Gestern: Länger Händewaschen. Heute: Kürzer Händewaschen Aufmüpfige Gedanken über Hand- und Gehirn-Wäsche

Erinnern Sie sich noch, wie sich Politik und Journalismus in den vergangenen zwei Jahren als Erzieher von uns gewöhnlichen Sterblichen inszenierten? Bei allen Gelegenheiten wurde uns beigebracht, wie man sich die Hände richtig wäscht. So als seien wir Kleinkinder (wobei ich die gar nicht beleidigen will, auch von denen wissen wohl schon viele, wie man das richtig macht).

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (was für ein schrecklicher Name) klärt auf ihrer Internetseite „Infektionsschutz.de“ auf: „Die Hände sind die häufigsten Überträger von Krankheitserregern. Händewaschen schützt!“ Sodann erklärt sie im Stile von Sonderschulpädagogik (ich weiß, das darf man heute nicht mehr sagen, aber ich halte mich nicht an all die „woken“ Verbote):

Gründliches Händewaschen gelingt in fünf Schritten:

Halten Sie die Hände zunächst unter fließendes Wasser. Die Temperatur können Sie so wählen, dass sie angenehm ist.

Wer hätte das gedacht! Ich ging bisher immer vom trockenen Wasserhahn aus, oder von einer unangenehmen Temperatur.

Seifen Sie dann die Hände gründlich ein – sowohl Handinnenflächen als auch Handrücken, Fingerspitzen, Fingerzwischenräume und Daumen. Denken Sie auch an die Fingernägel. Hygienischer als Seifenstücke sind Flüssigseifen, besonders in öffentlichen Waschräumen.

Ja, weil man in öffentlichen Waschräumen ja immer die Wahl zwischen diversen (unterschiedliche, nicht geschlechtlich undefinierten) Seife-Arten hat.

Reiben Sie die Seife an allen Stellen sanft ein. Gründliches Händewaschen dauert 20 bis 30 Sekunden.

Die restlichen Anweisungen, etwa zum Abtrocknen, erspare ich Ihnen, weil a) ich Vertrauen in Ihre Intelligenz habe und b) das mit der Zeit der entscheidende Punkt ist, auf den ich hinauswill.

Zwei Jahre lang wurden wir erzogen, uns beim Händewaschen Zeit zu nehmen.

Dann kam Putin, deckte als Kollateralschaden seines Angriffskrieges die Schwächen, ja Absurditäten der deutschen „Energiewende“ auf, die dazu führte, dass die Bundesrepublik als einziges Land weltweit im gefühlten Energienotstand ist – und jetzt kommt ein Mann namens Georg Friedrichs, der einen der größten regionalen Gasversorger Europas leitet, die Gasag in Berlin. Und sagt: „Händewaschen am besten verkürzen.“ Woraus die Berliner Zeitung gleich eine fette Überschrift macht. Und damit Normal-Händewäscher wie mich geradezu in kognitive Dissonanz stürzt.

Was denn nun? Welcher Kampf geht vor? Der gegen das Virus? Oder der gegen den Energienotstand?

Ich hätte mir so gewünscht, dass die Kollegen von der Berliner Zeitung aufmerksam sind und den Chef des Konzerns auf diesen Widerspruch ansprechen. Nachhaken.

Pustekuchen.

Nichts.

Niente.

Bloß nicht nachfragen, wenn man auf Widersprüche stößt, scheint neuerdings ein Kernsatz in der Journalistenausbildung zu sein.

Ich bin nur froh, dass ich beim Händewaschen auf den gesunden Menschenverstand baue und nicht auf Ratschläge von Politikern, Journalisten und Wirtschaftslenkern, die heute hü und morgen hott sagen, je nachdem, woher der Wind gerade weht.

Und ich bin überzeugt – fast alle meiner Leser halten das genauso. Und wünschen sich, dass Politiker und mit ihnen vernetzte Journalisten und Manager sich wieder auf den harten Boden der Realität begeben, statt Luftschlösser zu bauen und zu versuchen, uns umzuerziehen, damit wir in diese Luftschlösser passen.

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!


Bild: Shutterstock
Text: br

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