Von Kai Rebmann
„Das ist eine ganz besondere Konstellation, dass die SPD den Präsidenten und die Vorsitzenden von DFB, DOSB, Deutschem Leichtathletikverband (DLV), Behinderten-Sportverband und die für den Sport zuständige Bundesinnenministerin und den Sport-Staatssekretär stellt.“
So äußerte sich der SPD-Bundestagsabgeordnete Axel Schäfer gegenüber dem Mediendienst „Übermedien“ und tat damit so, als handele es bei der Besetzung von Spitzenposten im Sport um einen Wettstreit politischer Parteien. Das Gegenteil ist – oder besser gesagt: war – bis vor nicht allzu langer Zeit der Fall. Sport und Politik seien strikt voneinander zu trennen, lautete das über Jahrzehnte hinweg hochgehaltene Mantra.
Und noch etwas fällt auf: Just die von der SPD „regierten“ Verbände fallen derzeit vor allem durch massive Erfolgslosigkeit auf. Bei den beiden jüngsten Fußball-Weltmeisterschaften blamierte sich der DFB auf und abseits des Platzes bis auf die Knochen, die Leichtathleten blieben bei der WM im August erstmals in der Geschichte ohne jede Medaille.
Dass es im deutschen Sport auch anders geht, zeigten in diesem Jahr die Nationalmannschaften im Eishockey und Basketball. Statt mit Regenbogen-Inszenierungen von Funktionären und SPD-Politikern auf der Tribüne glänzten DEB und DBB mit historischen Leistungen auf dem Eis bzw. Parkett.
DFB-Taskforce wird zur Task-Farce
Zu den ersten Konsequenzen nach der Wüsten-Schmach von Katar gehörte beim DFB in diesem Frühjahr die Einrichtung einer sogenannten Taskforce. Von dem ähnlich desaströsen Auftritt der DFB-Frauen in diesem Sommer konnte damals noch niemand etwas ahnen, so dass sich das Gremium vor allem mit Zustand der Männer-Nationalmannschaft gut ein Jahr vor der Heim-EM auseinandersetzen sollte.
Eigentlich wenig überraschend – ja, fast schon folgerichtig – trommelte DFB-Präsident Bernd Neuendorf (SPD) so etwas wie ein „Who is Who“ des deutschen Fußballs zusammen: Karl-Heinz Rummenigge, Rudi Völler, Olaf Mintzlaff, Matthias Sammer, Oliver Kahn und Hans-Joachim Watzke.
Alle Taskforce-Mitglieder haben ihre Fähigkeiten auf dem Platz und/oder der Funktionärsebene jahrelang, wenn nicht seit Jahrzehnten unter Beweis gestellt. Einziges „Problem“, zumindest für manche: Alle sind auch „(mehr oder weniger) alte, weiße Männer“.
Noch-Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg bemängelte im Februar umgehend, dass ihr in dem Gremium „so ein bisschen die Durchmischung“ fehle. Sie vermisse sowohl Internationalität als auch – man(n) ahnt es – eine Frau.
Politisierung des DFB – Rummenigge und Mintzlaff werfen hin
Doch nach nur einem guten halben Jahr ist auch die DFB-Taskforce schon wieder Geschichte, jedenfalls was ihre ursprüngliche Zusammensetzung und die gemeinsam formulierten Ziele angeht. Kalle Rummenigge und Olaf Mintzlaff mussten erkennen, dass der sportliche Erfolg unter der aktuellen DFB-Führung auch künftig allenfalls zweitrangig ist.
Grund für diese Einsicht ist die Berufung von Andreas Rettig zum neuen DFB-Geschäftsführer Sport durch Präsident Bernd Neuendorf. Kritiker sprechen von einem Alleingang des SPD-Politikers, um dessen Parteifreund an prominenter Stelle beim DFB zu installieren. Als Konsequenz dieser offenkundig „politisch motivierten Berufung“ erklärten Rummenigge und Mintzlaff im September ihren sofortigen Rücktritt aus der DFB-Taskforce.
Unbestritten bleibt, dass auch Andreas Rettig über einen breiten Erfahrungsschatz als Funktionär im Profi-Fußball verfügt. Fakt ist aber auch, dass der Manager zuletzt nicht mehr zum obersten Regal gehörte, sondern die Geschicke von Vereinen wie dem FC St. Pauli (2. Bundesliga, 2015 – 2019) oder FC Viktoria Köln (3. Liga, 2021/22) lenkte.
Was also qualifiziert ausgerechnet Andreas Rettig dazu, den in Trümmern liegenden DFB wieder in die sportliche Erfolgsspur zurückzuführen? Wie sein Chef Bernd Neuendorf kann Rettig als „SPD-nah“ bezeichnet werden, um es ganz vorsichtig auszudrücken. Zudem rührte der neue DFB-Geschäftsführer vor Jahren kräftig die Werbetrommel für Neuendorf, als dieser sich im Rennen um die DFB-Spitze gegen Peter Peters durchgesetzt hatte.
Es muss zu denken geben, wenn sogar die „ARD Sportschau“ bei der jüngsten DFB-Personalie von einem „Deal“ spricht und damit von einem späten Dankeschön unter Genossen ausgeht.
