„Wir reichen nach“ – Reitschusters Kehrwoche Tätowierter Schweinebraten und 7 Tage in Kürze

Von Gregor Leip

So picke-packe voll war Reitschusters Kehrschaufel schon lange nicht mehr. Für Journalisten eine Zwickmühle: Einerseits ist es gut, viel zu tun zu haben, andererseits sind es leider selten die schönen Dinge des Lebens, die unbedingt noch erzählt werden wollen.

Reitschusters Kehrwoche versucht den eigentlich unmöglichen Spagat: Ein Schmunzeln über der Kehrschaufel mit den liegengebliebenen News der letzten Woche. Und weil wir in den ersten Ausgaben mit der Kirche begonnen und geendet haben, soll hier diese kleine Tradition wenigstens zu Beginn der dritten Ausgabe fortgesetzt werden.

Aus dem Knast direkt unter die Kanzel: Die Katholische Erwachsenenbildung in Frankfurt meint jedenfalls, dass eine Kirche dann direkt am Menschen ist, wenn sie unter dem Kreuz die blutige Nadel schwingt.

Geheiligt sei die Tätowiermaschine
In der katholischen Liebfrauenkirche sticht der Stuttgarter Tattoo-Künstler Silas Becks die Gläubigen und die Kirche souffliert dazu, dass Tätowieren wäre doch eine uralte christliche Tradition. Das mag ja irgendwann irgendwo einmal so gewesen sein. Aber dass die katholische Kirche sich 2021 auf diese Weise anbiedern muss, weil schon Mutti und Vati bei der Beichte beim Bücken ihre Segelschiffe, Seemannsbräute und Anker präsentieren – nein, die Motive sind heute ganz andere –, das ist schon ein bisschen peinlich.

Denn wenn es um schmerzhaft angebrachten Körperschmuck bei Christen geht, fällt einem spontan höchstens der Schwarz-Weiß-Filmklassiker „Die Nacht des Jägers“ ein. Der spielt in den USA in der Zeit der großen Depression mit Robert Mitchum in der Hauptrolle als psychopathischer Frauenmörder im Priestergewand mit „Love“ und „Hate“ links und rechts auf seine Fingerknochen tätowiert.

Katholisch.de schreibt zur seltsamen Love-and-Hate-Messe in der Liebfrauenkirche zu Frankfurt: „Am Samstag kann sich jeder Interessierte in Liebfrauen ein kleines Tattoo von Becks stechen lassen – „sofort vor Ort und kostenlos“. Zur Auswahl stünden acht kleine religiöse kalligrafische Motive, etwa „Faith“ oder „Heaven“. Auch bereits vorhandene Tattoos würden dann von den Kapuzinermönchen des Cityklosters gesegnet.

Aber ob das wirklich der richtige Weg sein könnte, Menschen wieder dieser leergefegten christlichen Kirche zuzuführen, die aktuell vor allem damit auffällt, sich in der sogenannten „Seenotrettung“ zu engagieren, wo vor allem junge muslimische Männer nach Deutschland kommen, aber ganz sicher nicht zum Tätowieren vor den christlichen Altar?

Lockmittel Schweinebraten
Für noch nicht tätowierte und obendrein ungeimpfte junge Muslime ist aber auch eine weitere Idee findiger Norddeutscher nicht richtig durchdacht: In Vorpommern nämlich ließen sich binnen Stunden über 200 Ungeimpfte mit mRNA tätowieren, weil es hinterher eine Portion Schweinebraten gratis gab. Ausgegeben vom Probebetrieb neuer Feldküchen. Ein Wunder fast, dass es hier noch keine bundesweiten Proteste gegen diese zwar wohlriechende, aber üble Beleidigung von Muslimen und Vegetariern gab.

So ganz neu ist die Fressorgie als Impfverführung allerdings auch nicht, in Berlin wurden schon mal eintausend Döner für Impfmuffel bereitgestellt. Und damit gibt es dann auch keine religiösen Ausreden mehr: Döner wird aus Lamm gemacht – „Mit alles bitte!“ – oder eben aus Hähnchenfleisch.

