Tabu-Thema: Parallelgesellschaften in Deutschlands Kitas und Schulen Bundesregierung in Erklärungsnot

Von Kai Rebmann

In bisher selten gekannter Klarheit werden die Folgen der seit Jahren gescheiterten Migrationspolitik immer öfter auch im medialen Mainstream thematisiert. Während die Politik weiter unbeirrt vom „besten Deutschland aller Zeiten“ fabuliert, scheint das Kind in der Wirklichkeit längst in den Brunnen gefallen zu sein. Vor wenigen Tagen packte eine Erzieherin gegenüber „FOL“ aus und berichtete von unhaltbaren Zuständen in einem sogenannten „Brennpunkt-Kindergarten“ in Baden-Württemberg.

Die Schilderungen der Frau sind starker Tobak und mögen manchem auch übertrieben erscheinen. Aber: In der Folge haben sich offenbar mehrere Erzieherinnen aus ganz Deutschland gemeldet – unter anderem aus Bayern, Bremen und Niedersachsen – und die Eindrücke ihrer Kollegin aus dem Südwesten bestätigt.

Und auch Birgit Riedel vom Deutschen Jugendinstitut in München hört von solchen Problemen allem Anschein nach nicht zum ersten Mal: „Ich kenne solche Berichte auch und will sie nicht kleinreden.“ Die „erschütternden Schilderungen“ seien daher „sicherlich berechtigt“, so die Expertin.

Syrer will Erzieherin ‚nachts erwischen‘

Als Kern allen Übels hat die Informantin, die anonym bleiben wollte, zwei grundsätzliche Probleme ausgemacht. Neben den Sprachbarrieren gebe es inzwischen Einrichtungen, in denen „80 Prozent der Kinder einen Migrationshintergrund (haben) oder Flüchtlingskinder“ sind. Weder die Kinder noch die Eltern sprächen deutsch, was jedoch nicht nur Flüchtlinge betreffe, sondern teilweise auch Familien, die bereits in zweiter Generation in Deutschland lebten, so die Erzieherin: „Wenn ich die Sprache nicht verstehe, dann weiß ich auch nicht, welche Regeln ich befolgen muss.“

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Ein Problem ist das aber vor allem für die Erzieherin und ihre Kolleginnen sowie die deutschen Kinder und deren Eltern, denn: „Die fühlen sich stark, weil sie in der Mehrheit sind.“ Deutsche Eltern seien mehrfach vor dem Kindergarten „abgepasst, beschimpft und beleidigt“ worden. Sie würden ihre Kinder schlecht erziehen und seien daher schuld an den Problemen im Kindergarten, werde der Spieß dann einfach umgedreht.

Und auch der Sinn der Eingewöhnungsphase in den Einrichtungen wird von den Migranten offenbar überschätzt. Die Kinder würden „einfach durch den Eingang geschoben“ und dann nichts wie weg. Selbst zu Zeiten der Notbetreuung während der Corona-Krise seien die Kinder gebracht worden, „obwohl die Eltern nicht gearbeitet haben“ – und zwar „von morgens bis zur Schließung und darüber hinaus“.

Einmal, so die Erzieherin, habe sie bei Eltern angerufen, damit diese ihr krankes Kind wieder abholen. Der Vater, ein Syrer, habe ihr daraufhin gedroht, dass er sie ‚nachts erwischen‘ werde. In ähnlichen Fällen hätten sie und ihre Kolleginnen auch schon zu hören bekommen, sie seien „einfach nur zu faul, um ihren Job zu machen“. Bei ihr sei das als Drohgebärde angekommen: „Wehe, du rufst nochmal an, weil das Kind abzuholen ist!“

Dieses Verhalten färbt – welch Überraschung – offenbar auch auf die Kinder ab. Während diese sich beispielsweise von türkischen Erzieherinnen und insbesondere von Männern sehr wohl etwas sagen ließen, laute der Tenor gegenüber ihr und ihren deutschen Kolleginnen oft: „Du mir nix sagen, du deutsch!“ Die Polizei habe sie bisher zwar noch nicht einschalten müssen, dafür aber ihre Vorgesetzten in der Kita. Aber auch dort scheint man machtlos zu sein. Die Antwort lautete: „Da können wir auch nichts machen. Bei uns ist die Klientel halt so, da müssen wir sehr vorsichtig sein.“ Inzwischen hat die Erzieherin eigenen Angaben zufolge in eine andere Einrichtung gewechselt.

Offener Brief: Lehrer warnen vor rechtsextremer Dominanz

Es gibt offenbar aber auch in diesem Fall noch eine andere Seite der Medaille, die nicht zuletzt im Sinne der ausgewogenen Berichterstattung ebenfalls nicht verschwiegen werden soll. Nur wenige Tage nach der Erzieherin gingen die Lehrer einer Schule im Spree-Neiße-Kreis (Brandenburg) mit einem offenen Brief an die Öffentlichkeit. Darin ist von Hitler-Grüßen auf dem Sportplatz, Hakenkreuzen an Autos und sonstiger „psychischer und physischer rechten Gewalt“ die Rede.

