Neue Studie belegt: Große Mehrheit sieht Zuwanderung sehr kritisch Bertelsmann Stiftung bastelt der Ampel eine Schönwetterstudie zur Migration

Von Alexander Wallasch

Seit dem Regierungswechsel kämpfen die Nichtregierungsorganisationen (NGO) um ihren Platz an der Ampel-Sonne. Nachdem Annalena Baerbock sich eine Greenpeace-Chefin als Staatssekretärin ins Außenministerium geholt hat, scheint hier alles möglich geworden zu sein.

Schon vorbereitet unter Merkel, vergibt die Regierung viele Millionen von Euro an ihr politisch genehme NGOs; allein das Familienministerium hat mit „Demokratie leben!“ ein Füllhorn in dreistelliger Millionenhöhe und finanziert sich damit eine eigene außerparlamentarische Opposition mit einer Hauptaufgabe: Oppositionelle Regierungskritik zu unterdrücken und zu diffamieren.

Aber es gibt auch NGOs, die längst über ausreichende Eigenmittel verfügen, sie reichen der Ampel freiwillig an, einfach weil sie es können. Die Bertelsmann Stiftung ist hier einer der ganz großen Player. Die enorme Verquickung zwischen Politik und privaten Akteuren hat hier seit den 1970er Jahren eine Blaupause geliefert. 2010 erschien dazu ein vielbeachtetes investigatives Sachbuch mit dem Titel: „Bertelsmannrepublik Deutschland – eine Stiftung macht Politik.“

Daran hat sich bis heute nichts geändert, nein, es hat sich sogar verschlimmert. So darf diese private Stiftung längst als einflussreicher Beschleuniger der Massenzuwanderung verstanden werden. Einer Zuwanderung, die unter der Ampel-Regierung an ihrem Ziel angekommen zu sein scheint: Es gibt kaum noch internen Widerspruch, der schon zur Regel gewordene Asylmissbrauch wird quasi im Staatsauftrag durchgeführt, Armutseinwanderung ersetzt Fluchtgründe, demnächst noch ergänzt durch millionenfache staatlich legitimierte Klimaflucht entlang der UN-Flucht- und Migrationspakte.

Versuch der Täuschung

Aktuell reicht die Bertelsmann Stiftung der Ampel einmal mehr eine passende Studie an. Sie soll darüber hinwegtäuschen, dass trotz der massiven ideologischen Aufrüstung in den Medien – der politisch-mediale Komplex ist immer besser vernetzt – immer noch viele Bürger von den negativen Folgen der illegalen Massenzuwanderung betroffen sind und diese Betroffenheit auch artikulieren.

Die gerade erschienene Bertelsmann-Studie mit dem Titel „Willkommenskultur zwischen Stabilität und Aufbruch“ trägt ihre These schon im Titel. Pseudowissenschaft macht sich keine Mühe mehr, ihre politische Direktive zu verschleiern.

Online werden zur Studie ergänzende Informationen verlinkt: Ein Unterpunkt heißt dort „Hintergrundinfos“. Von dort aus gelangt man zur Seite „Migration fair gestalten“. Und dort wiederum beginnt gleich der erste Satz mit der eigentlichen Motivation zur Studie: „Deutschland braucht Einwanderung“.

Darüber aber kann, darf und sollte man in einer Demokratie durchaus geteilter Meinung sein.
Keine geteilte Meinung mehr sollte es darüber geben, dass eine zum Teil illegale Migration in unser Asylsystem mit gesteuerter Einwanderung nach Bedarf rein gar nichts zu tun hat.

Andere fragen, Bertelsmann interpretiert

Aber kommen wir zur Studie selbst. Die ist 44 Seiten lang und soll auf einer telefonischen „repräsentativen Befragung“ von etwas mehr als 2.000 Personen beruhen. Wie schon in den Jahren zuvor (2012/2015/2017/2019) führt Bertelsmann die Befragung nicht selbst durch, damit wurde das Marktforschungsinstitut Kantar beauftragt. Bertelsmann interpretiert die gewonnenen Daten anschließend nur.

Wir erreichen Bertelsmann-Studienmacher Orkan Kösemen telefonisch und sprechen mit ihm über die Vorgehensweise. Darauf angesprochen besteht Kösemen quasi darauf, dass das Projekt „Migration fair gestalten“ mit der Studie selbst nichts zu tun hat. Angeboten wird es allerdings als „zugehöriges Projekt“ und Kösemen selbst wird vorgestellt als „Projektleitung ‚Migration fair gestalten’“.

