„Die Otto-Show“ – beim WDR nur noch mit Warnhinweis zu sehen Erziehung mit Zwangsgebühren

Von Kai Rebmann

Mit wohl keinem anderen Namen ist die deutsche Comedy so eng verbunden wie mit jenem von Otto Waalkes. Nicht wenige bezeichnen den Ostfriesen gar als Vater ganzer Generationen von Komikern und Standup-Künstlern. Dabei hatte Otto aber wohl vor allem das Glück, dass sein Aufstieg zu einer Zeit begonnen hat, in der die Deutschen noch einen Sinn für Humor hatten.

In den 1970er-Jahren gehörte Waalkes wie auch Udo Lindenberg oder Marius Müller-Westernhagen zu den legendären Bewohnern der „Villa Kunterbunt“ in Hamburg. Die Bühnen in der Hansestadt sollten es schließlich auch sein, die dem gebürtigen Emdener in diesen Jahren als Sprungbrett für eine beispiellose Karriere dienten.

Am 22. Juli 2023 beging der Ottifanten-Dompteur nun seinen 75. Geburtstag – und ganz Deutschland feierte mit. Kaum ein TV-Sender, der nicht darüber berichtete oder sogar mit einem Sonderprogramm gratulierte. Schon damals auffällig: An die echten Klassiker, sprich die „Otto-Filme“ aus den 1980er-Jahren traute sich niemand wirklich heran.

WDR will ins Wasser, dabei aber nicht nass werden

Zu den medialen Gratulanten gehörten auch die unzähligen Sender des ÖRR. Die Anstalt, bei der der öffentlich-rechtliche Bildungsauftrag gerne mit einem vermeintlichen Erziehungsauftrag verwechselt wird, fand sich dabei in einer ideologischen Zwickmühle wieder.

Den 75. Geburtstag von Otto Waalkes einfach zu ignorieren, erschien aufgrund der gesellschaftlichen Omnipräsenz des Urgesteins schlicht unmöglich. Ebenso wäre ein Rückblick auf die Karriere des Ostfriesen ohne die dazugehörigen Anfänge zumindest unvollständig.

Mein Lesetipp

Also ließ man sich beim WDR einen ganz besonderen Kniff einfallen. Dort, in den Kölner Fernsehstudios, trat Otto Waalkes am 27. August 1973 erstmals im deutschen TV auf. Anlässlich des runden Geburtstags hat sich der WDR nun dazu entschieden, die ersten neun Folgen der „Otto-Show“ nochmal in seiner Mediathek zu veröffentlichen.

Man präsentiere das Programm „ungekürzt und friesisch-derb“, so der WDR: „Otto Waalkes pur, ganz alleine, unverwechselbar.“ Das sollte doch reichen, um das Interesse des arglosen Zwangsgebührenzahlers zu wecken, oder?

Doch dann, beim Klick auf das „Wiedergabe“-Symbol, die große Ernüchterung: „Das folgende Programm wird, als Bestandteil der Fernsehgeschichte, in seiner ursprünglichen Form gezeigt. Es enthält Passagen, die heute als diskriminierend bezeichnet werden.“ Mit anderen Worten: Gelacht werden darf über die Blödel-Einlagen zwar noch – man möge dazu aber doch bitte den Keller aufsuchen.

Immerhin: Die Anstalt zeigt sich bei ihren Belehrungen wenigstens von der kreativen Seite. In einer anderen Folge der „Otto-Show“ liest sich der Warnhinweis so: „Es enthält Passagen mit diskriminierender Sprache und Haltung.“

Spätestens hier stellt sich der geneigte Zwangsgebührenzahler die Frage: Weshalb hat das WDR dann nicht einfach darauf verzichtet, die Episoden der „Otto-Show“ zu publizieren – „Fernsehgeschichte“ hin oder her? Oder wollte da jemand – wohlwissend um die nach wie vor ungebrochene Popularität eines Otto Waalkes – Klicks generieren, dabei aber kein „schlechtes Gewissen“ haben müssen?

Was darf Satire? In Deutschland nicht mehr viel …

Es ist indes nicht das erste Mal, dass sich der Ostfriese späten Vorwürfen von Diskriminierung und Rassismus ausgesetzt sieht. Bereits im Sommer 2020 versuchten die üblichen Verdächtigen den Komiker aufgrund seiner alten Klassiker in die Schmuddelecke zu drängen.

Anlass damals war das 35-jährige Jubiläum der Kino-Premiere von „Otto – der Film“, Stein des Anstoßes – man ahnt es – die Szene mit Günther Kaufmann. Die Macher des Magazins „tip Berlin“ bezeichneten einen der erfolgreichsten Filme der deutschen Kino-Geschichte (15 Millionen Zuschauer) gar als „verstörend“.

Begründung: „Das N-Wort fällt und es gibt eine ganze Szene, in der Otto gemeinsam mit einem dunkelhäutigen US-Soldaten einen Trickbetrug durchzieht und den afroamerikanischen GI, den er auch noch ‚Herrn Bimbo‘ nennt, einer älteren Dame als Sklaven verkauft.“

Die Produktionsfirma Rialto Film hielt gegenüber der dpa dagegen: „Die Szene in ‚Otto – der Film‘, in der Otto und ein dunkelhäutiger GI versuchen, einer unfassbar törichten Person einen Sklaven zu verkaufen, ist möglicherweise ein sehr frühes Beispiel für anti-rassistische Komik im deutschen Film.“ Unter dem Strich sei die besagte Szene „eine deutlich erkennbare Satire.“

Aber auch Satire darf offenbar längst nicht mehr alles, „im besten Deutschland aller Zeiten“ sowieso nicht. Und deshalb kommt bei der ganzen Farce um „Die Otto-Show“ aus den 70ern und deren vermeintlich diskriminierenden Inhalte ein ganz entscheidender Punkt zu kurz. Otto Waalkes hat zum Beispiel sich selbst und seine ostfriesische Herkunft oft genug selbst aufs Korn genommen. Ganz nach dem Motto: Humor ist, wenn man trotzdem lacht!

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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.

Bild: Markus Wissmann/Shutterstock

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