Sie fühlen sich verloren und verlassen: Die Bauern, die seit über einer Woche in Berlin protestieren, mit ihren Traktoren. Nicht nur von der Politik sind sie maßlos enttäuscht – auch von den Medien. Die ihren Protest weitgehend totschweigen. Und bei einem Versuch der Bauern, mit den Kollegen vom ZDF ins Gespräch zu kommen, nicht einmal zu ihnen raus kamen auf die Straße, als sie zum Hauptstadtbüro kamen.
Bei meinen Aufnahmen kam ich prompt auch auf eine Anti-Corona-Maßnahmen-Demonstration mit Bauern – bei der es auch wieder zu Festnahmen kam.
Sehen Sie hier das Interessanteste aus dem Livestream – neben dem Bauernprotest auch noch eine Corona-Demo und Festnahmen (Die teilweise leicht zittrige Kameraführung bitte ich zu entschuldigen – ich habe auch vom Fahrrad gefilmt und das war eisig):
Weitere Videos:
Hier noch ein Auszug aus meinem aktuellen Wochenbriefing – Sie können es hier kostenlos und jederzeit widerrufbar abonnieren.
Liebe Leserinnen und Leser,
oft werde ich gefragt, wie andere Journalisten meine Arbeit sehen. Lassen Sie mich heute eine Geschichte aus dem Nähkästchen erzählen. Vergangene Woche kam ich mit einem Kollegen von einem der großen Medien ins Gespräch, den ich seit vielen Jahren kenne, und mit dem ich auch schon öfter zusammen gearbeitet hatte. Er attackierte mich sofort. Tenor: Ich hätte meine Ideale verraten. Ich hakte nach und wollte wissen, welche. Er sagte, ich sei jetzt auf Putin-Kurs. Ich widersprach ihm: „Meine Einstellung zu Putin hat sich keinen Millimeter geändert. Aber was hat es mit Putin zu tun, dass ich kritisch über das berichte, was in Deutschland passiert?“
Der Kollege ließ sich nicht vom Thema Putin lösen: für die Fragen, die ich heute stelle, hätte ich mich früher geschämt, meinte er. Ich bat um Beispiele. Er nannte eine Frage von mir an die Bundesregierung zu Nawalny. Ich wollte wissen, ob mit dem Verbot von Demonstrationen in Deutschland unter Verweis auf die Coronaregeln der russischen Regierung nicht ein guter Vorwand gegeben werde, regierungskritische Demonstrationen eben auch wegen Corona zu verbieten.
Der Kollege warf mir vor, mit so einer Frage sei ich auf Putin-Kurs. Mir erschließt sich das nicht. Das sagte ich ihm auch. Und betonte, dass Unrecht in Russland Demokratie-Verstöße in Deutschland nicht besser mache. Der Kollege geriet immer mehr in Rage. Er ging zu persönlichen Angriffen über. Ich bat ihn mehrmals, mich nicht persönlich zu attackieren, sondern in der Sache zu diskutieren. Er wurde immer gereizter. Er lief rot an. Und er begann zu schreien. Ich blieb gezielt ruhig, bat ihn wiederholt, doch sachlich zu bleiben. Aber es war sinnlos. Zum Schluss schrie er, dass er nichts mehr mit mir zu tun haben wolle und lief weg. Dabei war er so aggressiv, dass sogar ein zufälliger Zeuge auf mich zu kam, sich Sorgen machte, und fragte was geschehen sein.
Wie gesagt, es handelt sich um einen Kollegen, dem ich früher immer gerne half. Dieses Erlebnis zeigt in meinen Augen, wie blank die Nerven liegen. Die Aggression in der Reaktion, das Weglaufen vor einer sachlichen Diskussion, ist meines Erachtens auch ein Zeichen dafür, dass einfach die Argumente fehlen. Mich ließ das ratlos und traurig zurück.
Bild: Andrii Yalanskyi/Shutterstock
Text: red