Siesta Mexicana! Sombrero-Verbot auf der Bundesgartenschau AWO-Ballett in Mannheim unerwünscht

Von Kai Rebmann

Die Älteren werden sich erinnern: Rex Gildo grüßte einst mit dem Sombrero, die Flippers besangen wenig später ihre Lotosblume und die Bangles durften noch wie ein Ägypter gehen. Doch diese Zeiten sind längst vorbei, statt künstlerischer Freiheit regieren heute Rotstift und Zensur-Keule. Es scheint längst nicht mehr ausgeschlossen, dass selbst der unverfängliche Besuch beim Italiener mancherorts schon bald zum Spießrutenlauf werden könnte. Der Vorwurf der kulturellen Aneignung, im Idealfall noch gepaart mit dem des Rassismus, lauert inzwischen an jeder Ecke.

Davon können jetzt auch die rüstigen Seniorinnen vom AWO-Ballett aus Rheinau ein Lied singen. Die Mitglieder des seit 42 Jahren bestehenden Ensembles bereiten sich seit Wochen auf insgesamt sieben Auftritte im Rahmen des Kulturprogramms der Bundesgartenschau vor, die in diesem Jahr in Mannheim stattfinden wird. Zwischen Rhein und Neckar wollte die Gruppe unter dem Titel „Weltreise mit dem Traumschiff“ mit ihrem Publikum in See stechen und die Besucher zu den musikalisch-kulturellen Highlights rund um den Globus entführen.

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Bedenken wegen Wirkung einiger Kostüme

Flamenco in Spanien, orientalische Tänze in Vorderasien, die Pharaonen und Pyramiden in Ägypten, Fiesta mit Sombrero und Poncho in Mexiko oder Sushi und Kimono in Japan – all das und noch einiges mehr stand auf dem Reiseplan. Doch daraus wird jetzt nichts, statt einer Kreuzfahrt auf der MS Traumschiff gibt es jetzt allenfalls eine Ruder-Regatta im Mannheimer Hafenbecken. Zumindest wenn es nach dem Willen des Veranstalters geht. Dieser teilte den Damen am vergangenen Mittwoch mit, dass die seit langem geplanten Auftritte in dieser Form nicht stattfinden können.

„Als die Kostüme vorgestellt wurden, sind vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion zur Sensibilität für kulturelle und religiöse Codierungen Bedenken an der Wirkung einiger Kostüme aufgekommen“, erklärte eine Sprecherin gegenüber der dpa. Das eigentlich Bedenkliche verbirgt sich hinter diesen Worten, die nichts anderes als einen Eingriff in die künstlerische Freiheit und eine bedingungslose Unterwerfung unter den von einer verschwindend geringen Minderheit geschaffenen Zeitgeist dokumentieren.

Ballett-Chefin Erika Schmaltz versteht die Welt nicht mehr: „Wir dürfen sechs unserer 14 Kostüme nicht vorführen, die wir mit viel Herzblut teilweise selbst geschneidert haben, weil sie offenbar diskriminierend sind.“ Diese sollen, so die Ansicht der Buga-Veranstalter, die „interkulturelle Sensibilität“ untergraben, wie dem „Mannheimer Morgen“ zu entnehmen ist.

Gegen solche Vorwürfe verwahrt sich Schmaltz ausdrücklich: „Unsere Show hat doch nichts mit Rassismus zu tun! In unserer Gruppe sind seit Jahren Frauen aus Russland und der Ukraine. Wir wollten mit den Kostümen keinen diskriminieren oder verletzen, sondern Freude schenken. Doch die wurde uns jetzt genommen.“

Veranstalter zeigt sich gesprächsbereit

Der Bundesgartenschau will es bei der Zensur eigenen Angaben zufolge nicht um Verbote gehen. „Vielmehr werben wir für einen reflektierten Umgang mit kulturellen Codes“, so Fabian Burstein, Chef des Buga-Kulturprogramms, der die „entstandenen Irritationen“ bedauert. Man strebe nun eine „offene und auf wechselseitigem Verständnis ausgerichtete Diskussion mit den Mitgliedern des AWO-Balletts“ an, wie Burstein weiter ausführte.

Ob und in welcher Form es bei der Bundesgartenschau zu Auftritten des AWO-Balletts kommen wird, bleibt aber weiter unklar. Einerseits scheinen die Veranstalter schon vorsichtig zum Zurückrudern anzusetzen, andererseits beharrt eine Sprecherin weiter darauf, dass „Mexikaner als Menschen mit Sombrero-Hut oder klischeebesetzter asiatischer Kostümierung“ in Mannheim nicht zu sehen sein werden.

Fabian Burstein, wohl auch durch die bundesweite Welle der Empörung aufgeschreckt, arbeitet derweil an einer salomonischen Lösung des selbstgeschaffenen Problems. Ziel ist es nun offenbar, den Auftritt der Seniorinnen doch wieder zu ermöglichen und eine „erlebbare Vielfalt der Kulturen“ zu präsentieren, jedoch ohne diese in einen „missverständlichen Kontext“ zu setzen.

Was daran missverständlich sein könnte, wenn ein paar Seniorinnen in Sombrero, Kimono und/oder Flamenco-Kostümen über eine Bühne in Mannheim tanzen, dürfte aber ohnehin das Geheimnis von Fabian Burstein und seinen Mitstreitern bei der Bundesgartenschau bleiben. Es sollen auch schon Afrikaner und Asiaten in Lederhosen auf dem Oktoberfest in München gesichtet worden sein – aber das ist natürlich etwas ganz anderes.

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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.

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