So beeinflussten „unabhängige“ Experten Österreichs Corona-Politik Massive Interessenskonflikte aufgedeckt

Von Kai Rebmann

Die Wissenschaft lebt vom Diskurs, von der Kultur unterschiedlicher Meinungen und Ansichten. Wo sich aber mehr als ein Dutzend an Experten verschiedenster Disziplinen zusammenfinden und unversehens alle ins selbe Horn blasen, da müssen eigentlich sofort sämtliche Alarmglocken schrillen. Es sei denn, die Fachleute liefern die gewünschten Ratschläge. Dann ist alles gut, zumindest aus Sicht der Auftraggeber.

So oder so ähnlich ging es allem Anschein nach auch in den Gremien zu, die Regierungen auf der ganzen Welt während der Corona-Krise beraten haben. Impfpflichten, Schulschließungen, Ausgangssperren – dies und vieles mehr ging nicht zuletzt auf die Konten vermeintlich „unabhängiger Experten“.

Doch allzu oft waren diese Ratgeber weder unabhängig noch wirkliche Experten auf den relevanten Gebieten. Schlimmer noch: Viele von ihnen konnten aufgrund von handfesten Interessenskonflikten – in aller Regel finanzieller Art – gar nicht unvoreingenommen an die ihnen zugedachte Aufgabe herangehen.

Intransparente Besetzung der Gremien

Die Initiative „Grüner Verein für Grundrechte und Informationsfreiheit“ (GGI) führt in einer aktuellen Pressemitteilung eine ganze Reihe von Interessenskonflikten auf Seiten der Experten auf, die die Regierung in Wien bei Einschränkungen der Freiheitsrechte der Bürger beraten haben. Vieles von dem, was in Österreich jetzt aufgedeckt wurde, kommt einem durchaus bekannt vor und lässt sich mit einiger Wahrscheinlichkeit eins zu eins auch auf Deutschland – und wohl noch weitere Länder – übertragen.

Zunächst gehen die Autoren der Frage nach, ob die Mitglieder der entsprechenden Gremien wirklich „wahllos“, sprich ohne bestimmte Präferenzen in die eine oder andere Richtung, ausgesucht worden sind. Das war offenbar nicht der Fall, denn bis heute weiß niemand genau, anhand welcher Kriterien diese Auswahl erfolgt ist. Festgestellt wird jedenfalls, dass eine „externe Qualitätskontrolle“ – weder der Experten noch von deren Aussagen – nie stattgefunden habe, so dass „zahlreiche Expertenmeinungen und Prognosen im Laufe der Zeit widerlegt (wurden).“

Mein Lesetipp

Diese Entwicklung sei „absehbar“ gewesen, da die getroffenen Aussagen „oft nicht den Grundsätzen der evidenzbasierten Medizin bzw. Wissenschaft entsprachen und Grundlagenwissen sowie herrschende Lehre häufig ignoriert wurden.“

Als eines der bekanntesten und folgenschwersten Beispiele hierfür muss wohl das Narrativ von der „nebenwirkungsfreien Impfung“ ins Feld geführt werden. Eine solche hat es in der Geschichte der Medizin noch nie gegeben und trotzdem wurde diese an sich schon absurde Behauptung fast gebetsmühlenartig immer und immer wieder heruntergeleiert. Und so war es nur eine Frage der Zeit, wann diese These auch ganz offiziell widerlegt werden wird.

Experten auf Honorarlisten von Big Pharma

Als selbstverständlich sollte man ferner voraussetzen, dass Wissenschaftler unabhängig arbeiten können. Doch inwieweit kann das der Fall sein, wenn ein Regierungsexperte einen mehr oder weniger großen Teil seines Lebensunterhaltes mit Geldern bestreitet, die er von der Pharma-Lobby erhält?

Was oft in Vergessenheit gerät: Die Mitglieder der Corona-Gremien wurden für ihre Arbeit nicht bezahlt, jedenfalls nicht direkt und nicht von ihren Auftraggebern, sprich den Regierungen. Offiziell handelte es sich dabei um eine rein ehrenamtliche Tätigkeit.

