Greta Thunberg und das Betteln um Aufmerksamkeit Zwischen Klima-Apokalypse und Frostbeulen im Wohnzimmer

Von Kai Rebmann

Das Glastonbury Festival findet seit 1970 in der gleichnamigen Stadt im Südwesten Englands statt. Neben Bands aus nahezu allen Genres der Musik treten bei der mehrtägigen Veranstaltung auch Künstler aus Theater, Tanz, Comedy und Zirkus auf. In welche dieser Kategorien sich Greta Thunberg einordnen lässt? Man weiß es nicht, aber auf jeden Fall wurde der schwedischen Klimakriegerin am vergangenen Samstag eine prominente Bühne geboten, die der Teenager dankbar nutzte, um einmal mehr vor der drohenden Klimakatastrophe zu warnen. „Wir nähern uns dem Abgrund. Lasst nicht zu, dass wir dem Abgrund nur einen Zentimeter näherkommen. Denn genau da stehen wir jetzt“, wiederholte Thunberg ihre seit Jahren gleichen Appelle.

David gegen Goliath
Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!

Wo es den PR-Strategen, die im Hintergrund die Strippen ziehen, anfangs noch gelungen ist, mit Fridays for Future (FFF) eine weltweite Bewegung zu starten, kräht inzwischen kein Hahn mehr nach der stets miesepetrig gelaunten Schulschwänzerin. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Viele haben inzwischen einfach erkannt, dass die Eltern des am Asperger-Syndrom leidenden Mädchens die Krankheit ihrer Tochter schamlos für die eigenen Zwecke ausgenutzt haben, die nächsten haben ein Problem mit der inzwischen offen antisemitischen und immer radikaleren Gesinnung der selbsternannten Klimaaktivisten von FFF und wieder andere haben inzwischen mit ganz realen Sorgen und Ängsten zu kämpfen.

Der Hype rund um Greta Thunberg und ihre falschen Endzeit-Propheten war in Deutschland und weiten Teilen Europas überhaupt nur möglich, weil es den Menschen im wahrsten Sinne des Wortes „zu gut“ ging. Eine satte sowie von Frieden und Wohlstand verwöhnte Gesellschaft war empfänglich für selbst gemachte Probleme und künstlich heraufbeschworene Krisen. Die Utopie der grünen Energiewende – weg vom „bösen“ Strom aus Kernenergie und Kohle, hin zum „guten“ Strom aus Wind, Wasser und Sonne – ließ sich bestens verkaufen. Dass praktisch keine andere große Industrienation den Deutschen auf ihrem Holzweg gefolgt ist? Wen kümmert es, die haben halt alle keine Ahnung, war sich der deutsche Geisterfahrer sicher.

Ukraine-Krieg schärft die Sinne für die Realität

Wäre Putin mit seinen Truppen schon vor einigen Jahren in die Ukraine einmarschiert, es hätte weder eine Klima-Hysterie gegeben, noch hätte sich Corona zur „Pandemie“ aufbauschen lassen. Als Beleg für diese These kann gelten, dass es mit Wirtschaftsminister Robert Habeck ausgerechnet ein Grüner ist, der angesichts explodierender Energiepreise und versiegender Gasquellen plötzlich laut nach einer Verlängerung der Kohleverstromung ruft. Und auch eine Fortführung des Betriebs in den letzten drei deutschen Atomkraftwerken über das Jahresende hinaus scheint auf einmal nicht mehr ausgeschlossen, auch wenn sich die Politik derzeit noch dagegen wehrt.

Es klingt wie eine Ironie der Geschichte, dass viele Menschen in Deutschland, denen jahrelang mit dem sicheren Hitzetod „gedroht“ wurde, sich vielleicht schon im nächsten Winter das Heizen ihrer Wohnung nicht mehr werden leisten können. Da das Leben aber in nahezu allen Bereichen teurer bis fast schon unerschwinglich geworden ist oder zu werden droht, zeichnet sich schon jetzt eine Wirtschaftskrise ab, die jene aus den Jahren 2008/09 bei weitem in den Schatten stellen wird und deren Ausmaß die heute lebenden Generationen, insbesondere aber die „Letzte Generation“, nur aus den Geschichtsbüchern oder anderen Teilen der Welt kennen.

Ganz schlechte Zeiten also für Greta Thunberg und ihre Warnungen vor Gefahren, die der Menschheit vielleicht – vielleicht aber auch nicht – erst in einigen Jahrzehnten drohen. Es hat auch nichts mit Egoismus zu tun, sondern liegt in der Natur des Menschen, in Krisenzeiten zuerst an sich selbst zu denken. Mit Heuchelei hat es in vielen Fällen aber sehr wohl etwas zu tun. Es wird höchste Zeit, dass all jene rehabilitiert werden, die seit Jahren immer und immer wieder vor den drohenden Gefahren der rein ideologisch motivierten Energiewende gewarnt haben. Wer das Wort „Blackout“ in den Mund nahm oder auch nur etwas zu laut daran gedacht hat, wurde umgehend in die Ecke der bösen Schwurbler und Verschwörungstheoretiker gestellt. Werden es im Winter zum Beispiel die Besetzer des Hambacher Forstes sein, die ihre Heizung abdrehen und aus Solidarität in kalten Wohnzimmern sitzen? Wohl kaum!

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.

Bild: Shutterstock
Text: kr

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