„Wirrschaffswunder“ statt Wirtschaftswunder Was soll ich an Deutschland noch toll finden?

Ein Gastbeitrag von Thilo Schneider

Hurra, „wir“ können es noch. „Wir“ sind – obacht – Basketballweltmeister! Auch, wenn die Basketball – obacht – Mannschaft ohne Regenbogenbinde und ohne Kleinwüchsige, die sich als Einsneunzig groß identifizieren, sich bis ins Finale durchgekämpft hat, so ist das doch ein erfreuliches Ereignis. Außerdem ist Deutschland auch Hockey-Weltmeister. Immerhin!

Ein kluger Mann sagte einst, die Bundesrepublik Deutschland identifiziere sich über drei Dinge: D-Mark, Wirtschaftswunder, Fußballweltmeister. So verkehrt war das nicht. Das waren die Punkte, über die sich bis etwa 2015 tatsächlich ein freundlicher und unaufdringlicher Patriotismus definierte – wenngleich die D-Mark, die so etwas wie eine Leitwährung im EU-Raum war, da schon lange dem einigermaßen zappeligen Euro gewichen war.

Nachdem nun also der Verlust der D-Mark quasi der zu zahlende Preis für die Integration der DDR war, blieben noch das Wirtschaftswunder und die Weltmeisterschaft. Nun, aus dem Wirtschaftswunder wurde spätestens ab 2015 das „Wirrschaffswunder“ und es ging langsam bergab, bis unter der Ampel die Axt an die Energieversorgung und an die Autoindustrie und den Maschinenbau gelegt wurde. Unter einem Wirtschaftsminister, der weder die BaFin, noch das Insolvenzrecht versteht und einer Partei, die, um die Energiekosten zu senken, sie brutal erhöht hat.

Bliebe noch der Weltmeister: Niemand, der seit 2000 geboren wurde, dürfte je das 7:1 gegen Brasilien 2014 vergessen, der anschließende WM-Titel war da nur nach das Sahnehäubchen auf der Torte. Und seitdem? Vorrundenaus 2018, Vorrundenaus nach „Bindchengate“ 2022, jetzt zuletzt das blamable 4:1 gegen die Fußballmacht Japan. Was ist da eigentlich los, in diesem Land?

Ich merke es an mir selbst: Als bei einem Empfang die Nationalhymne gesungen wurde, sang ich nicht mit. Ich fühlte mich einfach unwohl, die Zeilen „Einigkeit und Recht und Freiheit“ zu singen. Ich sehe diese Grundpfeiler unserer Nation (allein das ist mittlerweile ein schreckliches Wort, es grenzt schließlich andere Nationen aus, hu?) schlicht nicht mehr. Warum sollte ich für diesen Komödienstadl („Drecksstaat“ darf ich wegen des „Rechts“ in der Nationalhymne nicht schreiben, das kostet für einen Studenten 1.500,- €, da möchte ich meinen Tarif gar nicht kennenlernen!) irgendeine Form von Patriotismus empfinden? Was soll ich denn an Deutschland noch toll finden? Womit soll ich mich identifizieren?

„Am Grundgesetz“, rufen die Apologeten. Jaja, das Grundgesetz ist toll – wie viel es wert ist, war in der Corona-Pandemie deutlich sichtbar. Die meisten blieben brav zu Hause und ließen sich impfen (ich übrigens auch) und die, die auf die Straße gingen, wurden von der Polizei „zur Strecke gebracht“, wenn sie das Grundgesetz nur in die Luft hielten und das unter lautem und hämischen Begleitgelächter der sogenannten „freien Medien“. Die ihre Zwangsabgabenzahler als „Blinddarm“ (Sarah Bosetti) oder öffentlich als „Sozialschädlinge“ (Rainer Stinner, FDP) abqualifizierten. „Querdenker“ wurde zum Schimpfwort, „Aluhutträger“ zur gängigen Bezeichnung. Wo war da das Grundgesetz? Einmal herzlich lachen, oder?

Sollte ich vielleicht stolz sein auf unsere tolle Toleranz? Die, ganz toll, es extrem wichtig findet, dass Drag-Kings in Kindergärten „inklusive Kinderbücher“ vorlesen? Soll ich stolz auf die Umzüge nackter Perverslinge am CSD sein, die eine einst honorige und wichtige Veranstaltung für ihre persönlichen Kinks gekapert haben? Oder auf die aus fernen Ländern, die dann mit Gewalt auf sie losgehen? Soll ich stolz sein auf eine „Gastfreundschaft“, die sich hemmungslos ausnehmen lässt, auf Gastgeber, die ein irres Geld dafür bezahlen, dass sie sich nachts nicht mehr auf die Straße trauen können, deren Werte mit Füßen getreten werden und die am Fenster Zaungast der diversen „Familienstreitigkeiten“ werden, die die glücklich Schutz-gefunden-Habenden untereinander ausfechten?

