Was stimmt? Merkels Sprecher Steffen Seibert sagte heute in der Bundespressekonferenz, FFP2-Masken seien wiederverwendbar. Ich entschloss mich, das während der Veranstaltung zu prüfen und sah auf der Seite des Robert-Koch-Instituts nach. Dort steht, sie seien in der Regel nicht wiederverwendbar. Und noch andere wichtige Dinge, die offenbar kaum jemand im Blick hat. Die Empfehlung des Gesundheitsministeriums auf meine Frage hin wunderte mich: Unter anderem wurde geraten, die FFP2-Masken im Backofen bei hohen Temperaturen aufzuarbeiten. Ob das etwa für die Hochbetagten ein guter Weg ist? Bei den Benutzungshinweisen wurde nur auf das Internet verwiesen. Auch das könnte ältere Menschen vor ein Problem stellen. Lesen Sie hier meinen Wortwechsel mit Seibert und dem Sprecher von Jens Spahn, Sebastian Gülde (ansehen können Sie ihn sich hier).
Seibert hatte zunächst auf eine Frage von Tilo Jung, wie lange es noch dauere, bis Masken kostenlos an Bedürftige ausgegeben werden (in ganzer Länge siehe unten) geantwortet: „Ich sehe es nicht so, dass sechs Masken nur für sechs Tage reichen würden. Es gibt vielerlei Hinweise von Experten, wie man diese Masken bei sachgemäßem Gebrauch mehrfach verwenden kann.“
FRAGE REITSCHUSTER: Herr Seibert, Sie haben gerade gesagt, dass die FFP2-Masken wiederverwendet werden können. Ich schaue jetzt auf die Seite des Robert-Koch-Institutes, Ihrer Bundesbehörde. Da steht:
„Weiterhin sollten FFP2-Masken grundsätzlich nicht mehrfach verwendet werden, da es sich in der Regel um Einmalprodukte handelt.“
Darüber steht noch:
„Die Anwendung durch Laien, insbesondere durch Personen, die einer vulnerablen Personengruppe angehören …, sollte grundsätzlich nur nach sorgfältiger Abwägung … erfolgen. Sie sollte möglichst ärztlich begleitet werden“.
Umgekehrt will man jetzt aber die Pflicht. Das alles beißt sich ja ein bisschen.
SEIBERT: Ich werde dem Robert-Koch-Institut hier natürlich nicht widersprechen. Mir waren diverse Äußerungen und auch Hinweise von Experten im Netz dazu bekannt, wie man durch sachgemäßen Umgang und sachgemäße Lagerung einen mehrfachen Gebrauch der Maske erzielen kann. Aber ich werde dann erst einmal dem Robert-Koch-Institut folgen und werde das noch einmal recherchieren.
Es trägt ja auch nicht jeder, wenn ich das sagen darf, seine Maske acht Stunden am Stück, sondern mancher trägt sie nur eine Stunde oder eine halbe Stunde am Tag. Dann gibt es viele Hinweise darauf, dass man damit noch einmal umgehen kann.
SPAHN-SPRECHER GÜLDE: Ich kann das gern noch ergänzen. Ich möchte mich dem anschließen, was Herr Seibert dazu gesagt hat.
Erst einmal ist es so, dass viele Menschen, die nicht gerade im medizinischen Bereich arbeiten, diese Maske nicht acht Stunden am Stück tragen.
Darüber hinaus gibt es Empfehlungen des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte für die Mehrfachverwendung von Masken. Die Einschätzung des Robert-Koch-Instituts ist richtig. Masken sollten grundsätzlich nur einmal verwendet werden. Es gibt aber, das ist damals im Zuge der Engpässe bei FFP2-Masken erarbeitet worden, Empfehlungen und auch Studien seitens der Fachhochschule Münster, da gibt es Untersuchungen dazu; das können Sie auch auf deren Webseite nachlesen, die die Mehrfachverwendung von FFP2-Masken zulassen. Dafür gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, zum einen die etwas längere Lagerung über sieben Tage, dies ermöglicht ein Abtöten der Viren auf der Oberfläche, und zum anderen die kurze Aufwärmung in einem Ofen bei 80 Grad. Dabei muss auch wieder darauf geachtet werden, dass eine angemessene Temperatur eingehalten wird. Es sollten nicht weniger als 70 Grad und nicht mehr als 105 Grad sein. Ansonsten könnte es tatsächlich zu Beeinträchtigungen bei der Filtrierungswirkung der Maske kommen. Aber grundsätzlich ist eine Mehrfachverwendung von FFP2-Masken bei einer solchen Lagerung tatsächlich möglich.
ZUSATZFRAGE REITSCHUSTER: Herr Gülde, Sie sprechen vom Aufwärmen im Backofen bei 80 Grad. Das stelle ich mir für viele etwas kompliziert vor.
