„Mutti“ gnadenlos – kommt jetzt die neue (Pandemie-)Mauer? Merkel: Wir müssen noch strenger werden

Jetzt wissen wir endlich, wer schuld ist an der ganzen Misere! Wir! Weil wir nicht auf Mutti hören! Bei Focus Online lautete heute eine Schlagzeile: „Angela Merkel warnte früh vor einem harten Winter. Nur wenige hörten auf sie. Auch deshalb steckt Deutschland jetzt im harten Lockdown.“ Interessant. Die Bundesregierung kann keine einzige wissenschaftlich geprüfte Studie nennen, die den Nutzen des Lockdowns belegt. Sie ignoriert offensichtlich die wissenschaftlich geprüfte Studie des Stanford-Medizin-Professor John Ioannidis, die belegt, dass der Lockdown keinen Nutzen bringt, ja sogar schaden kann.

Zur Erinnerung: „Es gibt aber in dem Ganzen auch politische Grundentscheidungen, die mit Wissenschaft nichts zu tun haben“, antwortete die Bundeskanzlerin vergangenen Mittwoch auf der Bundespressekonferenz auf meine Frage, warum die Regierung die Ioannidis-Studie ignoriere, nicht auf kritische Wissenschaftler höre und sich so einseitig beraten lasse. Davon kein Wort. Schuld an der Misere ist das gemeine Volk, das nicht auf die strahlende Staatsfrau hört!

Focus Online gehört zum Burda-Verlag. Dessen Berliner Büro wird geleitet vom Ehemann des Gesundheitsministers Jens Spahn. Bei den beiden Meldungen, die das Portal heute nebeneinander stellt, fällt sofort auf, wie sehr sie sich widersprechen: „Am Montag meldete das RKI so wenige Neuinfektionen wie seit drei Monaten nicht mehr. Die Rufe nach Ende des Lockdowns werden immer lauter“, heißt es links. Und rechts: „‚Leben auf einem Pulverfass‘: Merkel fordert in interner Schalte noch strengere Maßnahmen…“ Die „Bild“-Zeitung zitiert aus einer internen Schalte mit den Unions-Fraktionsbossen von Bund und Ländern. Darin sagte Merkel: „‘Wir müssen noch strenger werden, sonst sind wir in 14 Tagen wieder da, wo wir waren.‘“

 

So eine Zusammenstellung von Nachrichten wirft sofort die Frage auf: Wird da nicht mitgedacht in der Redaktion, wenn man solche Nachrichten nebeneinander stellt? Oder ist da jemand subversiv zugange? Ein gut getarnter „Querdenker“?

Weiter heißt es in dem Focus-Artikel: „Alles sei ‘furchtbar‘, so Merkel. Ihr Fazit: ‘Uns ist das Ding entglitten.‘ Durch die Mutationen lebe Deutschland ‘auf einem Pulverfass‘.“ Ausnahmsweise bin ich da mal einverstanden. Bis auf den letzten Satz. Denn ich finde, das Pulverfass hat die Regierung mit ihrer Politik geschaffen. Ein politisches, wirtschaftliches und soziales Pulverfass. Die Absurdität, dass man Impfungen als die Rettung aus der Krise preist und dann bei der Beschaffung und Organisation von Impfstoff versagt. Wobei Kritiker des Impfstoffes unter Hinweis auf die in ihren Augen zu schnelle Entwicklung davon ausgehen, dieses „Versagen“ werde sich als Segen herausstellen. Wie auch immer: An ihren eigenen Maßstäben ist die Regierung kläglich gescheitert.

Merkel lässt jetzt so weit reichende Reise-Einschränkungen prüfen, dass Spötter bereits von einer neuen (Pandemie-)Mauer sprechen. „Sie will Deutschlands Grenzen am liebsten weitgehend dicht machen, natürlich nur für die eigenen Bürger und nicht für Asylsuchende. Teilnehmer berichten, die Kanzlerin sei bei der weiteren Beschränkung von Reisefreiheiten gar nicht mehr zu bremsen“, heißt es aus der Unionsfraktion von einer Sitzung am Dienstag.

Vor einer Woche habe ich in meinem Wochenbriefing den großen Arnulf Baring zitiert. Der schrieb 1997 in seinem Buch „Scheitert Deutschland?“: „Es steht zu befürchten, dass wir ….noch nicht das Gespür dafür zurückgewonnen haben, wie gefährlich die Welt weiterhin bleibt. Wir ahnen nicht, wie aufmerksam man Grundlagen der eigenen Existenz als Volk und Staat sichern muss, wenn man nicht unter die Räder kommen will“. Barings Mahnung: „Wir müssen ein Stück des alten Gefahrensinns zurückgewinnen, denn wir sind mit dem Rücken zu allen absehbaren Gefahren eingeschlafen. Es ist zu hoffen, dass es kein panikartiges Erwachen gibt, wenn irgend eine Bedrohung eintritt, mit der wir nicht gerechnet haben. Das kann leicht eintreten, weil wir dergleichen überhaupt nicht mehr für denkbar halten und uns einen idyllischen Friedenszustand herbei geträumt haben.“

Es ist geradezu unheimlich, wie prophetisch Barings Worte waren. Wir erleben genau dieses „panikartige Erwachen“, bei dem Rationalität und kritisches Hinterfragen bei vielen ausgeschaltet sind. Und haben eine Verwaltung, eine Regierung und eine Presse, die träge, ja teilweise sogar unfähig geworden ist in den fetten, ruhigen Jahren, in denen man sich um Luxusthemen wie Gendern kümmerte. Sie reagieren jetzt umso panischer. Vor allem die Generation derjenigen, die sich für unverletzlich hielten und glaubten, die hätten eine Garantie auf ein Leben ohne echte Risiken, sind mit einer realen Gefahr völlig überfordert. Sie hyperventilierten. Eine hochexplosive Mischung.

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Bild: photocosmos1/Shutterstock
Text: br

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