Auf der Webseite zur Studie der Stiftung heißt es farblich hinterlegt – auf einer Art Banderole – und in fetten Lettern geschrieben:

„Darüber hinaus können sie dazu beitragen, Deutschland als weltoffenes Land für ausländische Fachkräfte attraktiver zu machen, was angesichts des demografischen Wandels dringend nötig ist. Ulrike Wieland, Expertin für Integration bei der Bertelsmann Stiftung.“

Fakten und Wünsche

Interessant ist schon der Vorspann zur Studie, da heißt es nämlich zunächst, die Sorgen „vor möglichen negativen Effekten von Zuwanderung“ sei „weiter zurückgegangen“. Aber um die kalten Fakten kommt man dann doch nicht herum, wenn es weiter heißt, diese negativen Effekte werden weiter „von einer Mehrheit geteilt“.

Da fragt man sich dann schon, wie beispielsweise die Deutsche Welle zur Studie folgende Schlagzeile bringen kann: „Skepsis der Deutschen bei Zuwanderung nimmt ab“.

Noch grotesker dazu die Deutsche Presse-Agentur, die titelt: „Einstellung laut Studie zu Zuwanderung positiver“. Grotesk, weil die Studienmacher es ja gleich zu Beginn ihrer Interpretation der Ergebnisse offengelegt haben:
„Befürchtungen im Hinblick auf Belastungen für den Sozialstaat äußern 67 Prozent der Befragten, 2019 waren es noch 71 Prozent. Konflikte zwischen Eingewanderten und Einheimischen erwarten noch 66 Prozent (2019: 69 Prozent). Mit Problemen in Schulen rechnen nur noch 56 Prozent (2019: 64 Prozent). Ungebrochen ist die Sorge vor Wohnungsnot in Ballungsräumen, die mit 59 Prozent auf demselben Niveau liegt wie vor drei Jahren.“

Oder zusammengefasst: Es hat sich in zwei Jahren seit 2019 fast nichts an der massiv kritischen Haltung der Deutschen geändert zu der von der Regierung und solchen Playern wie Bertelsmann betriebenen Massenzuwanderung unter dem Deckmantel der Asylgesetzgebung. Der minimale Rückgang hat hier im Übrigen unter dem Blickwinkel der Ungenauigkeiten solcher Befragungen und der Befragungsform selbst kaum Relevanz.

Willkommenskulturumfrage

Die Bertelsmann Stiftung nennt ihre Befragung explizit „Willkommenskulturumfrage“ – damit ist dann zur eigentlichen Motivation noch einmal alles gesagt.

Das muss man sich trotz einer durch die Umfrage belegten überwältigenden Zweidrittelablehnung erst einmal trauen, in der „Einleitung“ zur Studie zu schreiben, „der Trend, der sich seit 2019 abgezeichnet hat – ein Rückgang der Migrationsskepsis –, setzt sich weiter fort, auch wenn kritische Betrachtungen und Ablehnung in der Bevölkerung weiterhin präsent und spürbar sind.“

Belastung für den Sozialstaat

Wenn es sich in der Geschwindigkeit weiter fortsetzt, dann wären allerdings 2038 immer noch 51 Prozent der Bevölkerung der Auffassung, dass diese Massenzuwanderung eine Belastung für den Sozialstaat sei. Also nur dann natürlich, wenn sich der Trend nicht wieder umkehrt und die Bedenken sich verschärfen.

Richtiggehend amüsant wird es da, wo die Autoren der Studie bereits indirekt mitliefern, weshalb auch der behauptete minimale Rückgang eigentlich gar keiner ist:

„Migration/Integration als gesellschaftliches ‘Problemthema‘ ist in letzter Zeit durch das Aufkommen der sich stetig weiter radikalisierenden ‚Querdenker‘-Bewegung in den Hintergrund gerückt.“

Die Bertelsmann Stiftung schreibt in ihrer Studie: „In Pandemiezeiten hat sich sehr deutlich gezeigt, dass ohne Migrant:innen weder der Dienstleistungssektor noch der Gesundheitsbereich in Deutschland funktionsfähig ist.“
Falscher und tendenziöser kann man es ja kaum aufschreiben, wo in Altenheimen und Pflegeeinrichtungen insgesamt nur 13 Prozent der Beschäftigten Ausländer sind.

