Es sind dramatische Bilder und Nachrichten, die einen derzeit in Atem halten: Unzählige Menschen müssen nicht nur um ihr Hab und Gut, sondern auch um ihr Leben fürchten. Die Hochwasserlage in Teilen Deutschlands ist bestürzend. Und jeder Mensch, der über etwas Empathie verfügt, ist in diesen Tagen bei den Menschen, die von der Naturgewalt gefährdet sind.
Umso befremdlicher ist, was sich gestern in dem sozialen Netzwerk Twitter abspielte, in dem die Linksgrünlila-Blase stramm den Ton angibt und nicht davor zurückschreckt, auch die lächerlichsten Anlässe für Aufregung und Hyperventilieren bis hin zur Hysterie zu nutzen. Besonders drastisch wurde dies gestern sichtbar: Während in Teilen unseres Landes die Menschen ums nackte Überleben kämpften, trendete auf „Twitter“ der Hasthag #JungeFrau. Die Aufregung war groß. Der Auslöser: Der CDU-Kanzlerkandidat hatte in einem Fernsehinterview den Namen der Journalistin, die ihn interviewte, vergessen und redete sie mit „Frau“ an. So zumindest höre ich es aus der Aufzeichnung raus. Mit etwas Bemühen kann man auch „junge Frau“ heraushören. Es ist aber nicht eindeutig. Sehen und hören Sie es sich hier selbst an:
Er hat nicht mal #JungeFrau gesagt ihr Intelligenzflüchtlinge.
Die ganze Wokeria ist auf Hetze und Lügen aufgebaut, also das, wogegen sie eigentlich wären. #Heuchler https://t.co/9MyWiRDKN2
— Ali Utlu (@AliCologne) July 15, 2021
Kritische Stimmen sprechen denn auch von Fake-News:
#JungeFrau ist ein gutes Beispiel dafür, wie schnell sich Fake News verbreiten können.
— Niklas Korber (@NiklasKorber) July 15, 2021
Es wird tatsächlich ernsthaft diskutiert, ob er das Vergehen begangen hat:
Ich hab’s auch mehrfach angehört und es klingt tatsächlich, als ob #Laschet #JungeFrau sagt. ABER es könnte ein kleiner Hänger bei der letzten Silbe sein in Kombi mit Dialekt👉🏼 „EntschulJUNGJUNG“. Dass er wiederholt neu ansetzt spricht für letzteres – was ich auch glaube.
— Fabian (@TyskeBrygge) July 15, 2021
Je lächerlicher der Anlass, umso größer offenbar die Aufregung:
Wer #jungefrau zu einer Journalistin (übrigens Jahrgang 1969) sagt, wirkt mit an struktureller Benachteiligung von Frauen. Schlechter Zug eines Mannes, der sich anschickt, Kanzler zu werden. #Laschet #Ahrweiler #Hochwasser https://t.co/LERX9dgQyY
— Claudia Lehnen (@klehnen) July 15, 2021
Wie bitte? Dieser Zusammenhang erschließt sich mir nicht. Wie soll Laschet hier an der „strukturellen Benachteiligung von Frauen“ mitwirken? Mehr noch – ich bezweifle sehr, dass es diese in Deutschland im Jahre 2021 überhaupt gibt. Und stelle zur Diskussion, ob wir nicht umgekehrt auf dem Weg zur „strukturellen Benachteiligung von alten weißen Männern“ sind.
Dass NRW-Ministerpräsident @arminlaschet (@CDU) herablassender Weise Journalistin @WieselerSusanne (@WDR) als "junge Frau" abzukanzeln versuchte, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie ins Schwarze traf und er eine denkbar schlechte Figur machte. #JungeFrau
— Thomas Knorra 😷🌍 (@ThomasKnorra) July 15, 2021
Abkanzeln? Wenn man den Namen der Moderatorin vergisst, kanzelt man sie ab? Hier drängt sich in meinen Augen auf, dass Verfasser solcher Kommentare eigene Komplexe übertragen auf andere.
Auch die Interviewerin selbst empörte sich und schüttete so Benzin ins Strohfeuer:
Ehrlich: Ich habe einfach nur auf den Umschnitt gewartet. https://t.co/60H6V9Vqxv
— Susanne Wieseler (@WieselerSusanne) July 15, 2021
Erfreulicherweise bekam die Aufregungs-Blase massiven Gegenwind:
Den Luxus, morgens aufzustehen und den ganzen Tag lang vermeintliche Ausrutscher unliebsamer Politiker gegenüber weiblichen Wesen zu suchen & sich dann auf Twitter darüber zu beschweren, muss man als vom Patriarchat unterdrückte&diskriminierte Frau auch erst mal haben. #JungeFrau
— Tamara (@TamaraWernli) July 16, 2021
Linkstwitter auf 1000, weil Laschet etwas gesagt haben soll, was er nichtmal gesagt hat. Ätzend ohne Ende… #JungeFrau
— Florian (@EinJUFlorian) July 16, 2021
Bin zwar etwas über die erste Frische hinaus und somit Teil des fossilen Matriarchats, aber bitte zögern Sie nicht, mich trotzdem #JungeFrau zu nennen.
— Tamara (@TamaraWernli) July 16, 2021
https://twitter.com/ulfposh/status/1415800174149054465
Dass NRW-Ministerpräsident @arminlaschet (@CDU) herablassender Weise Journalistin @WieselerSusanne (@WDR) als "junge Frau" abzukanzeln versuchte, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie ins Schwarze traf und er eine denkbar schlechte Figur machte. #JungeFrau
— Thomas Knorra 😷🌍 (@ThomasKnorra) July 15, 2021
Diskutiert man gerade ernsthaft, ob Herr Laschet #JungeFrau gesagt hat? Diskutiert man ernsthaft, ob es einen kausalen Zusammenhang gibt? Diskutiert man ernsthaft, ob ein „weißer“ Mann das sagen darf?
Dekadent geht die Welt zugrunde – ihr hochnotpeinlichen Linksautokraten. 🔥
— Mois (@Moiis_T) July 16, 2021
Tatsächlich hat sich die Linksgrünlila-Blase auf Twitter mit der Aufregung so gut selbst entlarvt, wie es kein Journalist könnte.
Es wäre zum Lachen, wenn es nicht so traurig wäre. Denn die wirklich wichtigen Themen gehen eben genau wegen solcher Schein-Debatten und Stürme im Wasserglas unter. Die Weltfremdheit von großen Teilen des polit-medialen Komplexes ist eines der größten Probleme in Deutschland.
Ich persönlich habe versucht, es mit Galgenhumor zu nehmen – denn die Alternative dazu wäre es, zu heulen:
Politisch inkorrekter Gedanke zu #JungeFrau: Ich freue mich, wenn ich als #jungerMann angeredet werde. Leider inzwischen allzu selten.😉
Sorry, wenn ich damit der Linksgrünlila-Blase Stoff für Aufregung liefere. Mein Tipp: Statt Hyperventilieren einfach mal das Leben genießen.😇— Boris Reitschuster (@reitschuster) July 16, 2021
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Bild: Boris Reitschuster
Text: br