Lehrerverband will keine Impfpflicht
Schwein, Lamm oder Huhn: Der deutsche Beamte zeigt sich resistent gegen solche kulinarischen Erpressungsversuche – insbesondere Lehrer sind hier widerständig: Der deutsche Lehrerverband sprach sich gegen eine Impfpflicht für Lehrkräfte aus. Für den Verband ist die von der Leopoldina empfohlene Impfpflicht nichts weiter als ein Ablenkungsmanöver.

Verbandspräsident Meidinger ist sogar ein richtiger Rebell, er nennt die Impfpflicht einen unzulässigen „tiefgreifenden Eingriff ins Persönlichkeitsrecht“. Meidinger fordert stattdessen die Politik auf, ihre Untätigkeit zu beenden und verlangt flächendeckend Raumluftfilter an Schulen, engmaschige Testkonzepte, niedrigschwellige Impfangebote für die Schülerinnen und Schüler, „die sich vom Alter her schon impfen lassen können“, und eine Maskenpflicht. Wie bitte? Es sollen sich also viele Schüler impfen lassen, die gar nicht krank werden können, um einen befürchteten Impfzwang für Lehrer auszuhebeln? Findet den Fehler.

Ade, Du geburtenstarker Jahrgang
Einen viel älteren Fehler im System kann man hingegen recht genau benennen: Es wird sich nämlich bald auch im Lehrerkollegium ausdünnen, wenn demnächst die geburtenstarken Jahrgänge in Pension gehen. Die deutsche Wirtschaft fürchtet für sich sogar, dass bis 2035 mehr als fünf Millionen Erwerbstätige fehlen. Und dann folgt schon, was folgen musste: Die Wirtschaftsverbände rufen nach mehr Zuwanderung – Forderungen, wie angesichts der Katastrophe an der weißrussisch-polnischen Grenze von der Politik bestellt. Aber die, die heute rufen, sind selten jene, welche die Rutsche morgen bezahlen. Da soll der Staat bei allem aushelfen: Vom Sprachkurs bis zur Ausbildung hin zu den Aufstockergeldern – hier ist es mit einem Gratis-Döner oder Schweinebraten satt lange nicht getan.
Aufgewacht aus dem Dönerröschenschlaf! 

Spätes Erwachen, böses Erwachen 
Ach du je: Nach vier Jahren Schlummerschlaf im Bundestag ist gerade jemand hochgeschreckt – vielleicht vom Duft der veganen Bouletten der Bundestagskantine oder weil Merkel zum Abschied die Tür aufgelassen hat und es so unangenehm kalt ins Plenum zog: Thorsten Frei, der stellvertretende Vorsitzende der Union, schreckt also hoch und wirft den Grünen gleich mal vor, weil sie beim Klimaschutz nicht alles durchsetzen konnten, würden sie jetzt die Migrationskarte spielen. Das wenig Erreichte beim Klima würde nun „überkompensiert durch eine einladende Migrationspolitik“. Sagt ausgerechnet ein Christdemokrat, dessen Partei diese illegale Massenzuwanderung nach Deutschland zu verantworten und damit auch die bereits genannten Industrievertreter fleißig bedient hat, welche die Sahne abschöpfen und die verbleibenden Massen gewissenlos in die Sozialhilfe entlassen.

Ein Moderator beißt in die Zitrone
Sozialhilfe muss Markus Lanz nicht befürchten. Der kommt aus Südtirol, zeichnet seine Sendungen überwiegend in Hamburg-Altona auf, gilt hier aber dennoch nicht als Zugewanderter. Lanz war zuletzt mit dem Grobphilosophen Precht gedanklich einmal quer durch die Corona-Maßnahmen-Kritiker-Szene unterwegs und freute sich anschließend über eine angeblich repolitisierte Gesellschaft in Deutschland:
„Ich lese oft die Kommentarspalten unter Online-Artikeln. Natürlich sind da auch viel Quatsch und Häme dabei, aber es gibt immer wieder Menschen, die machen echt den Punkt und haben gute Argumente.“ Wichtig ist dem TV-Strahlemann noch etwas anderes: Er könne auch richtig böse werden. Insbesondere dann, wenn beispielsweise den Deutschen pauschal rechtes Gedankengut unterstellt würde, „wenn der platte Nazi-Vorwurf kommt. Ich werde da wirklich sauer“.

