Dreht sich da gerade ein Trend? Bisher galt die Faustregel: Je lauter ein Politiker strengere Corona-Maßnahmen und eine harte Hand forderte, umso mehr stiegen seine Umfragewerte. CDU-Chef Armin Laschet musste in Sachen Beliebtheit dafür büßen, dass er teilweise nicht ganz so fatalistisch auftrat wie der Corona-Hardliner aus den Voralpen, Markus Söder. Für den schien sein Virus-Fatalismus wie Dünger für die Umfragewerte und wie ein direkter Weg ins Kanzleramt.
Und jetzt das. „Söder verliert bei den Bayern deutlich an Zustimmung“, so die Schlagzeile, die nun in einigen Medien zu lesen ist. „Mit der Zustimmung zu harten Pandemie-Maßnahmen fällt auch die Beliebtheit des Hoffnungsträgers der Union: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hat in den letzten Monaten über 20 Prozent an Zustimmung eingebüßt“, schreibt etwa die Welt: Laut einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der „Augsburger Allgemeinen“, bei der ich meine Journalistenausbildung absolviert habe, sind nur noch rund 48,3 Prozent der Befragten mit ihrem Ministerpräsidenten zufrieden.
Sehr zufrieden waren den neuen Daten zufolge 23,9 Prozent, die Zahl der „eher Zufriedenen“ liegt bei 24,4 Prozent. Immer noch viel, aber ein großer Kontrast zur Zahl der insgesamt Zufriedenen auf dem Höhepunkt der ersten Pandemiewelle: 71 Prozent. Das ist ein Rückgang um 32 Prozent oder 22,7 Prozentpunkte – warum die Kollegen „über 20 Prozent“ schreiben, ist mir ein Rätsel. Aber sei´s drum (vor der Verwechslung von Prozenten und Prozentpunkten sowie Zahlendrehern ist niemand gefeit, ich leider auch nicht – also will ich da keine Steine werfen).
Nun sind rund 42 Prozent der von Civey Befragten unzufrieden mit dem Agieren des Landeschefs. Vielleicht ist auch mehr Menschen aufgefallen, dass Söder zwar die lautesten Töne anschlug, aber bundesweit mit die schlechtesten Zahlen hatte. Und dass er einen Bauchklatscher nach dem anderen landete. Unter anderem, als das ihm unterstellte Gesundheitsamt für ihn die Quarantäne binnen Tagesfrist aufhob oder sein Innenminister mitten im Lockdown ein Drei-Gang-Menü mit Polizeiführern verschlemmte.
Die Corona-Lage in Bayern habe sich, so Söder, dank der harten Maßnahmen in den vergangenen Wochen deutlich verbessert. Insgesamt seien seit Dezember die Todes- und Infektionszahlen im Land um 90 Prozent zurückgegangen, so zitiert die Welt den Politiker. „Die Maßnahmen wirken, sie waren nicht umsonst“, sagte er. Belege hat er dafür aber keine. Zahlen vom Ende vergangenen Jahres zeigen etwa, dass der Anstieg der Todeszahlen prozentual in Schweden ohne Lockdown weitaus geringer war als in Deutschland mit Lockdown (siehe hier).
Beweist Schweden Unsinn des Lockdowns?
Eine schallende Ohrfeige für die Regierungsstrategie – und ein weiterer Beweis, dass das Narrativ des exponentiellen Wachstums nur ein Mittel der Panikmache ist: Die Anzahl der Todesfälle stieg in Deutschland mit Lockdown fünfmal stärker als in Schweden ohne.
Die neue Umfrage ist insbesondere deshalb bemerkenswert, weil es bisher eine „Verschärfungs-Spirale“ gab: Hoffnungen in der Bevölkerung auf eine „harte Hand“ als Retter in der Krise lösten eine Erwartungshaltung gegenüber Politikern aus. Als diese spürten, dass sie mit immer weiter reichenden Einschnitten immer höhere Beliebtheit erzielen, bekam man fast den Eindruck, hier habe sich etwas verselbstständigt und es gebe hier einen Teufelskreislauf. Die neuen Werte deuten darauf hin, dass dieser gebrochen sein könnte. Und dass sogar möglicherweise eine umgekehrte Entwicklung in Gang kommen könnte: Also dass sich die Erwartungshaltung der Menschen zunehmend dreht und sie eine Aufhebung der Grundrechts-Beschneidungen wünschen, die in Orwell´scher Sprach-Verdrehung als „Lockerungen“ bezeichnet werden. Das würde dann auch die Politiker unter Druck setzen – vor allem angesichts der anstehenden Wahlen.
Söders größte Corona-Patzer auf reitschuster.de
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Bild: Elnur/Shutterstock
Text: br
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