Von Kai Rebmann
Keine Hausaufgaben und keine Noten mehr, dafür Schuluniform und Einheitsschule für alle. Zustände, wie man sie allenfalls in der DDR für möglich gehalten hätte. sollen demnächst auch in der Bundesrepublik Einzug halten – jedenfalls wenn es nach den SED-Erben ginge. Die Wahrheit dabei ist allerdings, dass es all das – Hausaufgaben und Noten – auch in der DDR gegeben hat. Eine befreundete Lehrerein, die den Artikel vorab gelesen hat und selbst im einstigen Arbeiter- und Bauernstaat unterrichtete, kommt sogar zu dem Schluss: „Was die Linke fordert, wäre sogar viel krasser als in der DDR.“
In einem Positionspapier mit dem Titel „Entschlossen gegen den Bildungsnotstand“ wünscht sich die Linke nicht weniger als die Abkehr vom Leistungsprinzip auch in der Schule; und damit das genaue Gegenteil von dem, was der Titel suggeriert.
Die in dem Entwurf benannten Probleme sind altbekannt: Lehrermangel, Misere in Kernkompetenzen wie Lesen, Rechnen und Schreiben, steigende Zahl von Schülern ohne Abschluss sowie eine starke Abhängigkeit zwischen Bildungserfolg und sozialer Herkunft.
Wirklich bahnbrechend sind die von Linken-Chefin Janine Wissler und Nicole Gohlke, der bildungspolitischen Sprecherin, aber nicht. Vielmehr scheint es sich um eine Wiedervorlage zu handeln, die in linken Kreisen alle Jahre wieder aus der Schublade gezogen wird.
Politische Totgeburt
Denn Dinge wie die Abschaffung von Hausaufgaben und Schulnoten im Gegenzug zur Einführung von Uniformen und einer Einheitsschule von der 1. bis zur 10. Klasse, wie sie im vorliegenden Positionspapier unter anderem gefordert werden, sind aus dieser Ecke immer wieder zu hören.
„Hausaufgaben und Noten gehören abgeschafft. Einüben und Wiederholen hat in der Schulzeit zu geschehen“, wird eine der Forderungen formuliert. An anderer wird das mehrgleisige System an weiterführenden Schulen – sprich Haupt- und Realschule sowie Gymnasium – als „Brandbeschleuniger für soziale Ungerechtigkeit“ bezeichnet und stattdessen für „eine Schule für alle“ und gemeinsames Lernen plädiert.
Beim Deutschen Lehrerverband stoßen diese Vorschläge einmal mehr auf Ablehnung. Sprecher Stefan Düll wird dazu bei „FOL“ wie folgt zitiert: „Die Kinder, genauso wie ihre Eltern, möchten die Möglichkeit haben, sich zu vergleichen, und zwar einerseits zu vergleichen mit Mitschülerinnen und Mitschülern und zum anderen natürlich auch mit den Anforderungen in Bezug auf die angestrebten Bildungsabschlüsse.“
Mit anderen Worten: Ein Abitur oder eine Mittlere Reife sind natürlich nur etwas wert, wenn auch eine zuvor erbrachte Leistung dahintersteht. Schon heute werden Schulabschlüsse, je nachdem in welchem Bundesland sie erworben wurden, von Universitäten und Arbeitgebern unterschiedlich bewertet – wenn nicht offenkundig, dann doch zumindest hinter vorgehaltener Hand.
Apropos Bundesländer: Die Bildungspolitik ist so etwas wie der Heilige Gral des Föderalismus. Man kann vom Vorschlag der Linken inhaltlich halten, was man will, er wird schon an den politischen Realitäten scheitern. Eine Zweidrittelmehrheit im Bundesrat, die es zur bundesweiten Umsetzung der oben genannten Forderungen bräuchte, ist nicht im Ansatz denkbar.
Milliarden-Investitionen in marode Schulen
Eine weitere Forderung des Positionspapiers ruft nach einem Sondervermögen in Höhe von 100 Milliarden Euro für Bildung zur „Sanierung, Modernisierung und Unterstützung der Bildungseinrichtungen“.
Fest steht, dass viele Schulen in Deutschland mit „marode“ noch schmeichelhaft beschrieben werden. Sicher ist aber auch, dass jedes Geld, das ausgegeben wird, zuvor irgendwo eingenommen – oder eingespart – werden muss; oder man sich alternativ in neue Schulden stürzen muss. Zu guter Letzt fordert die Linke noch gleiche Bezahlung für alle Lehrer, unabhängig davon, in welcher Altersklasse oder Schulform diese unterrichten.
Dabei ist vielerorts nicht einmal das Problem, dass dringend benötigtes Geld nicht da wäre – es wird nicht selten eben für alles Mögliche ausgegeben, nur nicht in die Bildung unserer Kinder und Jugendlichen investiert.
Fazit: Die Forderungen der Linken sind weder politisch umsetzbar noch finanzierbar, jedenfalls nicht kurzfristig, nicht im vorliegenden Umfang und nicht bei der Prioritätensetzung der aktuellen Bundesregierung. Darüber hinaus bleiben die SED-Erben konkrete Lösungswege schuldig, denn die skizzierten Probleme sind seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten bekannt.
Unter Beschuss – aber umso wichtiger ist Ihre Unterstützung!
„Verschwörungsideologe“, „Nazi“ oder „rechter Hetzer“: Als kritischer Journalist muss man sich heute ständig mit Schmutz bewerfen lassen. Besonders aktive dabei: die öffentlich-rechtlichen Sender. Der ARD-Chef-Faktenfinder Gensing verklagte mich schon 2019, der Böhmermann-Sender ZDF verleumdete mich erst kürzlich als „Verbreiter von Verschwörungserzählungen“ – ohne einen einzigen Beleg zu benennen, und in einem Beitrag voller Lügen. Springer-Journalist Gabor Steingardt verleumdete mich im „Focus“, für den ich 16 Jahre lang arbeitete, als „Mitglied einer Armee von Zinnsoldaten“ und einer „medialen Kampfmaschine“ der AfD. Auf Initiative des „Westdeutschen Rundfunks“ wurde ich sogar zur Fahndung ausgeschrieben. Wehrt man sich juristisch, bleibt man auf den Kosten in der Regel selbst sitzen. Umso wichtiger ist Ihre Unterstützung. Auch moralisch. Sie spornt an, weiter zu machen, und nicht aufzugeben. Ich danke Ihnen ganz herzlich dafür, dass Sie mir mit Ihrem Beitrag meine Arbeit ermöglichen – ohne Zwangsgebühren und Steuergelder.
Aktuell sind (wieder) Zuwendungen via Kreditkarte, Apple Pay etc. möglich – trotz der Paypal-Sperre: über diesen Link. Alternativ via Banküberweisung, IBAN: DE30 6805 1207 0000 3701 71. Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut.
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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.
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