Neues vom Umsturz: Gefesselter Olaf Scholz im TV Achtung! Rollator-Putschisten wieder on tour!

Ein Gastbeitrag von Claudio Casula

Jetzt kann ich es ja sagen: Als wir so vierzehn, fünfzehn waren, haben wir uns aus jugendlichem Übermut und einfach Spaß an der Freud‘ eine Art Zeitung ausgedacht. In der „berichteten“ wir vom Aufstieg unseres dörflichen Stadtteils zur Weltmacht, klebten Kriegsfotos ins Heft und erzählten in den Bildunterschriften von der Unterwerfung angrenzender Stadtteile, vom Sieg unseres Dorfvereins, in dem selbstverständlich wir spielten, über die Weltelf (7:0) und so weiter. Es war ein Gag, nichts weiter, keiner von uns hegte Pläne, diese Szenarien Wirklichkeit werden zu lassen. Die Nachbardörfer blieben intakt und die Weltelf sah gar keinen Anlass, sich mit unserem Turn- und Rasensportverein zu messen. Das war ein reines Phantasieprodukt, allein zur Gaudi von ein paar Mittelstufen-Gymnasiasten.

Zum Glück gab es da noch keine Nancy Faeser, die in unserem durchaus albernen Teenager-Treiben eine staatsgefährdende Straftat hätte sehen können. Pech für den graumelierten Cordhosen-Prinzen mit der Schmalztolle und seine Mitverschwörer sowie Gleichgesinnte (wir berichteten hier und hier), dass sie ihr unreifes Gequatsche in einer hysterischen Zeit verbreiten, in der die Regierung und die ihr zuarbeitenden Institutionen darauf geeicht sind, jeden vor den Kadi zu schleifen, der vermeintlich staatsgefährdendes Gedankengut hegt, denn der Feind steht rechts, da mag die Antifa auch mal „Hausbesuche“ bei Politikern einer Oppositionspartei empfehlen und die Adressen praktischerweise gleich mitliefern.

Gespannt warteten wir auf weitere erheiternde Details, die die hochoffizielle Verschwörungstheorie von allerlei grotesken „Umsturzplänen“ würzen würden. Am Wochenende war es dann endlich so weit: „Bild“ berichtete, der „Focus“ schrieb wie üblich von ihr ab, aber neben der reißerischen Schlagzeile „,Reichsbürger‘ wollten Scholz fesseln und ins TV zerren“ kam dann herzlich wenig.

Mein Lesetipp

„Nach BILD-Informationen aus Regierungskreisen hatten die ,Reichsbürger‘ um Prinz Reuß auch vor, bei einer Plenarsitzung des Bundestags das Reichstagsgebäude zu stürmen und alle anwesenden Minister nebst Bundeskanzler festzunehmen und zu fesseln, um das Kabinett so der Öffentlichkeit im TV vorzuführen.“

Reichlich dünne Andeutungen über die tatsächliche Gefahr

Donnerwetter! Das erinnerte ein wenig an den alten Witz: „Hätte mal wieder Lust, mit Scarlett Johansson zu schlafen.“ „Was?! Du hast schon mal mit Scarlett Johansson geschlafen?!“ „Nein, aber schon öfter Lust dazu gehabt.“ Es mag ja sein, vielleicht, dass der Prinz, nachdem er abends seinen Schlips abgebunden und die Cordhose zusammengefaltet und über den Stuhl gehängt hat, in Morpheus‘ Arme sinkt und selig davon träumt, Olaf Scholz zu fesseln und im Fernsehen vorzuführen, aber die Frage bleibt dann doch: Wie gedenkt er das denn anzustellen? Bei „Bild“ liest sich das so:

„Diese Maßnahme sollte nach deren irren Einschätzung dazu führen, dass sich weitere Kritiker der Regierung aus Behörden und Institutionen den „Reichsbürgern“ an­­schließen würden.“

Eine irre Einschätzung, fürwahr! Denn das heißt ja nichts anderes, als dass der „Plan“ darin bestand, es irgendwie zu schaffen, das gesamte Kabinett zu kidnappen, auf ein Sendergelände vorzudringen und in aller Ruhe – die bewaffneten Organe des Staates stehen pfeifend mit den Händen in den Hosentaschen daneben – die Regierungsmitglieder als Gefangene in einer Live-Sendung vorzuführen, in der Hoffnung, es werde sich schon jemand anschließen, der die gegenwärtige Politik auch nicht ganz so prickelnd findet.

Auf eine solche Idee wären wir allerdings nicht mal als Teenies gekommen. Einmal mehr erfahren wir, was die Verschwörer alles vorgehabt haben sollen, nie jedoch, wie sie das hätten ins Werk setzen sollen, so ein Staatsstreich ist in einem Land mit einer großen Armee, Polizeikräften, Sondereinsatzkommandos et cetera ja nicht einfach mal mit 19 Leuten und drei Anhängern durchzusetzen, von denen konkret die Rede ist. Die Rote Armee Fraktion (RAF) in den Siebziger Jahren unterhielt immerhin noch enge Kontakte unter anderem zur IRA und der palästinensischen PLO und ließ sich z.B. in Jordanien, im Südjemen und später im Libanon in deren Trainingslagern ausbilden, aber wer soll glauben, dass sich eine 75-jährige Ex-Lehrerin oder ein betagter Prinz im Tweed-Sakko bis an die Zähne bewaffnen könnten? Einen Termin für den Umsturz soll es auch schon gegeben haben: „Am 8. Dezember sollte der Reichstag fallen“ („Bild“), am Tag zuvor wurde der Blaublüter festgenommen. Puh, das war knapp!

