Russischer Impfstoff – vom Teufelszeug zum Heilsbringer? 180-Grad-Wende bei ARD & Co.

Es ist immer wieder aufs Neue erstaunlich, wie schnell sich Narrative heutzutage ändern. Oder genauer gesagt „Wahrheiten“. Denn Anspruch auf solche erheben ja viele Medien. „Russischer Corona-Impfstoff: ‘Hochriskantes Experiment‘“ – unter dieser Überschrift rechnete die Tagesschau in der ARD noch im August mit dem russischen Impfstoff „Sputnik V“ ab. „Mediziner sind skeptisch. Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, nannte die Zulassung des Impfstoffs ‘ein hochriskantes Experiment am Menschen‘“, heißt es weiter in dem Beitrag. Das mag alles zutreffen. Allerdings verwundert, dass die Tagesschau haargenau die gleiche Kritik gegen die hierzulande zugelassenen Impfstoffe von Experten wie etwa Prof. Stefan Hockertz völlig ignoriert. Mehr noch: Dass solche kritischen Aussagen etwa bei YouTube zensiert werden, wie meine beiden Interviews mit dem streitbaren Professor (zu finden sind sie noch hier).

Kaum sind fünf Monate vergangen seit dem oben zitierten Beitrag, in dem die ARD den russischen Impfstoff verriss, da änderte sich die Richtung des gebührenfinanzierten Senders mit dem guten Draht ins Kanzleramt um 180 Grad, wie der Blogger „ArgoNerd“ bemerkte:

„Der russische Impfstoff Sputnik V hat laut einer Studie im Fachblatt „The Lancet“ eine Wirksamkeit von 91,6 Prozent. Das ergaben Testergebnisse mit 20.000 Freiwilligen. Der Wert wäre ein ähnlicher, wie ihn die Vakzine von Moderna und BioNTech/Pfizer aufweisen.“, heißt es nun plötzlich auf Tagesschau.de. Wie auf Knopfdruck haben zuvor auch schon andere große Medien ihre Einstellung zu dem Impfstoff aus Russland kardinal geändert. Auffallend synchron zu Aussagen von Gesundheitsminister Jens Spahn, wonach die Bundesregierung offen sei für den Einsatz des russischen Mittels. Ausgerechnet nach dem Desaster mit den eigenen Impfstoffen.

Nun kann es natürlich sein, dass sich die Studienlage seit August massiv geändert hat. Merkwürdig ist das allerdings schon, da ja damals Misstrauen gegenüber den russischen Behörden und Wissenschaftlern Grund für die negative Einschätzung war. Dass sich dieses Misstrauen nun plötzlich gelegt hat, und neue Studien aus Russland plötzlich höchstes Vertrauen genießen, ist merkwürdig. Ebenso wie die Tatsache, dass ähnliche Kritikpunkte gegenüber den im Westen produzierten Impfstoffen tabu sind.

Zum Abschluss noch ein persönliches Wort: Ich habe 16 Jahre in Russland gelebt, das Land und vor allem die Menschen lieben gelernt, und Russland wurde zu meiner zweiten Heimat. Bei fast allem, was mit Musik, Kunst oder Emotion zu tun hat, ziehe ich im Zweifelsfall Russisches vor. Umgekehrt haben mich die 16 Jahre in Russland und schmerzliche Erfahrungen mit russischen Autos gelehrt, ebenso wie die Mehrzahl der Russen in Sachen Technik und Medizin eher Westlichem zu vertrauen. Auch in diesen Bereichen gibt es in Russland durchaus Genie. Aber ich persönlich würde es nicht darauf ankommen lassen. Was allerdings auch für einen westlichen Impfstoff gilt, bei dem mögliche Langzeitwirkungen nur moduliert sind und die Zulassung im Hauruck-Verfahren erfolgte.

Aktuell würde ich mir einen Impfstoff gegen Wendehalsigkeit vor allem im Journalismus wünschen. Einen, der das Rückgrat fester macht. Und hilft, kritisch zu hinterfragen.


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Bild: Haris Mm/Shutterstock
Text: br


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