivstationen immer besetzt, unsere Kliniken stets voll arbeitsfähig wären? Ich fürchte, das wäre Realitätsverweigerung mit Tracht und Lederhosen.

Wir sind dabei, etwas zu verspielen, was Generationen aufgebaut haben: Vertrauen. Sicherheit. Die beruhigende Gewissheit, dass Hilfe kommt – und nicht nur vielleicht.

Man kann über Autobahnen diskutieren, über Genderquoten und Wärmepumpen. Aber ein Land, das seine Menschen im Notfall nicht mehr zuverlässig versorgen kann, verliert die Grundlage zivilisierter Selbstachtung. Dann wird aus einem vermeintlichen Sozialstaat ein Sozial-Experimentierlabor – mit lebenden Probanden.

Und wie jedes schlechte Experiment endet es nicht mit Erkenntnis, sondern mit Leid. Die 63-jährige Wanderin ist nun eines seiner Gesichter. Wie viele brauchen wir noch, bis jemand Verantwortung übernimmt, statt nur Betroffenheitssätze abzusondern?

Wer Leben gefährdet, weil Betten gesperrt, Personal verheizt oder Strukturen zerbürokratisiert wurden, trägt Verantwortung. Es ist höchste Zeit, dass Politik und Gesundheitsbürokratie nicht länger mit Ausreden davonkommen.

Gesundheit darf keine Lotterie sein. Und schon gar nicht russisches Roulette.

Denn das Ergebnis kennen wir: Irgendwann fällt die falsche Kugel.

Und dann ist es nicht „irgendeine“ Bergsteigerin.

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