Der RBB-Kollege Jo Goll schreibt von Telefonaten mit Lehrern, die ebenfalls anonym bleiben wollten und von einer „Gruppe von zehn bis zwölf Schülern“ berichten, die den Ton angeben und um die sich „ein breiter Kreis von Mitläufern“ geschart habe. Migranten sind an dieser Schule den Schilderungen zufolge in der klaren Minderheit und würden täglich „mit rassistischen Sprüchen belegt“. Nicht viel besser ergehe es Schülern, die sich als Linke zu erkennen gegeben hätten.

Im Kollegium haben die Autoren des Briefs eine Kultur des Wegsehens ausgemacht und nennen dafür zwei konkrete Beispiele: „Ein Schüler steht vor seinem Sportlehrer und hebt zweimal den Arm zum Hitler-Gruß.“ Später von seinen Kollegen auf diesen Vorfall angesprochen, will der Sportlehrer die Szene nicht mitbekommen haben. Im zweiten Fall sei ein Schüler des Klassenraums verwiesen worden und habe auf dem Weg nach draußen gerufen: „Arbeit macht frei!“ Dieser Vorfall sei von der Schulleiterin erst mit Verspätung zur Anzeige gebracht worden.

Dazwischen finden sich aber immer wieder auch Vorwürfe, die auf Mutmaßungen zu beruhen scheinen. So sollen einige Lehrer im Winter Hakenkreuze vorgefunden haben, die in den Schnee auf deren Autos gezeichnet worden seien. „Sie vermuten, dass die Täter aus dem Kreis der Schüler stammen, die versuchen, den Ton zu bestimmen“, heißt es dazu in dem Bericht.

Ganz ähnlich hört sich das an, als es um eine Schülerwahl ging, die „vor Jahren“ stattgefunden hat und bei der an der Schule eine Art Bundestagswahl im Mini-Format durchgeführt wurde. Ergebnis war eine Regierungskoalition aus AfD und NPD. Diese Überzeugungen brächten die Schüler „wohl aus ihren Elternhäusern“ mit, so die Vermutung. Denn aus Elterngesprächen wisse man: Väter und Mütter argumentieren nicht selten mit „wilden Verschwörungstheorien“. Was man inzwischen aber eben auch weiß: Nicht wenige Verschwörungstheorien – und seien sie noch so wild – neigen seit einigen Jahren dazu, sich in schöner Regelmäßigkeit zu erfüllen.

Probleme beginnen offenbar im Kindergarten

Beide Erfahrungsberichte, sowohl der Erzieherin aus Baden-Württemberg als auch jener der Lehrer aus Brandenburg, mögen den jeweils extremen Rand des jeweiligen Spektrums abbilden. Sie zeigen aber auch: Dort, wo sich ausreichend große Mehrheiten bilden, scheint die Gefahr für die Bildung von wie auch immer gearteten Parallelgesellschaften besonders hoch zu sein.

Im „FOL“-Artikel wird eine weitere Erzieherin aus Niedersachsen zitiert: „Die zeitaufwändigen Bemühungen, den (ausländischen) Kindern zumindest etwas Deutsch beizubringen, führen dazu, dass die anderen Kinder auf der Strecke bleiben. Aber die müssen auch betreut und gefördert werden.“ Das Hauptproblem ist dabei einmal mehr der Mangel an Fachpersonal. So habe die Frau in einem Kindergarten gearbeitet, in dem zwei Erzieherinnen für 26 Kinder verantwortlich waren, was sie als „puren Wahnsinn“ empfindet.

Die Folge: „Viele Erzieherinnen und Erzieher haben gar nicht mehr die Geduld, sich mit den Problemen auseinanderzusetzen, die durch Kinder mit Migrationshintergrund entstehen. Ihre Toleranz ist aufgebraucht.“ Schließlich stellt sich auch die Pädagogin aus Niedersachsen die wohl alles entscheidende Sinnfrage: „Wofür machen wir das, wenn der Dank von der anderen Seite eh nicht da ist?“

Nur zu bekannt klingen auch die Lösungsvorschläge, die die Lehrer an der rechten „Brennpunkt-Schule“ in Brandenburg unterbreiten. Es brauche mehr Sozialarbeiter und eine stärkere Förderung demokratiefreundlicher Projekte an den Einrichtungen. Darüber hinaus müsse das Problem – in diesem Fall, das des Rechtsextremismus – „dringend erkannt und offen bekämpft“ werden. Nur so könne die Schule wieder zu einem Ort der „Angstfreiheit, Weltoffenheit und Sicherheit“ werden, wie die Lehrer abschließend befinden.

So wohlklingend – und sicherlich auch berechtigt – die Forderungen der Lehrer aus Brandenburg auch sind: Sie sollten keinesfalls nur als politische und gesellschaftliche Einbahnstraße in Richtung der „schon länger hier Lebenden“ verstanden werden!

Ausschreibung zur Fahndung durch die Polizei, Kontenkündigungen, Ausschluss aus der Bundespressekonferenz: Jeder, der kritisch berichtet, muss mit Psychoterror rechnen. Ich mache trotzdem weiter. Ich glaube, ich bin Ihnen das schuldig. Entscheidend fürs Weitermachen ist Ihre Unterstützung! Sie ist auch sehr, sehr motivierend – sie zeigt einem, dass man nicht allein ist und gibt einem Kraft! Ganz, ganz herzlichen Dank im Voraus!
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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.

Bild: nitpicker/Shutterstock

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