Wer zu viel heizt, bekommt bald monatliche Abmahnung Jede Heizung muss 2027 aus der Ferne ablesbar sein

Von Alexander Wallasch

Auch eine Folge der rechtlich so umstrittenen Corona-Maßnahmen-Politik: Jetzt traut sich bald jede staatliche Institution, mal zu versuchen, was in normaleren Zeiten für einen Sturm der Entrüstung gesorgt hätte. Der Staat wird übergriffiger.

So geschehen jetzt mit einer faustdicken Mogelpackung zur privaten Energieversorgung, die jeden einzelnen Verbraucher von Heizenergie in Haus und Wohnung unwiederbringlich weiter hin zum gläsernen Bürger führt.

Der Bundesrat hat nämlich in seiner 1010. Sitzung am 5. November 2021 beschlossen, dass bis Ende 2026 alle Heizkostenzähler in allen Haushalten aus der Ferne ablesbar sein müssen.

Die Intention dahinter erschließt sich rasch: Kontrolle, nochmal Kontrolle und dann Sanktion gegen jeden, der übermäßig Energie verbraucht. Wie dieser neue Beschluss verkauft wird, ist dreist, die Schlafmützigkeit der etablierten Medien dazu leider erwartbar.

Denn in besagtem Beschluss ist die Rede von Verbraucherschutz in dem Sinne, dass jeder einen besseren Überblick über die Heizkosten hätte, wenn er monatlich über seinen Verbrauch unterrichtet würde. Suggeriert wird hier, es ginge um bessere Kontrolle der Abrechnung des Energievertragspartners, damit der Bürger am Jahresende beim Blick auf die Abrechnung keine bösen Überraschungen erlebt.

Im Kleingedruckten findet sich allerdings der eigentliche Hintergrund dieses Beschlusses des Bundesrats: Es geht mitnichten um den Schutz des Verbrauchers, sondern um lupenreine grün-ideologische Volkserziehungsmaßnahme gegen den Bürger:

Ziel der Verordnung ist es nämlich laut Beschluss, Verbraucher zu einem „bewussten und sparsamen Umgang mit Wärmeenergie anzuregen“.

Es geht auch hier um nicht weniger als die Umsetzung der grünen Ideologie und die vollkommene Unterordnung des Bürgers und seiner Privatsphäre unter das Mantra der 1,5-Grad-Begrenzung des Weltklimas von deutschem Boden aus.

Ein 'Nein' akzeptiert die EU nicht

Der Bundesrat stimmte per Beschluss einer Regierungsverordnung zu, die neue Regeln zur Heizkostenabrechnung vorsieht. Und der Rat zieht sich in diesem Beschluss aus der nationalen Verantwortung, indem er sich die Hände sauber machen will, es sei sowieso nur ein „Ja“ möglich gewesen: „Hintergrund sind europäische Vorgaben zur Energieeffizienz.“

Fast schon niedlich zu nennen sind dann die in durchsichtigem Bonbonpapier verpackten angeblichen Vorteile für den Bürger: Das Ablesen der Zählerstände vor Ort könne durch den neuen Big-Brother-Heizungsableser entfallen.

Also man muss schon schwer an pathologischem Gutglauben leiden, so einen Unfug für bare Münze zu nehmen. Was hier eingeleitet wird, das ist die Transformation vom hergebrachten Prinzip des Sich-leisten-könnens hin zum sich per staatlicher Genehmigung Sich-Heizenergie-leisten-dürfens.

Wie genau muss man sich das vorstellen in Zukunft? Sie werden von einer höheren Instanz durchgerechnet und angezählt, als ginge es um einen mit gesenktem Kopf eingereichten Wohngeldantrag: Quadratmeterzahl der Wohnung oder des Hauses, Energieeffizienz-Messung, Bewohner und beispielsweise Zahl der Personen im Home-Office, dafür gibt es dann zusätzliche Energiepunkte und dann rattern die grün-ideologischen Algorithmen drauflos.

Wie es ausschaut, wenn es ernst wird, dafür braucht es nicht viel Fantasie, es könnte sich beispielsweise so abspielen: Wer im Oktober zu viel Fernsehen schaut und dafür schamlos und egoistisch der Weltbevölkerung gegenüber die Heizung im Wohnzimmer aufdreht, anstatt früh schlafen zu gehen und sich im nicht beheizten Schlafzimmer in die Bettdecke einzumummeln, der wird nach zentraler Ablesung in Eskalationsstufen verwarnt.

Fruchtet diese erzieherische Maßnahme nicht, dann wird ihm irgendwann stundenweise die Energie versagt oder für einen Zeitraum ganz abgestellt, frei nach dem Motto: Wer nicht sparen, will muss frieren. Weil das aber inhuman wäre, auch in einer grüne Dystopie, soll zunächst niemand in seinen eigenen vier Wänden erfrieren: Dafür werden Notwärmestuben eingerichtet, in denen man sich eine bestimmte Zeit aufhalten darf, bevor man wieder zur nächsten pendeln muss – ältere Deutsche kennen das noch aus dem kalten Winter 1947.