Sie haben den zweiten Teil der Frage nicht beantwortet. Noch einmal: Laut Robert-Koch-Institut soll das Tragen von FFP2-Masken möglichst ärztlich begleitet werden. Das ist bei so vielen Millionen Einwohnern wahrscheinlich nicht möglich. Aber wie kann man dafür sorgen, dass man dann wenigstens das Risiko minimiert? Kann das zum Beispiel durch eine Aufklärungskampagne geschehen? Wie kann man hier einen Kompromiss finden?
SPAHN-SPRECHER GÜLDE: Wie ich ja gerade schon erwähnt habe, gibt es sowohl auf der Seite des Robert-Koch-Instituts als auch auf der Seite des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte Hinweise zum korrekten Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung und einer FFP2-Maske. Darüber hinaus finden Sie entsprechende Informationen auf der Seite www.zusammengegencorona.de. Es gibt vielfältige Möglichkeiten, wie man sich über das korrekte Tragen einer solchen Bedeckung informieren kann.
(Nachzulesen sind die RKI-Empfehlungen zu FFP-2-Masken hier in der Rubrik „Welche Funktion bzw. Einsatzbereiche haben FFP2-Masken außerhalb des Arbeitsschutzes?“)
Des Weiteren fragte ich nach den Problemen mit Menschen über 80 Jahren:
FRAGE REITSCHUSTER: An Herrn Gülde: Herr Wieler hat gerade gesagt, dass es in den Altenheimen mit 900 Ausbrüchen eine schwierige Situation gibt. Er sprach auch von einer möglichen Dunkelziffer. Nun ist ja die Altersgruppe über 80 besonders bedroht. Im Moment treten, glaube ich, fast zwei Drittel der Todesfälle in dieser Altersgruppe auf. Warum fällt der Schutz hier so schwer? Auch Herr Wieler hat gesagt, in den Altenheimen werde teilweise nicht alles eingehalten. Was läuft beim Schutz dieser Gruppe denn noch falsch? Da sind in Deutschland die Todesraten ja sogar höher als in Irland.
SPAHN-SPRECHER GÜLDE: Herr Reitschuster, ich muss ganz ehrlich gestehen, dass ich Ihnen das jetzt im Einzelfall nicht sagen kann. Ich glaube aber, sowohl Herr Spahn als auch die Bundeskanzlerin haben sich unter anderem zu diesem Aspekt geäußert. Bei allen Schutzmaßnahmen, die in Pflegeheimen vollzogen werden, muss natürlich immer auch beachtet werden, dass es gewisse Unsicherheitsfaktoren gibt, beispielsweise die Ansteckungen durch Pflegepersonal, die das Virus dann eben auch eintragen. Auch Pflegepersonal hat beispielsweise Kinder zu betreuen, die sich wiederum anstecken können. Es gibt also immer gewisse Unsicherheitsfaktoren, die dabei zu berücksichtigen sind. Die Schutzkonzepte können, glaube ich, noch so gut sein: Es lässt sich vermutlich nie zu hundert Prozent ausschließen, dass es auch zu Ansteckungen in Pflegeheimen kommt. Nichtsdestotrotz, darauf haben wir auch immer wieder hingewiesen, müssen diese Schutzkonzepte in den Pflegeheimen natürlich eingehalten werden.
ZUSATZFRAGE REITSCHUSTER: Ein großer Teil der Toten verstirbt ja auch in den Alten- und Pflegeheimen. Können Sie das vielleicht noch einmal erläutern? Versterben die in der Regel so schnell, dass die dann gar nicht mehr ins Krankenhaus kommen? Gibt es irgendwelche Erkenntnisse über diese Probleme, die da vorliegen?
GÜLDE: Das muss ich, ehrlich gesagt, nachtragen. Das weiß ich jetzt nicht.
Da ich eine tiefe Dankbarkeit dafür empfinde, dass meine Seite so erfolgreich ist und inzwischen ein echtes Medium wurde, will ich etwas zurückgeben. Und anderen helfen, sich auch etwas aufzubauen. Gerade in diesen schweren (Corona-)Zeiten. Daher hier heute eine kostenlose Anzeige für eine Geschäftsidee, die ich spannend finde: „Finde dein Genie: www.talentogramm.at“.
Fragen nach kostenlosen Masken von Tilo Jung und Hans Jessen („Jung und naiv“):
FRAGE JUNG: Ich habe eine Frage zu den Masken an das BMAS und auch an Herrn Seibert. Seit gestern tut sich ja etwas in Sachen kostenloser Masken für Bedürftige im Land. Herr Heil hat angekündigt, in dieser Sache umzuschwenken, nachdem Sie uns hier seit Wochen sagen, dass sich die Menschen das Geld zum Beispiel von ihren Hartz-IV-Bezügen absparen sollen.
Warum wird dabei jetzt umgeschwenkt?
Wie lange wird es dauern, bis sich dabei etwas tut?
Sind die Masken und der Zuschuss nur für Hartz-IV-Empfängerinnen und Empfänger oder auch für Studenten, Minijobber, Soloselbstständige, die aktuell ja auch ganz wenig Geld haben?
