Von Kai Rebmann
Essen ist und bleibt vor allem eine Geschmacksfrage. Unstrittig ist hingegen, dass zu einer gesunden und vollwertigen Ernährung auch Fleisch und Wurst gehören. Und zwar ausdrücklich, so dass hier wohl kaum jemand ernsthaft widersprechen wird.
Bis an die Ährenfeldschule in Gröbenzell im Großraum München hat sich das allem Anschein nach aber noch nicht herumgesprochen. Wie sonst käme man auf die Idee, Fleisch und Wurst ab sofort vollständig vom Speiseplan der Mensa in der dortigen Grundschule zu verbannen – und diese Maßnahme ausgerechnet so zu erklären, wie es im „Focus“ zu lesen ist: „Das Essen soll gesund, erschwinglich und möglichst aus regionaler und biologischer Produktion stammen.“
Gemeint ist damit das Mittagessen für die ABC-Schützen und gegen viele der oben genannten Punkte ist grundsätzlich auch nichts einzuwenden. Regional ist immer gut, gerne auch Bio, und wenn es dann noch wenig kostet, umso besser! Ob insbesondere Kinder so ganz fleischlos aber tatsächlich glücklich werden, steht auf einem anderen Blatt.
Pflicht zum Mittagessen
Nun mag man argumentieren, dass die Schüler bzw. deren Eltern das Essen ja ablehnen könnten. Aber auch dieses Argument läuft ins Leere, denn die Teilnahme am gemeinsamen Mittagessen ist im Rahmen der Ganztagesbetreuung verpflichtend vorgeschrieben. Mit anderen Worten: Gegessen wird, was auf den Tisch kommt – und nichts anderes!
In der Mensa gebe es „gutes Essen“ und die Gemüse-Tortellini am Montag zum Beispiel seien „prima“ gewesen, freut sich Alexandra Müller in der „tz“. Auch wir freuen uns natürlich, wenn es der Schulleiterin gemundet hat, ansonsten bleibt das aber – wie gesagt – eine höchst individuelle Geschmacksfrage.
Und auch der Caterer, der die Ährenfeldschule in Gröbenzell mit dem grünen Essen beliefert, kann an der Essens-Pflicht in der Kantine seines Kunden nichts Schlechtes erkennen. Dadurch entstehe „Raum für Diskussionen“, wie ein Mitarbeiter zitiert wird. Bleiben natürlich die Fragen, über was Grundschüler beim gemeinsamen Mittagessen so alles diskutieren, wer welchen Gesprächsstoff vorgibt und weshalb das grundsätzlich nicht auch bei Frikadellen und Leberkäs möglich sein soll.
Fleisch angeblich zu teuer
Die Rektorin führt aber noch ein weiteres Argument an, das für den Rotstift auf dem Speiseplan verantwortlich sein soll. Fleischhaltiges Essen sei eben schlicht zu teuer. Durch den Verzicht auf Fleisch könnten die Kosten pro Teller bei unter 5 Euro gehalten werden, so Müller. Wer sich allerdings anschaut, wofür „im besten Deutschland aller Zeiten“ ansonsten immer mehr als genug Geld da zu sein scheint, wird sich fragen, warum jetzt ausgerechnet wieder unsere Kinder den Gürtel enger schnallen müssen.
Hinzu kommt: Sparen tut in Wirklichkeit nur die Schule selbst bzw. deren Träger. Gab es für die Eltern vor der Umstellung noch einen Zuschuss aus der Kasse der Gemeinde Gröbenzell in Höhe von 90 Cent pro Portion, ist dieser jetzt ebenfalls gestrichen worden, und zwar vollständig.
Was für ein Armutszeugnis: Eine Gemeinde im gewiss nicht armen Bayern kann oder will sich eine ausgewogene Ernährung für ihre Kinder, die gerade im Grundschulalter besonders wichtig ist, nicht mehr leisten. Mit grüner Ideologie oder Bevormundung soll das angeblich aber nichts zu tun haben.
Und die Mainstream-Medien schwenken bereitwillig auf die Linie des Einheitsbreis ein. Der „Focus“ etwa schreibt dazu: „Mit der Umstellung auf eine fleischfreie Mensa ist die Schule Vorreiter im Raum München.“ Da dürfte es aber auch Eltern – und vor allem Kinder – geben, die das ein klein wenig anders sehen.
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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.
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