Nicht einmal die Fahne hat man uns ehemaligen Patrioten gelassen: Regenbogenfarben wehen sowohl vor dem Möbelmarkt, aber erst recht von den öffentlichen Gebäuden, „als Zeichen der Solidarität und Toleranz“, weil das alte Schwarz-Rot-Gold augenscheinlich dafür nicht mehr steht. Eine Nationalfahne grenzt schließlich ebenso aus wie eine Nationalhymne. Ich habe darauf keine Lust mehr.

Am „Witzigsten“ finde ich die Politiker, die jetzt lauthals beklagen, dass ihre Wehrdienstverweigerung damals ein Fehler war, als es den Wehrdienst noch gab. Ich habe, wie 10.000 andere, meinen Wehrdienst geleistet und einen Eid darauf geschworen, die Bundesrepublik Deutschland tapfer zu verteidigen – nur ist dieses Land, in dem ich lebe, nicht mehr das Land, in dem ich aufgewachsen bin. Ich fühle mich von dem Eid, den ich damals geschworen habe, vollständig entbunden. Mögen sich unsere geneigten und sich vor anderen Staatsoberhäuptern demütig verneigenden Regierenden und ihre strunzdumme Gefolgschaft meinetwegen vor den Russenpanzern auf die Straße kleben und eine Sitzblockade machen – ich nehme für dieses Land garantiert keine Waffe in die Hand. Vielleicht koche ich einem Invasoren Bortschsch und reiche Wodka und zeige ihm die Richtung, in die die Buntewehr sich zurückgezogen hat.

Claudia Roth lief 1990 direkt hinter einem Banner mit der Aufschrift „Nie wieder Deutschland“ hinterher. Damals war ich empört. Heute würde ich neben ihr laufen.

Unter Beschuss – aber umso wichtiger ist Ihre Unterstützung!  

„Verschwörungsideologe“, „Nazi“ oder „rechter Hetzer“: Als kritischer Journalist muss man sich heute ständig mit Schmutz bewerfen lassen. Besonders aktive dabei: die öffentlich-rechtlichen Sender. Der ARD-Chef-Faktenfinder Gensing verklagte mich schon 2019, der Böhmermann-Sender ZDF verleumdete mich erst kürzlich als „Verbreiter von Verschwörungserzählungen“ – ohne einen einzigen Beleg zu benennen, und in einem Beitrag voller Lügen. Springer-Journalist Gabor Steingardt verleumdete mich im „Focus“, für den ich 16 Jahre lang arbeitete, als „Mitglied einer Armee von Zinn­soldaten“ und einer „medialen Kampf­maschine“ der AfD. Auf Initiative des „Westdeutschen Rundfunks“ wurde ich sogar zur Fahndung ausgeschrieben. Wehrt man sich juristisch, bleibt man auf den Kosten in der Regel selbst sitzen. Umso wichtiger ist Ihre Unterstützung. Auch moralisch. Sie spornt an, weiter zu machen, und nicht aufzugeben. Ich danke Ihnen ganz herzlich dafür, dass Sie mir mit Ihrem Beitrag meine Arbeit ermöglichen – ohne Zwangsgebühren und Steuergelder.
Aktuell sind (wieder) Zuwendungen via Kreditkarte, Apple Pay etc. möglich – trotz der Paypal-Sperre: über diesen Link. Alternativ via Banküberweisung, IBAN: DE30 6805 1207 0000 3701 71. Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut.

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Bild: Shutterstock

Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

Thilo Schneider, Jahrgang 1966, freier Autor und Kabarettist im Nebenberuf, LKR-Mitglied seit 2021, FDP-Flüchtling und Gewinner diverser Poetry-Slams, lebt, liebt und leidet in der Nähe von Aschaffenburg. Weitere Artikel von Thilo Schneider finden Sie hier unter www.politticker.de. In der Achgut-Edition ist folgendes Buch erschienen: The Dark Side of the Mittelschicht, Achgut-Edition, 224 Seiten, 22 Euro.

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