Auch der folgende Absatz offenbart, wie hier unter dem Deckmantel einer Studie politisch agiert wird:

„Die Tatsache, dass der deutsche Corona-Impfstoffentwickler BioNTech von zwei Migrant:innen gegründet wurde, und auch die Bilder von leeren Regalen und Schlangen vor Tankstellen aus Großbritannien, dessen Regierung parallel zur Pandemie den Brexit vollzog und ein hartes Migrationsregime einführte, mögen ebenfalls zur Wiederentdeckung der Vorteile von Migration beigetragen haben. Sogar Migrationsskeptiker:innen mussten zur Kenntnis nehmen, dass die deutsche Regierung in Zeiten von Einreisestopps Sondergenehmigungen für ausländische Saisonarbeiter:innen ausstellte, damit die Nahrungsmittelversorgung gewährleistet blieb.“

Dann wären da noch die Spargelstecher...

Die Deutschen sollen also weiter genügsam abwarten, ob sich unter den Millionen Wirtschaftsflüchtlingen noch ein paar mRNA-Erfinder befinden wie Ugur Sahin? Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen? Aber wo ist dieses Kröpfchen, wenn Abschiebungen nicht mehr möglich sind?

Aber weiter zum Zitat: Die Grundversorgung in England sei nur dann gewährleistet, wenn möglichst viele Billiglöhner aus Zuwanderungsländern geholt werden und Kioske betreiben oder Gemüseläden?

Dass die Studie dann noch die Sondergenehmigungen für polnische Spargelstecher hier mit anführt, wo sich die Sorgen der Deutschen nicht um europäische Zuwanderer dreht, sondern mehrheitlich um muslimische Zuwanderung und ihre Folgen, ist ebenfalls infam.

Ach so, wer sich dann weiter fragt, woher der minimale Rückgang der Bedenken rühren könnte – auch dafür liefert die Studie eine mögliche Erklärung:

„Der gesellschaftliche und politische Kontext, in dem diese Umfragen erhoben wurden, hat sich gewandelt, was sich in teils veränderten und neuen Fragen niederschlägt.“

Auch ist es falsch, wenn die Studie hier den Eindruck erwecken sollte, dass es der Mehrheit der Deutschen, die der Zuwanderung weiter kritisch gegenüberstehen, nur um irgendwelche dumpfen skeptischen Gefühligkeiten geht.

Das Gegenteil ist wahr: Seit 2015 haben die allermeisten Deutschen ganz konkrete und unvermeidbare Alltagserfahrungen mit Migration gesammelt. Solche, die man mit keiner Studie oder falsch interpretierten Kriminalitätsstatistiken einfach umkehren oder gar wegschreiben könnte.

Ideologie und Billiglöhner

Befreit man jetzt die Ergebnisse der Studie von ihrer teils grotesken Einordnung durch die Studienmacher, ergibt sich ein klares Bild einer ablehnenden Haltung der Deutschen zur bisherigen und zur noch kommenden Massenzuwanderung.

So heißt es in der Studie weiter: 94 Prozent der Deutschen sehen weiterhin mangelnde Sprachkenntnisse als Integrationshindernis, 51 Prozent sehen mangelnde Bildung als Ursache und 54 Prozent einen Unwillen der Migranten, sich zu integrieren – ein Unwillen, der den Befragten mit folgender sprachlichen Zuckerbäckerei zur Beantwortung vorgelegt wurde: „Verbundenheit der Zuwanderer mit ihrer ausländischen Herkunftskultur.“

Fazit: Hier reicht eine Stiftung der Bundesregierung ideologisch an, und der Wirtschaft soll in den kommenden Jahren ein erweitertes Heer von Billiglöhnern zur Verfügung stehen.

Noch bedrohlicher erscheint allerdings Folgendes: Diese tolldreisten Interpretationen der Befragung zur Studie geben sich keinerlei Mühe mehr, ihre ideologische Ausrichtung zu verbergen. Und der politisch-mediale Komplex nimmt dieses – neudeutsch – Framing noch dankbar auf und transportiert die umfassende Fehlinterpretation der Befragungsergebnisse umstandslos.

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine.

Alexander Wallasch ist gebürtiger Braunschweiger. Er schrieb schon früh und regelmäßig Kolumnen für Szene-Magazine. Wallasch war 14 Jahre als Texter für eine Agentur für Automotive tätig – zuletzt u. a. als Cheftexter für ein Volkswagen-Magazin. Über „Deutscher Sohn“, den Afghanistan-Heimkehrerroman von Alexander Wallasch (mit Ingo Niermann), schrieb die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung: „Das Ergebnis ist eine streng gefügte Prosa, die das kosmopolitische Erbe der Klassik neu durchdenkt. Ein glasklarer Antihysterisierungsroman, unterwegs im deutschen Verdrängten.“

Bild: Shutterstock
Text: wal

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