Wie aus dem Script eines überdrehten Zucker-Abrahams-Zucker-Films

Zum „Führungsstab / militärischer Arm“ zählt „Bild“ im erstaunlich lückenhaften Organigramm der Umstürzler genau drei Leute: einen „Corona-Leugner und Ex-Oberst“, einen „Polizisten“ und einen Survival-Öhi mit Rauschebart, auch ein Garten- und Landschaftsbauer aus dem Erzgebirge soll eine Rolle spielen. Von Fußvolk ist nicht die Rede, ganz zu schweigen von ganzen Truppenteilen. Ein Führungsstab ohne Armee. „Militärchef“ ist ein Rüdiger von Pescatore, ein Ex-Fallschirmjäger und der einzige unter den Putschisten, der wenigstens äußerlich so wirkt, als würde er nicht nur in Birkenstock-Sandalen oder Pantoffeln herumlaufen. Aber soll der allein es mit 180.000 Bundeswehrsoldaten, 50.000 Polizisten und Spezialkräften aufnehmen wollen? Was erlaube Rüdiger?!

Allerdings muss man sagen: Mit einer Richterin, einer Juristin und einer Internistin wäre ein solches Kabinett rein fachlich auch nicht schlechter aufgestellt als unsere gegenwärtige Regierung.

Sogar eine Astrologin (!) sollte im Schattenkabinett der Umstürzler vertreten sein, ebenso wie ein Koch, der von den Umsturzplänen nichts gewusst haben wollen soll („Für mich ging es um die Fra­ge ei­ner Neustrukturierung von Bundeswehrkasernen. Ich ging davon aus, dass ich die Kantinenkonzepte überar­beiten soll.“). Der Verteidiger des öligen Prinzen wiederum bezeichnet die Vorstellungen der Beschul­digten laut BGH als „bloßen Wahn im Sinne eines psych­iatrischen Befundes“.

'Teilweise fernliegendes gedankliches Fundament'

Obwohl das angebliche Komplott eher an das Script eines überdrehten Zucker-Abrahams-Zucker-Films gemahnt, lässt sich Bundesinnenministerin Nancy Faeser dazu wie folgt vernehmen:

„Militante ,Reichsbürger‘ verbindet der Hass auf die Demokratie, auf unseren Staat und auf Menschen, die für unser Gemeinwesen einstehen. Wir haben es nicht mit harmlosen Spinnern zu tun, sondern mit gefährlichen Extremisten, die von gewaltsamen Umsturzfantasien getrieben sind und viele Waffen besitzen.“

Die Richter sehen in dem „hoch­verräterischen Unternehmen“ einen „hohen Gefähr­lichkeitsgrad“ – trotz eines „teil­weise fernliegenden gedankli­chen Fundaments“.

Zu Deutsch: Völlig abgedrehte Spinner, die im Ohrensessel mit einem Cognacschwenker vorm flackernden Kamin sitzen oder in ihrer Chatgruppe in absurden Fantasien schwelgen, das Fell des Bären verteilen, bevor man einen irgendwie halbwegs erfolgversprechenden Plan hat, wie er zu erlegen sei. Irgendwas zu unternehmen, um irgendwie irgendjemanden zu gewinnen, der mitmacht, damit die Bundesrepublik in einen rechtsgerichteten Feudalstaat transformiert wird, das hört sich immer noch nicht nach einem ohne Schmunzeln nachvollziehbaren Unterfangen an, das den Staat in seinen Grundfesten erschüttern könnte.

Unter humoristischen Gesichtspunkten verfolgen wir die Geschichte gern weiter, wir bitten aber doch um ein Minimum an glaubwürdiger Berichterstattung, um das Thema aus der Rubrik „Vermischtes“ oder „Kuriosa“ irgendwann mal politisch abhandeln zu können. Geben Sie sich doch wenigstens ein bisschen Mühe, Frau Faeser!

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Mein Dechiffrier-Video über die Methoden von Markus Lanz hat das ZDF dreimal auf Youtube sperren lassen. Der Schuss ging nach hinten los. Ich habe es im freien Internet auf Rumble hochgeladen. Da wurde es sage und schreibe 6,5 Millionen Mal aufgerufen. Offenbar, weil die Algorithmen „kritische“ Inhalte nicht ausbremsen wie bei Youtube. Ein Leser rechnete aus, dass damit mehr Zuschauer meine kritische Analyse der Sendung gesehen haben als die Sendung selbst. Auch mein Dechiffriert-Video zu dem Hetzstück des ZDF über Hans-Georg Maaßen wurde auf Rumble 6,2 Millionen Mal geklickt. Das macht Mut! Aber es kostet auch sehr viel Zeit und Energie – im konkreten Fall eine Nachtschicht. Umso dankbarer bin ich für Ihre Unterstützung. Ohne die wäre meine Arbeit nicht möglich, weil ich weder Zwangsgebühren noch Steuermillionen bekomme, und auch keinen Milliardär als Sponsor habe. Dafür bin ich unabhängig!
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Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Und ich bin der Ansicht, dass gerade Beiträge von streitbaren Autoren für die Diskussion und die Demokratie besonders wertvoll sind. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen, und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

Der Beitrag erschien zuerst auf Achgut.com.

Claudio Casula arbeitet als Autor, Redakteur und Lektor bei der Achse des Guten.

Bild: Screenshot Youtube-Video 

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