Bernd Neuendorf – der ‚Olaf Scholz des Fußballs‘
Dabei war Bernd Neuendorf bis vor vier Jahren in Sachen Fußball noch ein weitgehend unbeschriebenes Blatt. Erst am 29. Juni 2019 wurde das SPD-Urgestein an die Spitze des Fußballverbands Mittelrhein gewählt, ehe er schon am 11. März 2022 an die Spitze des DFB und damit des weltgrößten nationalen Dachverbandes kam.
Ein derart steiler Aufstieg in einem solch atemberaubenden Tempo ist zumindest ungewöhnlich und wohl nur möglich, wenn man über das richtige Vitamin B verfügt und es sich „verdient“ hat. Bundesinnenministerin im März 2022, und damit unter anderem für den Sport zuständig, war Nancy Faeser (SPD), die dieses Amt auch heute noch bekleidet, wobei die Betonung wohl auf „noch“ zu legen ist.
Deutlich länger als die fußballerische Vita liest sich bei Bernd Neuendorf dessen Lebenslauf innerhalb der SPD: Vorstandsmitglied der SPD Berlin (2003), Pressesprecher der NRW-SPD (ab 2004), danach deren Landesvorsitzender in NRW (2007 – 2012) und schließlich Staatssekretär im Familienministerium in Düsseldorf (2012 – 2017).
Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund passt es wohl wie die Faust aufs Auge, wenn „Übermedien“ Bernd Neuendorf im Zusammenhang mit der eingangs zitierten Äußerung des SPD-Bundestagsabgeordneten Axel Schäfer auch schon als „Olaf Scholz des Fußballs“ bezeichnet hat.
Wie eng SPD und DFB inzwischen miteinander verflochten sind, zeigt auch die Tatsache, dass sowohl die Genossen als auch die Fußballer bei der Imagepflege auf die Dienste ein und derselben Agentur setzen – und zwar auf die der in Hamburg (Heimatstadt des Kanzlers) ansässigen Marketingexperten „brinkertlück creatives“. Auf deren Mist ist, wie man heute weiß, unter anderem auch das ideologieschwangere WM-Possenspiel in Katar rund um die One-Love-Binde und die Mund-zu-Geste gewachsen. Für die SPD und Olaf Scholz zeichnete „brinkertlück“ ein Jahr zuvor noch für die letztendlich erfolgreiche Kanzler-Kampagne für den Bundestagswahlkampf 2021 verantwortlich.
Das alles wäre sicherlich kaum der Rede wert, wenn da nicht der auffällige – zumindest zeitliche – Zusammenhang zwischen der fortschreitenden Politisierung bzw. Ideologisierung des Sports durch die SPD und dem Ausbleiben von Erfolgen in den davon besonders betroffenen Sportarten zu beobachten wäre.
Und so verwundert es manchen schon gar nicht mehr, wenn aus der DFB-Zentrale in Frankfurt inzwischen bierernst gemeinte Vorschläge kommen, zumindest in den jüngsten Altersklassen demnächst auch das Toreschießen mehr oder weniger abzuschaffen. Aki Watzke kommentierte diese Idee süffisant: „Oder wir machen den Ball eckig, damit er den etwas langsameren Jugendlichen nicht mehr wegläuft. Ich glaube, dass das grundsätzlich der falsche Ansatz ist.“
Denn, ob es den Genossen gefällt oder nicht, die entscheidende Währung in der Welt des Profi-Sports sind nun einmal Siege, Titel und Medaillen.
Unter Beschuss – aber umso wichtiger ist Ihre Unterstützung!
„Verschwörungsideologe“, „Nazi“ oder „rechter Hetzer“: Als kritischer Journalist muss man sich heute ständig mit Schmutz bewerfen lassen. Besonders aktive dabei: die öffentlich-rechtlichen Sender. Der ARD-Chef-Faktenfinder Gensing verklagte mich schon 2019, der Böhmermann-Sender ZDF verleumdete mich erst kürzlich als „Verbreiter von Verschwörungserzählungen“ – ohne einen einzigen Beleg zu benennen, und in einem Beitrag voller Lügen. Springer-Journalist Gabor Steingardt verleumdete mich im „Focus“, für den ich 16 Jahre lang arbeitete, als „Mitglied einer Armee von Zinnsoldaten“ und einer „medialen Kampfmaschine“ der AfD. Auf Initiative des „Westdeutschen Rundfunks“ wurde ich sogar zur Fahndung ausgeschrieben. Wehrt man sich juristisch, bleibt man auf den Kosten in der Regel selbst sitzen. Umso wichtiger ist Ihre Unterstützung. Auch moralisch. Sie spornt an, weiter zu machen, und nicht aufzugeben. Ich danke Ihnen ganz herzlich dafür, dass Sie mir mit Ihrem Beitrag meine Arbeit ermöglichen – ohne Zwangsgebühren und Steuergelder.
Aktuell sind (wieder) Zuwendungen via Kreditkarte, Apple Pay etc. möglich – trotz der Paypal-Sperre: über diesen Link. Alternativ via Banküberweisung, IBAN: DE30 6805 1207 0000 3701 71. Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut.
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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.
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