Rollator-Putsch: 72-jähriger Angeklagter verstorben Widersprüchliche Angaben zu den Umständen

Norbert G. wird eine mögliche Rehabilitierung vor Gericht nicht erleben. Die Details sind unklar. Nach der einen Lesart ist der 72-Jährige unter besonders harten Bedingungen, die einst extra für RAF-Terroristen eingeführt wurden, im Gefängnis verstorben. Anderen Quellen zufolge litt er länger an einer schweren Krankheit und war deshalb nicht im Gefängnis. Die großen Medien berichten bis auf mehrere Ausnahmen wie den MDR, die „Zeit“ und „T-Online“ bis Mittwoch Nachmittag nicht von dem Todesfall.

Der öffentlich-rechtliche Sender schreibt über den Mann: „Er war Teil der Gruppe um Heinrich XIII. Prinz Reuß. Seit Ende vergangenen Jahres war er am Oberlandesgericht Frankfurt am Main angeklagt. Der aus dem Saale-Orla-Kreis stammende G. wurde im Dezember bei einer Razzia festgenommen.“ Weiter unten im Artikel ist dann hingegen von einer Festnahme bereits bei den großen Razzien im Dezember 2022, also ein Jahr früher, die Rede: „Bei den bundesweiten Razzien war er in seinem Heimatort Birkenhügel unweit von Bad Lobenstein (Saale-Orla-Kreis) festgenommen worden. Er saß seitdem in Untersuchungshaft. Laut Informationen der „Zeit“ soll er aber aufgrund seiner schweren Krankheit die Haftanstalt verlassen haben.“

Weiter heißt es bei dem Sender: „Der 72-Jährige gehörte zu den insgesamt neun Beschuldigten, die von der Bundesanwaltschaft Ende vergangenen Jahres am Oberlandesgericht Frankfurt am Main angeklagt wurden. Dazu gehört auch der mutmaßliche Rädelsführer Heinrich XIII. Prinz Reuß. Wie bei Reuß wurde G. unter anderem die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen.“

Laut dem Portal „exxpress.at“ war der Angeklagte dagegen nicht erst seit Dezember in Untersuchungshaft, sondern bereits seit 458 Tagen.
Die „Zeit“ indes schreibt ; „Der Mann aus dem Saale-Orla-Kreis in Thüringen war offenbar zuletzt schwer erkrankt und deshalb von der Untersuchungshaft verschont worden. Nach Informationen von ZEIT ONLINE soll er an den Folgen der Krankheit verstorben sein. Seine Verteidigerin wollte sich auf Anfrage nicht äußern.“ Auch T-Online schreibt, der Mann sei auf freiem Fuß gewesen.

Welche Angabe zutrifft, konnte ich auf die Schnelle nicht zweifelsfrei klären.

„Express.at“ schreibt: „Die Reichsbürger wollten ihren neuen Staat mit Hilfe von Heimatschutzkompanien regieren. 130 bis 180 – die Angaben variieren – sollten das Land regieren. Zum militärischen Arm zählten auch frühere Soldaten, wie ein Offizier der Eliteeinheit KSK, Polizisten und frühere Politiker. Auch Norbert G. aus dem Saale-Orla-Kreis in Thüringen wurde dem militärischen Arm zugerechnet.“

Die Geschichte über den vermeintlichen „Putsch-Versuch“ wirkt für mich persönlich in vielem lächerlich. Wie der greise Prinz und seine vermeintlichen „Mitverschwörer“ den Reichstag stürmen und Regierungsmitglieder festnehmen hätten wollen, erschließt sich mir nicht. Ebenso wenig wie ihre angeblichen Pläne, Bundeskanzler Olaf Scholz als Gefangenen zu nehmen, ihn im Fernsehen der Öffentlichkeit vorzuführen und ein Fürstentum auszurufen.

Dass die jetzt Angeklagten nach viel Alkohol solche Phantasien besprachen, kann ich mir zwar gut vorstellen. Aber nicht, dass es mehr als verrückte Phantastereien waren. Die freilich politisch sehr gelegen kommen. Allein der Polizeieinsatz mit Tausenden Beamten und die Tatsache, dass er vorher an die Medien durchgestochen wurde, damit sie berichten, wirkt dubios. Bei Festnahmen wirklich gefährlicher Verschwörer lädt die Polizei nicht wie in einer Show Journalisten ein.

Besonders stark wurden meine Zweifel, seitdem bekannt ist, dass der Verfassungsschutz Hunderte Agents Provocateurs einsetzt, die in den sozialen Netzwerken im Einsatz sind, um mit gefälschten Accounts als Rechtsextreme zu posieren – siehe meinen Text  Virtuelle Agenten des Verfassungsschutzes begehen online Straftaten…mit denen dann der „Kampf gegen rechts“ begründet wird“. Es drängt sich geradezu der Verdacht auf, dass durchgeknallte Rentner zu absurden Plänen angestiftet wurden. Und dies dann massiv aufgeblasen wurde.

Die Liste der Merkwürdigkeiten bei der Geschichte ist ebenso wie bei den Recherchen von „Correctiv“ zum angeblichen „Geheimtreffen“ in Potsdam so lang, dass es zu weit gehen würde, sie alle hier aufzuzählen. Details finden Sie hier in meinem Beitrag „Die Horror-Erzählung vom geplanten „Staatsstreich“ droht zu floppen –‚Rollator-Putsch‘: Wieder eine Verschwörungstheorie, die wahr zu werden scheint.“

Menschenrechtler kritisieren die überlange Dauer der Untersuchungshaft der Angeklagten und die besonders erschwerten und teilweise entwürdigenden Haftbedingungen. Ob diese eine Auswirkung auf den Tod von Nobert G. hatten – was ja auch möglich wäre, wenn er später wirklich entlassen wurde, ist unklar.

Nach Angaben des Oberlandesgerichtes (OLG) Frankfurt am Main hat der Tod von Nobert G. keine Auswirkungen auf das Verfahren, schreibt der MDR: „Aktuell werde noch die Anklage der Bundesanwaltschaft durch die zuständige Kammer am OLG geprüft, heißt es. Bisher sei über die Zulassung noch nicht entschieden.“

Nach Informationen des Senders ist der Prozessstart für Mitte Mai geplant. Die übrigen der insgesamt 26 Angeklagten müssen sich dem Bericht zufolge vor den Oberlandesgerichten München und Stuttgart verantworten. Dort sollen die Prozesse Mitte Juni und Ende April beginnen.

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