Hier finden Sie mein aktuelles „reitschuster.live“, in dem ich mit Ihnen den Lockdown diskutiert habe.
Liest man die großen Medien und hört und schaut man die öffentlich-rechtlichen Sender, kommt man zu der Überzeugung, dass die Menschen in Deutschland fest zur Regierung und ihrer Politik stehen und die Zufriedenheit auch jetzt noch auf der gleichen Ebene ist wie im Frühjahr. Weil mir dieses Narrativ merkwürdig erschien, habe ich beim Meinungsforschungsinstitut INSA eine Umfrage in Auftrag gegeben – die erste in diesem Jahr, weitere werden folgen (das Ergebnis einer zweiten liegt mir schon vor, in Kürze mehr). Dabei war folgende These vorgegeben, und die mehr als 2000 via Telefon und online repräsentativ Befragten konnten ihr zustimmen oder sie verneinen: „Mit dem Handeln der Regierung während der zweiten Welle der Corona-Welle bin ich (noch) weniger zufrieden als ich das während der ersten Welle war.“
Es ging also explizit nur um die Veränderung der Einschätzung gegenüber dem Frühjahr – nicht um die Einschätzung insgesamt. Deutschlandweit ist den Ergebnissen zufolge eine relative Mehrheit der Befragten mit dem Handeln der Regierung während der zweiten Corona-Welle (noch) weniger zufrieden als während der ersten: Dies geben 44 Prozent der Befragten an, während 39 Prozent diese Aussage ablehnen.
Hierbei ergibt sich ein deutliches Ost-West-Gefälle:
Fast die Hälfte (48 Prozent) der Befragten aus dem Osten Deutschlands sind mit dem Handeln der Regierung während der zweiten Corona-Welle im Vergleich zur ersten (noch) weniger zufrieden. Befragte aus dem Westen Deutschlands geben dies indes etwas weniger häufig an (43 Prozent).
Auch die Aufschlüsselung nach Erwerbstätigkeit ist interessant:
Erwerbstätige Befragte sind mit dem Handeln der Regierung während der zweiten Corona-Welle im Vergleich zur ersten häufiger (noch) unzufriedener, als dies nicht-erwerbstätige Befragte sind (46 zu 40 Prozent). Dabei geben nicht erwerbstätige Befragte allerdings häufiger an, es nicht zu wissen oder möchten keine Angabe machen, als dies erwerbstätige Befragte tun (21 zu 15 Prozent kumuliert).
Und hier noch das Ergebnis nach Parteipräferenzen aufgeschlüsselt:
Von den Wählern der Regierungsparteien Union und SPD ist eine absolute Mehrheit nicht unzufriedener geworden mit dem Handeln ihrer Regierung im Zuge der Bekämpfung der Corona-Pandemie (54 bzw. 53 zu jeweils 34 Prozent). Wähler der Grünen sind in dieser Frage gespalten: So stimmen 45 Prozent dieser Wählergruppe der Aussage zu und genauso viele lehnen diese ab. Wähler der anderen Oppositionsparteien sind mehrheitlich unzufriedener geworden, wobei dieser Anteil unter den Wählern der AfD deutlich am höchsten ist (67 Prozent gegenüber 50 bis 54 Prozent).
Wie bei allen Umfragen ist es auch bei dieser so, dass Fragestellung und Interpretation ganz wesentlich sind für die Schlussfolgerungen, zu denen man kommt. Aber gerade weil die großen Medien ganz überwiegend den Eindruck erwecken, es gebe keine wachsende Unzufriedenheit, ist es legitim, wichtig und geradezu zwingend, genau das nachzuprüfen. Und hier darzulegen, dass sehr viel für eine andere Sichtweise spricht. Wenn immerhin 44 Prozent der Menschen in Deutschland, also fast jeder zweite, (noch) weniger zufrieden sind mit der Corona-Politik in der zweiten Welle als mit der in der ersten, kann man mit Fug und Recht die These aufstellen, die hier in der Überschrift steht, und die man in vielen Medien wohl auf keinen Fall hören will: „Zufriedenheit mit Corona-Politik stark gesunken“.
Wetten, dass auch diese Umfrage nicht wie „politisch passende“ breit in allen Medien zitiert wird? Warum wohl?
Bitte machen Sie noch mit bei der Leser-Umfrage unten, wie Sie selbst als Befragter geantwortet hätten.
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Erstaunlich gut frisiert unsere Politiker trotz Friseur-Verbot. Und obwohl es keine Sonderregelungen für sie gibt, wie mir gestern Seibert auf meine Nachfrage dazu in der Bundespressekonferenz versicherte.
Lesen hier Friseure mit, die da fundiert was dazu sagen können? pic.twitter.com/UDZLOXxcql— Boris Reitschuster (@reitschuster) January 5, 2021
Bild: Axel Bueckert/Shutterstock
Text: br