Kassenärzte-Schreiben: „Impfverweigerung frech und gesellschaftlich inakzeptabel“ "Impfen keine Privatsache mehr"

Zuerst fürchtete ich, es sei eine Fälschung, was mir da ein Leser schickte. Genauer gesagt: Ich hoffte es. Der Brief der Kassenärztlichen Vereinigung an die Kassenärzte (KVBW) im „Ländle“ hat es in sich. Und er ist leider echt – dank weiterer Mithilfe von Lesern fand ich ihn auf der Seite der KVBW (siehe hier). Wenn künftige Historiker aufarbeiten werden, wie es in Deutschland zu einer massiven Diskriminierung und Ausgrenzung einer Minderheit kommen konnte, wird ein Brief wie dieser ein wichtiges Dokument sein. Ebenso bei einer juristischen Aufarbeitung – ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass eine solche irgendwann einmal doch noch erfolgt. 

In dem Schreiben, das wohl an alle der mehr als 20.000 Mitglieder ging, heißt es:

Sehr verehrte Frau Kollegin, sehr geehrter Herr Kollege,
als Ärzte und Psychotherapeuten, die täglich mit den deletären, medizinischen und gesamtgesellschaftlichen Folgen der Coronapandemie als solche, insbesondere aber auch mit den Konsequenzen einer Corona-Erkrankung konfrontiert sind, empfinden wir Impfverweigerung als frech und gesellschaftliche inakzeptabel. Viele empfinden es zu Recht unerträglich, dass eben diese in Arztpraxen vulnerable Patientengruppen gefährden.
Spätestens dort, wo man andere gefährdet, ist Corona und Impfen keine Privatsache mehr.

Allein der Begriff „Impfverweigerung“ spricht für sich. Was ist das für ein Menschenbild, in dem jemand, der frei über seinen Körper bestimmt, als „Verweigerer“ gilt, weil er einen medizinischen Eingriff ablehnt? 

Dass eine so persönliche Entscheidung über die eigene Gesundheit wie Impfen keine Privatsache mehr ist, halte ich für eine gewagte These. Insbesondere dann, wenn es um in Rekordfrist entwickelte, zugelassene und umstrittene Impfstoffe geht, die auf Gentechnik beruhen. Selbst Olaf Scholz sprach von einem Experiment, ebenso der regierungsnahe Virologe Kekulé. Medizinische Experimente dürfen aber nach dem Nürnberger Kodex nur freiwillig erfolgen, niemand darf dafür unter Druck gesetzt werden.  

Noch brisanter wird das Schreiben, wenn man betrachtet, dass auch Geimpfte anders als bisher angenommen doch noch einen wesentlichen Einfluss auf das epidemiologische Geschehen haben. Wie RKI-Chef Wieler am Freitag auf der Bundespressekonferenz auf meine Nachfrage hin zugeben musste (siehe hier). Vor diesem Hintergrund ist das Schreiben besonders fragwürdig: Wenn auch Geimpfte weiter ansteckend sind, warum wird dann nicht 1G (nur Tests) gefordert? Warum ist dann in dem Schreiben sogar von 2G für Patienten die Rede?

Wenn die Impfung gut wirkt, wie Politiker und Vertreter der Ärzteverbände nicht müde werden zu beteuern, worin besteht dann eine besondere Gefährdung von Geimpften durch Ungeimpfte? 

Weiter folgt in dem Schreiben ein Appell an die Ärzte zur Ausgrenzung und Schikane – etwa in Form einer zehn Stunden langen 3G/Sprechstunde und einer für „Nicht-3G“ von zehn Minuten – 7:00 Uhr bis 7:10 Uhr.  

Sie unterliegen in Ihrer Praxis einer besonderen Verpflichtung gegenüber vulnerablen Patienten- gruppen, wie z. B. Schwangeren und Immunsupprimierten, für die die Gefahr in Praxen durch Ungeimpfte oder nicht Getestete inakzeptabel ist. Völlig zu Recht wird daher gefordert: 2G/3G- Regeln zu einer Voraussetzung für medizinische Behandlungen zu machen.

Fakt ist, so insbesondere das Bundesgesundheitsministerium, dass es derzeit keinerlei Rechtsgrundlage gibt, die die 2G/3G-Regeln als Voraussetzung für medizinische Behandlungen erlaubt.

Ihrer besonderen Verpflichtung, dem Schutz vulnerablen Gruppen nachkommend, ist jedoch folgender Lösungsansatz möglich:

Es ist zulässig, getrennte Sprechstunden, von Notfällen abgesehen, für 2G/3G und andere einzurichten. Zeitpunkt und Umfang sind vom individuellen Praxisspektrum abhängig und dürfen vom Praxisinhaber festgelegt werden, z. B. 3G-Sprechstunde von 08.00 – 18.00 Uhr; non 3G- Sprechstunde von 07.00 – 07.10 Uhr.

Weiter steht in dem Brief: 

Sie können die Patienten nach deren Impfstatus fragen, haben aber kein Recht auf eine wahr- heitsgemäße Antwort oder gar einen entsprechenden Nachweis. Wer keine Auskunft abgeben möchte, der kann in die non 3G-Sprechstunde verwiesen werden.

Wir werden uns im politischen Raum weiter dafür einsetzen, dass 2G/3G-Regeln – abgesehen von Notfällen – auch in den Praxen der Ärzte und Psychotherapeuten gelten dürfen, sollen.

Ich verkneife mir jeden weiteren Kommentar. Zum einen, weil das Schreiben für sich steht. Und zum anderen, weil ein Kommentar wohl wenig höflich und diplomatisch ausfallen würde. 

Der Brief steht für sich selbst.

Auch als Dokument der Zeitgeschichte. Einer Epoche des Rückfalls in Zeiten und Denkmuster, die für überwunden geglaubt waren.

PS: Interessant fand ich den Brief eines Lesers, der mir anhand von Internet-Hoster-Daten nachweisen wollte, dass das Schreiben ein Fake sei und warnte, darauf hereinzufallen („Wer es erstellt hat, weiß ich nicht, ich tippe aber auf die Anonymous Deutschland Gruppe“). Das zeigt – Realität und Satire sind heute kaum noch auseinanderzuhalten. Die Realität übersteigt das Vorstellungsvermögen.

 

PPS: Ein Netzfund aus den Kommentaren zu diesem Artikel auf meiner Facebook-Seite:

 

 

 

 

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Bild: YouTube/screenshot/br24 
Text: br

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