Carolin Kebekus, die Kokosnuss und das Impfen
Überhaupt nicht sauer, sondern gut gelaunt präsentierten sich schon vor einer Weile die öffentlich-rechtliche Komikerin Carolin Kebekus gemeinsam mit ihrer ARD-Kollegin Mai Thi Nguyen-Kim als Unterstützer der staatlichen Impfkampagnen: Ein Song der beiden wurde eingespielt, der Dinge besingt, die viel gefährlicher wären als Impfen: Zum Beispiel von einer Kokosnuss erschlagen zu werden, bei einem Marathon mitzulaufen oder als Schwarzer mit der US-Polizei diskutieren. Vergeblich sucht man hier neben Kokosnuss und Co allerdings das Risiko, an Herzmuskelentzündung oder Hirnvenen-Thrombose zu versterben. Wie es dieser Impfhit nach mehreren Monaten überhaupt nochmal auf unsere Kehrschaufel geschafft hat, bleibt uns freilich ein Rätsel.

Die schon im Paradies sind, helfen anderen anzukommen
Also schnell runter von der Schippe und weg mit den Straßenfegern. Auf die vielen Menschen, die über Weißrussland und Polen neu nach Deutschland kommen, brauchen die beiden ARD-Frauen übrigens auch nicht hoffen, die bringen zum einen ihre eigene Musik mit. Und zum anderen ist hier dieses Impfen nicht sehr populär: Instinktiv wissen die vielen jungen und gesunden Männer nämlich, dass ihnen das Virus nichts anhaben kann, wozu dann also impfen? Auf Wunsch von Polen und weiteren östlichen EU-Mitgliedsstaaten sollte die Gemeinschaft Grenzzäune finanzieren. Die zierte sich noch, bezahlte derweil aber eine Studie, die sich mit der Frage beschäftigt, wer diese Menschen eigentlich nach Deutschland schleppt – und siehe da: Die Mehrheit dieser Schlepper kommt daher, wo alle hinwollen, aus Deutschland! Eine reges Hin und Her ist das geworden in gemieteten Autos quer durch Polen hinüber ins gelobte Land. Meistens seien die Fahrer aus Drittstaaten wie dem Iran, dem Irak, Syrien oder der Türkei, „die in Deutschland wohnen“, berichtet die „Welt“.

Droht die Renaissance der Masern?
Von den Impfdrosseln der ARD über Polen ins gelobte Land bliebe noch die Geschichte mit den 22 Millionen Kindern auf Reitschusters Kehrschaufel liegen: Diese Kinder müssten zwar längst geimpft worden sein, wurden es aber laut Weltgesundheitsorganisation nicht. Die Rede ist von der Masernimpfung, die wegen der Corona-Pandemie viel mehr Lücken aufweisen würde, als in den Jahren zuvor. So erhielten 2020 nur noch 70 Prozent der Kinder, die für ihren vollständigen Impfschutz notwendige Zweitimpfung. Um Ausbrüche gänzlich zu verhindern, müssten aber laut WHO weltweit 95 Prozent der Menschen vollständig geimpft sein.

Die Kollateralschäden nehmen also zu. Die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie fordern viele Opfer. Es wird also höchste Zeit, hier mit einer umfassenden Studie Klarheit zu schaffen. Vielleicht wäre das ja mal ein Thema für den nächsten Mega-Hit der singenden ARD-Nachtigallen. Derweil trösten wir uns mit dem heiter klingenden Refrain: „Das alles bringt uns um, dummdiedummdiedummdiedumm“.

Bild: Shutterstock
Text: reitschuster.de

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