Fernablesbare Verbrauchserfassungsgeräte

Weil die Verantwortlichen nun aber wissen, was sie da für einen menschenverachtenden antidemokratischen Schabernack betreiben, erzählen sie dem Bürger in ihrem Beschluss beruhigend, er brauche sich keine Sorgen zu machen: „Fernablesbare Verbrauchserfassungsgeräte müssen Datenschutz und -sicherheit nach dem Stand der Technik gewährleisten.“

Das allerdings ist in den letzten Jahren zu oft ausgereizt worden: Der Datenschutz hat unter den grünen Weltuntergangsfantasien schon lange keine Daseinsberechtigung mehr und seine Glaubwürdigkeit verloren.

Sind fernablesbare Zähler oder Heizkostenverteiler installiert, sollen Mieterinnen und Mieter regelmäßig Abrechnungs- und Verbrauchsinformationen erhalten. Ziel ist es, sie zu einem bewussten und sparsamen Umgang mit Wärmeenergie anzuregen, damit sie ihr Heizverhalten anpassen und damit Energiekosten sowie CO2-Emissionen reduzieren können.

Was macht der Mieterbund dagegen? Er warnt lediglich vor zusätzlichen Kosten. Den Preis der Freiheit auszumessen und anschließend zu thematisieren, kommt hier leider viel zu kurz.

Nun könnten sich die einzelnen Bürger denken: Was interessiert mich das eigentlich? Ich habe doch noch Öfen im Haus, dann heize ich eben unabhängig von den Energieversorgern, so wie es meine Vorfahren schon seit Jahrhunderten gemacht haben. Aber auch hier wird die Schraube des Bundesemissionsschutzes unter grüner Regie zukünftig so eng gezogen, dass das Prasseln des brennenden Holzes hinter der feuerfesten Scheibe im Wohnzimmer bald Geschichte sein wird oder nur noch jenen politischen Eliten vorbehalten, welche die Einschränkungen für die Bürger erst beschlossen haben.

Dass die Verbrennung von Holz statt Öl oder Gas das Klima schont, weil bei der Verbrennung nur jene Menge an CO2 freigesetzt wird, die das Holz im Laufe des Lebens gebunden hat, ist dann nur noch ein unwichtiges Detail.

Wer sich nicht unterwirft, muss frieren

Nein, hier geht es nicht um den Abbau von CO2, sondern um den Abbau eines Prinzips der Möglichkeit einer autonomen Selbstversorgung und um eine umfängliche Kontrolle über diese Quertreiber mit Kaminöfen.

Selbstversorgung ist dann die Verweigerung, sich unter den staatlichen Schirm der Vollkontrolle zu begeben, und wer sich diesen staatlichen Sanktionen entziehen will, ist ein Anarchist.

Und noch eine weitere faule Ausrede für die Übergriffigkeit auf den Wohnraum des Bürgers liefert der Beschluss des Rates: Es ginge darum, die Monopole der Energieversorger zu brechen: „Zur Stärkung des Wettbewerbs müssen neu installierte Geräte mit Systemen anderer Anbieter interoperabel und an ein Smart-Meter-Gateway anbindbar sein.“

Das ist schon zynisch angesichts der jahrzehntelangen Privatisierungswelle der den Bürger mit Energie versorgenden Stadtwerke. Aber die Reaktionen beispielsweise des genannten Vermieterbundes zeigen, dass die Freiheitsrechte des Bürgers dort keinen Anwalt haben.

Wie naiv muss man eigentlich sein, so ein System nicht grundsätzlich zu bekämpfen, sondern dieses prinzipiell noch gut zu heißen, weil der Bürger so vermeintlich Energiekosten sparen könnte?

Erinnert sich jemand? Die EU wurde mal als sinnvoll gefeiert, weil man schneller in den Urlaub fahren kann ohne Grenzkontrollen und weil man in Ancona mit der gleichen Währung bezahlen kann wie in Marseille. Was uns diese Pseudoerleichterungen heute eingebrockt haben, werden unsere Urenkel noch abstottern müssen.

Aber final zurück zur zentralen Energieverbrauchsablesung: Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) titelt auf erschreckende Weise naiv wie unschuldig: „Neue Heizkostenverordnung: Abzocke beim Ablesen“. Genau richtig findet die FAZ den Beschluss: „Es ist aber auch sinnvoll: Das jährliche Drama, dass man stundenlang auf den Ableser wartet oder aber er vor verschlossenen Türen steht, wird damit enden.“

Aber was bedeutete eigentlich bisher in unserem guten alten Leben, Energiekosten zu senken? Es bedeutete vor allem, sich keine Sorgen mehr zu machen, ob man noch im warmen Wohnzimmer sitzen darf oder früher ins Bett muss. Gute Nacht Deutschland.

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine.


Alexander Wallasch ist gebürtiger Braunschweiger und betreibt den Blog alexander-wallasch.de. Er schrieb schon früh und regelmäßig Kolumnen für Szene-Magazine. Wallasch war 14 Jahre als Texter für eine Agentur für Automotive tätig – zuletzt u. a. als Cheftexter für ein Volkswagen-Magazin. Über „Deutscher Sohn“, den Afghanistan-Heimkehrerroman von Alexander Wallasch (mit Ingo Niermann), schrieb die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung: „Das Ergebnis ist eine streng gefügte Prosa, die das kosmopolitische Erbe der Klassik neu durchdenkt. Ein glasklarer Antihysterisierungsroman, unterwegs im deutschen Verdrängten.“ Seit August ist Wallasch Mitglied im „Team Reitschuster“.

Bild: shutterstock 
Text: wal

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