Von Kai Rebmann
Man muss den Kleidungsstil oder den modischen Geschmack unserer Jugend sicher nicht uneingeschränkt toll finden. Andererseits wäre es wohl ebenso vermessen zu glauben, die Kinder und Jugendlichen von heute müssten noch in eben demselben Outfit zur Schule gehen, wie es ihre Eltern dereinst getan haben.
Immer öfter ist in den letzten Jahren aber von Schulen zu lesen, in denen mehr oder weniger strenge Kleiderordnungen eingeführt werden, die sich nicht zuletzt gegen die allzu knappen Outfits insbesondere der Schülerinnen richten. Auch reitschuster.de berichtete bereits über solche Fälle.
Die Schulleitungen argumentierten dann gerne mit dem Tenor, dass die Schüler sich „ordentlich“ anzuziehen hätten und die Schule nicht mit einer Diskothek zu verwechseln sei. So ähnlich liest sich das jetzt auch an einer Schule in Weiz (Österreich), wo mit Beginn dieser Woche eine neue Kleiderordnung in Kraft getreten ist.
Darin heißt es unter anderem, dass „das Gesäß zur Gänze und eine Handbreit darunter“ verdeckt zu sein hat und Tops blickdicht sein und mindestens bis über den Bachnabel reichen müssen. Aber: Jogginganzüge sind hingegen weiterhin erlaubt, schließlich handele es sich ja um eine „Sportmittelschule“, wie es weiter heißt.
Eine Anti-Schlabberlook-Regelung scheint die neue Kleiderordnung also nicht zu sein. Und auch die „Zielgruppe“ der Vorschrift hat eine deutlich erkennbare Schlagseite, wie eine Schülerin gegenüber dem Portal „OE24“ kritisiert, da diese praktisch ausschließlich Mädchen betreffe: „Ein Bub wird keine zu kurze Hose anhaben. Ich finde, man sollte das tragen dürfen, was man möchte.“
Geht es also in erster Linie einmal mehr um vorauseilende Rücksichtnahme auf Mitschüler aus bestimmten Kulturkreisen? Um diese Fragen machen die Kollegen in den österreichischen Medien leider einen großen Bogen. Dennoch ist dieser Verdacht nicht nur nicht von der Hand zu weisen, er drängt sich regelrecht auf – und das nicht nur, weil es sich bei der Textilarmut im Outfit von Jugendlichen und jungen Frauen keineswegs um ein völlig neues Phänomen handelt. Weshalb kommt diese Bevormundung also ausgerechnet jetzt?
Direktor Engelbert Teubl bemängelt, „dass die Kinder immer weniger anhaben, die Kleidung knapper und knapper und immer durchsichtiger wird, teilweise mit Aufschriften, die in Schulen nichts verloren haben“. Was der Schulleiter damit meint, aber gegenüber den Kollegen nicht ganz so offen kommuniziert: Die von ihm kritisierten „Aufschriften“ betreffen politische oder religiöse Botschaften.
Doch wo fangen diese an und wer befindet am Ende darüber, was gerade noch zulässig ist und was auf jeden Fall verboten gehört? Das ist nur eine von vielen Fragen, die die neue Kleiderordnung an der Sportmittelschule Weiz in der Steiermark offen lässt. Die Antwort hat die Schulleitung unterdessen aber trotzdem schon parat: Wer gegen die Vorschriften verstößt, wird zur Direktion zitiert und bekommt dort ein Oberteil ausgehändigt, welches er – oder besser gesagt: sie – sich dann überziehen muss.
Damit reagieren die Weizer wohl auf Kritik, die sich nicht nur in Teilen der Elternschaft breitgemacht hat, sondern auch bei den Direktoren anderer Schulen. Im benachbarten Sinabelkirchen etwa stellte Christian Tauschmann, Leiter der dortigen Mittelschule, die rhetorische Frage: „Was macht man, wenn sich die Kinder nicht daran halten? Man kann ein Kind nicht heimschicken, damit es sich umzieht.“
Tauschmann will es an seiner Schule jedenfalls weiterhin den Schülern bzw. deren Eltern überlassen, in welchem Outfit die Kinder und Jugendlichen zum Unterricht erscheinen.
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