SEIBERT: Vielleicht sage ich noch einmal etwas ganz Grundsätzliches. Sie wissen es schon, aber vielleicht noch nicht genau genug. Die Bundesregierung stellt für den Winter allen über 60-jährigen Menschen und Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen, insgesamt 34 Millionen Menschen, die besonders gut schützenden FFP2-Masken zur Verfügung. Sie wurden vor Weihnachten umsonst abgegeben, jetzt mit einem Eigenanteil in Höhe von zwei Euro für je sechs Masken.
Ob es über dieses Angebot an 34 Millionen Menschen hinaus finanzielle Unterstützung für Bedürftige zur Anschaffung von FFP2-Masken geben wird, darüber wird die Bundesregierung zeitnah beraten und auch zeitnah einen Beschluss fassen.
GÖPNER-REINECKE: Bundessozialminister Hubertus Heil hat heute in einem Statement gesagt, dass er die sozialen Belastungen, die die hilfsbedürftigen Menschen in der Grundsicherung hätten, selbstverständlich sehe und dass er es für richtig halte, diesen Menschen einen Zuschuss zur Grundsicherung zur Verfügung zu stellen. Er hat außerdem gesagt, dass die Versorgung mit OP-Masken bzw. mit den FFP2-Masken für Grundsicherungsempfänger sichergestellt werden müsse.
Das Bundessozialministerium arbeitet jetzt mit Hochdruck an entsprechenden Konzepten, die dann in der Bundesregierung besprochen werden.
ZUSATZFRAGE JUNG: Meine Frage bezog sich, wie gesagt, nicht nur auf Hartz-IV-Empfängerinnen und Empfänger, sondern auch auf andere Bedürftige wie Soloselbstständige, Minijobber und Studierende. Was ist mit diesen? Können sie mit Hilfe rechnen?
Herr Seibert, Sie sagen, sechs FFP2-Masken seien ausgeteilt worden. Das reicht ja nur für sechs Tage. Was ist mit den anderen Tagen?
SEIBERT: Ich sehe es nicht so, dass sechs Masken nur für sechs Tage reichen würden. Es gibt vielerlei Hinweise von Experten, wie man diese Masken bei sachgemäßem Gebrauch mehrfach verwenden kann.
GÖPNER-REINECKE: Ich bitte um Verständnis dafür, dass ich zum jetzigen Zeitpunkt nur die Details nennen kann, die ich genannt habe. Alles Weitere wird, wie gesagt, in der Bundesregierung besprochen.
FRAGE JESSEN („Jung und Naiv“): Herr Seibert, Sie haben noch einmal das Angebot von sechs Masken für alle über 60-Jährigen betont. Eine Maske kostet derzeit in zertifizierten Angeboten 40 Cent pro Stück auf dem freien Markt. Das heißt, sechs Masken kosteten 2,40 Euro. Wenn der Eigenanteil …
SEIBERT: Sprechen Sie jetzt von medizinischen Masken?
ZUSATZ JESSEN: Ja, ja, FFP2.
SEIBERT: OP-Masken, und nicht …
FRAGE JESSEN („Jung und Naiv“): Nein, ich rede von FFP2. Sie bekommen diese Masken für 40 Cent, DEKRA-zertifiziert.
Bei einem Eigenanteil in Höhe von zwei Euro für sechs Masken beträgt der Bundeszuschuss tatsächlich 40 Cent.
Kann man dann sagen: „Da leisten wir wirklich eine signifikante Hilfe“, oder wäre es nicht besser, zu sagen: „Wir sorgen dafür, dass die Masken nicht dauernd gewaschen, getrocknet und wiederverwendet werden müssen“?
SEIBERT: In gewisser Weise widersprechen Sie jetzt Ihrem journalistischen Partner Herrn Jung, der fragt, wie man Bedürftige bei dieser unzumutbaren Ausgabe unterstützen könnte. Ich habe gesagt, dass die Bundesregierung jetzt sehr zeitnah darüber, welche Möglichkeiten für eine zusätzliche Unterstützung für Bedürftige es im Bereich der FFP2-Masken gibt, beraten und auch entscheiden wird.
ZUSATZ JESSEN ( „Jung und Naiv“): Ich denke nicht, dass ich dem Kollegen widerspreche. Denn die hohe Belastung entsteht ja dann, wenn man tatsächlich der ursprünglichen Empfehlung „eine Maske pro Tag“ folgt. Dann sind wir eben eher bei 30 Masken. Die Wiederverwendbarkeit hatte ich und hatte, glaube ich, auch er nicht zugrunde gelegt.
SEIBERT: Rund um das Thema der FFP2-Masken habe ich jetzt nicht sehr viel mehr beizutragen. Ich weiß nicht, ob sich andere Kollegen noch dazu äußern wollen.
Bild: Screenshots Youtube/Phoenix
Text: br