Vierte Welle bleibt in Schweden aus Die Impfung ist offenbar nicht der Schlüssel zum Erfolg

Von Dana Samson

Schweden ist seit vielen Monaten das Land mit vielen Freiheiten, ein Land, das ein Leben ermöglicht, wovon viele Deutsche träumen. Auch jetzt ist Schweden wieder in der Vorzeige-Rolle. Die vierte Welle bleibt in Schweden aus. Keine Panik unter der Bevölkerung, denn die Sieben-Tage-Inzidenz liegt bei 58. Seit Mai sinken die Inzidenzzahlen stark. Außerdem haben nach Angaben des Intensivregisters SIR nur 30 Patienten auf Intensivstation eine Corona-Infektion.

COVID-19 7-Tage-Inzidenz in Schweden

Niedrige Sterberate in Schweden

Im Vergleich von Deutschland und Schweden ist ein großer Unterschied die extrem niedrige Sterberate. 0,1 Prozent der derzeitigen Corona-Patienten in Schweden befinden sich in einem Zustand, der als „serious or critical“ beschrieben wird, d.h. ernst oder kritisch. Dasselbe Bild spiegelt sich in den Todeszahlen wider; seit Oktober handelt es sich täglich um einstellige Zahlen, seit Mai wurde die Zahl 20 nicht überschritten.

Tägliche neue Todesfälle in Schweden

In Deutschland hingegen werden 0,5 Prozent der Fälle als ernst oder kritisch beschrieben, am 19.11.2021 gab es 230 Todesfälle. Das sind ohne Frage zu viele Menschen, dennoch sind 99,5 Prozent der Corona-Patienten in einer „mild Condition“, d.h. milder Kondition.

Tägliche Todesfälle in Deutschland

Die besonders niedrige Sterberate an Corona in Schweden ist besonders und ganz bestimmt ein Hauptgrund dafür, dass die vierte Welle in dem skandinavischen Land ausbleibt. Dies kann jedoch nicht an den Impfungen liegen, die genauso hoch sind wie in Deutschland.

Die Impfung ist nicht die Lösung

Das Argument hinter der niedrigen Inzidenz in Schweden ist seit Monaten: Es muss am Impfen liegen. Dabei liegt Schweden mit knapp 69 Prozent Impfbereitschaft hinter Italien, Frankreich und weiteren Ländern. Sowohl Italien mit einer Inzidenz von 96, als auch Frankreich mit 140, haben damit eine höhere Inzidenz als Schweden, trotz höherer Impfquote. Deutschland hat mit 68 Prozent vollständig Geimpften eine ähnlich hohe Impfquote wie Schweden. Trotzdem haben wir im Vergleich mit einer 7-Tage-Inzidenz von 340 eine deutlich höhere Inzidenz als Schweden.

Die Zahlen zeigen eindeutig, dass die Impfung nicht der Grund für die niedrige Inzidenz in Schweden ist. Wäre die Impfung der Schlüssel zur niedrigen Inzidenz, dürften Italien und Frankreich nahezu keine Corona-Infektionen mehr haben. Das Gegenteil ist der Fall: Sie haben mehr Corona-Infektionen als Schweden. Und Deutschland dürfte mit einer nahezu gleichen Impfquote wie Schweden nicht solch immense Unterschiede aufzeigen.

Schwedische Studie über Impfwirksamkeit

Besonders hinfällig und konfus wird das Argument der Impfung nach folgenden Ergebnissen einer schwedischen Studie:

Bei der Biontech-Impfung kann nach sieben Monaten kein besonders guter Impfschutz festgestellt werden, Moderna verliert nach sechs Monaten an Effektivität des Impfschutzes, der Schutz bei Astrazeneca ist sogar nach vier Monaten miserabel. Bei Astrazeneca wird sogar davon ausgegangen, dass Geimpfte ein erhöhtes Risiko einer Infektion haben. Reitschuster.de berichtete hier ausführlich.

Jeder, der eins und eins zusammenzählen kann, wird erkennen, dass die Impfung in Schweden eindeutig nicht hinter der niedrigen Inzidenz stehen kann. Dazu gibt es allein schon statistisch gesehen zu viele Ungereimtheiten.

