Steht Frankreich vor einem Militärputsch? Offener Protest aus der Armee

Ein Gastbeitrag von Sönke Paulsen

Die Vorgeschichte besteht in einem offenen Protestbrief französischer Generäle, Offiziere und Soldaten am Zustand Frankreichs, der am 21.4.21 auf der Website „Valeurs actuelles“ erschienen ist.

Zwanzig Generäle und diverse andere Mitglieder der französischen Armee beschweren sich darin offen über den fehlenden Patriotismus der Regierung Macron. Sie greifen sogar die gesamte politische Klasse in Frankreich an und sprechen von „Zerfall“.

Der Antirassismus, den sie als einen „Partisanenkrieg“ gegen die französischen Werte betrachten, gegen Frankreichs Traditionen, seine Geschichte und seine kulturelle Identität, erzeuge bewusst Risse, um das Land zu verunsichern, beklagen sie.

Durch die zunehmende Islamisierung des Landes entstünden gesellschaftliche Bereiche und Gebiete (gemeint sind Wohnviertel der Migranten in den Vorstädten), die Dogmen unterliegen, welche mit der französischen Verfassung nicht in Einklang zu bringen seien.

Die Polizei würde benutzt und missbraucht und als politischer Stellvertreter gegen die Verzweifelten eingesetzt. Hier wird konkret auf die jahrelangen Proteste der „Gelbwesten“ abgehoben, die politisch von der Regierung Macrons diskreditiert und mit zunehmender Härte von der Straße vertrieben wurden.

Die Gefahren nähmen zu und die Gewalt wachse Tag für Tag.

Nun kommt die eigentliche Drohung. Es wird auf die Enthauptung eines Lehrers durch Islamisten im letzten Jahr Bezug genommen und dann gesagt, dass „wir, wie es unsere militärischen Statuten verlangen, keine passiven Zuschauer eines solchen Geschehens sein können“. Nicht nur das Militär, sondern auch eine große Mehrheit der französischen Bürger seien verärgert über das „schuldhafte Schweigen“ der Regierung.

Am Ende ihres Protestbriefs schreiben die Unterzeichner, dass sie einen Bürgerkrieg befürchten, der Tausende von Opfern kosten kann, wenn die Regierung nicht handelt und im eigenen Land die bestehenden französischen Gesetze nicht konsequent anwendet.

Unterschrieben haben viele Generäle, aber angeblich in einer weiteren Version auch Tausende von Soldaten, was aus den nachfolgenden Diskussionen hervorging.

Natürlich blieb dieser offene Brief nicht ohne Reaktion. Der Chef der französischen Armee, General François Lecointre, dachte in einem Interview mit der größten Pariser Tageszeitung „Le Parisien“ öffentlich über eine Entlassung der Generäle nach: „Ich verweigere ihnen (den Unterzeichnern des Schreibens) das Recht, uns zu beurteilen.“ Lecointre kündigte Sanktionen gegen die Generäle an.

Premierminister Castex forderte eine scharfe Bestrafung der wohl über achttausend Militärs, die diesen Appell unterschrieben haben.

Das dürfte schwierig sein, weil laut Umfragen 58 Prozent der Franzosen diesen Aufruf unterstützen würden. Im nächsten Jahr sind Präsidentschaftswahlen und die Franzosen haben ein gutes Gedächtnis.

Marion Maréchal, die Enkelin von Jean-Marie LePen und frühere Front-National-Abgeordnete (jetzt „Rassemblement National“), erinnerte an General de Gaulle, der sich oft ähnlich schonungslos über den Zustand von Land und Armee äußerte. Es falle auf, dass die Regierung sich über diesen Appell mehr aufrege als über diverse Ausschreitungen in den Vorstädten Frankreichs (wo überwiegend Muslime leben).

Fazit

Der Brei ist noch nicht gegessen. Ganz sicher steht dem Land kein Militärputsch bevor, aber das „gaullistische Frankreich“ hat sich sehr kräftig zu Wort gemeldet. Die Medien trauen sich nicht richtig, die Generäle als Rassisten zu beschimpfen, wie es in Deutschland üblich wäre. Frankreich ist eben, erfreulich, anders.

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!

Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

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Sönke Paulsen ist freier Blogger und Publizist. Er schreibt auch in seiner eigenen Zeitschrift „Heralt
Hier finden Sie seine Fortsetzungsgeschichte „Angriff auf die Welt“ – der „wahre“ Bond.

Bild: Ludovic Farine/Shutterstock
Text: Gast
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