Diese Konstellation birgt einige gravierende Nachteile. Einen davon beschreiben die Initiatoren von GGI so: „Die ehrenamtliche Arbeit bringt auch mit sich, dass die Experten diese Aufgabe neben ihrer hauptberuflichen Tätigkeit, also in ihrer Freizeit ausüben. Ihre Ressourcen sind daher naturgemäß begrenzt.“

Ein weiteres Problem ist die bei ehrenamtlich tätigen Experten weitgehend wegfallende Haftung. Im Gegensatz zu bestellten und bezahlten Gutachtern oder Sachverständigen waren und sind die Regierungsexperten für ihre Empfehlungen „nur sehr eingeschränkt verantwortlich.“

Für die Autoren ist es ferner „in keinster Weise nachvollziehbar, dass für das Pandemiemanagement praktisch kein Budget zur Verfügung gestellt wurde, während man rund 70 Milliarden Euro für Krisenkosten ausgab.“

Um so bemerkenswerter ist in diesem Zusammenhang, was Professor Herwig Kollaritsch in einem seiner Vorträge über seine Beratertätigkeit in Diensten der Regierung verraten hat: „Damit ich mir das leisten kann, habe ich Vortragshonorare von Valneva, Ärztekammer, Apothekerkammer, Medicaldialogue, Teamworx, Grünes Kreuz, Novartis und Roche erhalten (sowie) Aufwandsabgeltungen für die Tätigkeit als ‚data safety monitoring board‘ Vorsitzender/Mitglied in 3 Impfstudien bekommen.“

Und trotzdem kommt der Regierungsexperte am Ende zu dem Schluss: „Es leiten sich daraus keine Interessenskonflikte ab.“

Die GGI-Autoren weisen darüber hinaus noch auf weitere Verstrickungen hin, die der Professor offenbar „vergessen“ hat, zu erwähnen. Zum Beispiel, dass „die Österreichische Gesellschaft für Tropenmedizin, Parasitologie und Migrationsmedizin, deren Vizepräsident er ist, zu einem großen Teil von Impfstoffherstellern finanziert wird, wie etwa Pfizer, AstraZeneca, Novartis,…“

Und weiter: „Kollaritsch entscheidet im Nationalen Impfgremium über die Zulassung und Empfehlung von Impfungen, wird dabei aber gleichzeitig von den Impfstoffherstellern finanziell unterstützt.“

Radikale Aussagen zur Impfung

Sowohl in Österreich als auch Deutschland gehörte es zumindest zeitweise fast schon „zum guten Ton“, verbale Jagd auf Maßnahmen- und vor allem Impf-Kritiker zu machen. Oder wahlweise vor apokalyptischen Zuständen zu warnen, für den Fall, dass sich nicht jeder so schnell wie möglich impfen lässt. In der Alpenrepublik haben solche Aussagen ganz wesentlich zur Einführung einer allgemeinen Impfpflicht beigetragen, auch wenn diese nach heftigen Protesten schließlich wieder einkassiert werden musste.

In der GGI-Mitteilung werden hierzu zwei Beispiele zitiert. Einerseits der Infektiologe Christoph Wenisch: „Für alle, die es immer noch nicht kapiert haben: Das ist ein Überlebenskampf.“ Andererseits Florian Thalhammer, der mit unwissenschaftlichen Radikalaussagen auf sich aufmerksam gemacht habe: „Wer sich nicht impfen lässt, wird auf der Intensivstation enden und über die Pathologie nach Hause gehen. Das muss man, glaube ich, klar aussprechen.“

Beide traten in Österreich öffentlich im Gewand von Experten auf – und sitzen im Vorstand der Österreichischen Gesellschaft für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (ÖGIT). Letztere wurde im Jahr 2021 laut Pfizer-Transparenzbericht mit Zuwendungen in Höhe von insgesamt 123.100 Euro bedacht. Einen Interessenskonflikt sahen und sehen die Beteiligten aber offenbar auch an dieser Stelle nicht.

Empfehlungen für die Zukunft

Was also kann man aus der Corona-Krise lernen? Wenn es nach den GGI-Initiatoren geht, eine ganze Menge. Und so schließen die Autoren ihre Mitteilung mit einigen Ratschlägen, wie man es in Zukunft besser machen kann bzw. aus ihrer Sicht muss:

Wörtlich heißt es: „Daher fordern wir zukünftig nur unabhängige Expertinnen und Experten ins Krisenmanagement einzubinden; Interessenskonflikte offenzulegen und nicht zu verleugnen und ausreichende Mittel für das Krisenmanagement zur Verfügung zu stellen, um bezahlte Experten, welche die volle Haftung für ihre Expertise trifft, einzusetzen.“

Ganz abgesehen davon werfen die Autoren in ihrem Fazit noch die Frage in den Raum, weshalb das Gesundheitsministerium mit all seinen Mitarbeitern überhaupt auf eine externe Expertise in einem derartigen Umfang angewiesen sei. Sollte diese Expertise im Gesundheitsministerium nicht vorhanden sein, so bestehe Handlungsbedarf.

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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.

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