Das Verantwortungsbewusstsein des wenig besiedelten Schwedens

„In Schweden haben die Menschen ein großes Verantwortungsbewusstsein“, konnte man in vielen Diskussionen hören, aber auch in den Medien lesen. Soll das heißen, dass die Menschen in Deutschland kein Verantwortungsbewusstsein besitzen? Es ist nicht so, dass hier in Deutschland in jeder zweiten Wohnung an jedem dritten Tag eine Haus-Party gefeiert wird. Einige Familien feierten kein Weihnachten – aus Verantwortungsbewusstsein. Meiner Meinung nach ging das „Verantwortungsbewusstsein“ teilweise sogar so weit, dass die Menschen ihre Eigenverantwortung und Fürsorgepflicht sich selbst gegenüber vergaßen und den Anweisungen der Regierung blind folgten. Aber das soll jeder für sich selbst entscheiden.

Ebenso ist ein allbekanntes Argument die niedrige Bevölkerungsdichte in Schweden. In Schweden liegt die bei 25 Einwohner pro km², Deutschland hat 232 Einwohner pro km². Beim Vergleich dieser beiden Länder wäre die Schlussfolgerung, dass die Inzidenz in Schweden wegen der niedrigen Bevölkerungsdichte niedrig ist, logisch. Das Argument kippelt aber, wenn erneut Italien (200 Einwohner pro km²) und Frankreich (123 Einwohner pro km²) hinzugezogen werden. Würde die Bevölkerungsdichte eine maßgebliche Rolle spielen, müsste die Inzidenz in Italien fast genauso hoch sein wie in Deutschland.

Hinzu kommt, dass die Urbanisierung in Schweden bei 88% liegt. Demnach lebt ein Großteil der Bevölkerung in der Stadt auf engem Raum. Nach der Theorie, dass sich das Virus besonders in den Städten ausbreite, müsste Schweden von einer hohen Inzidenz betroffen sein. Die angeblichen Schlussfolgerungen, warum welches Land eine höhere oder niedrigere Inzidenz hat, passen hinten und vorne nicht zusammen.

Ungeimpfte sind die Gefahr

Spahn sagte am 19.11.2021 auf der Bundespressekonferenz: „Die Wahrheit ist einfach, hätten wir eine deutlich geringere Zahl von ungeimpften Erwachsenen in Deutschland, wäre für alle Menschen in Deutschland die Lage jetzt eine unterschiedliche.“ Was daran genau ist die Wahrheit, Herr Spahn? In Schweden ist die Impfquote hoch genug, um zu sagen, sie sei der Grund für die niedrigen Corona-Infektionen, in Deutschland ist die gleiche Impfquote der Anlass, um zu sagen, sie sei zu niedrig, und der Grund für die hohe Corona-Infektionsrate. Erkläre mir dahinter mal einer den Sinn.

Der Grund hinter diesen immensen Unterschieden ist total banal: Es wird mit unterschiedlichen Datengrundlagen argumentiert (lesen Sie hier ausführlicher darüber auf reitschuster.de). Das beginnt beispielsweise bei den unterschiedlich festgesetzten Ct-Werten von Corona-Tests in den unterschiedlichen Ländern oder auch bei der unterschiedlichen Bewertung und Einordnung von Corona-Toten. Das Besondere an Deutschland ist vor allem, dass jeder beliebig oft getestet wird. Sofern in Deutschland weiter ohne Ende getestet wird, wird auch die Inzidenz, besonders im Vergleich zu anderen Ländern, hoch bleiben.

Alles in allem können wir am Ende nur auf Schweden schauen und wieder das Leben dort und die Freiheiten bewundern. Bis wir in dieser Rolle sind, müssen noch ein paar Gründe und besonders „Wahrheiten“ gefunden werden, warum es bei uns nicht so ist.

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Dana Samson studiert an einer deutschen Universität und schreibt hier unter Pseudonym.

 
Bild: Shutterstock 
Text: Gast

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