Warnhinweise beim WDR – jetzt auch für Harald Schmidt und Jules Verne Betreutes Fernsehen

Von Kai Rebmann

Was haben Otto Waalkes, Harald Schmidt und Thomas Gottschalk gemeinsam? Alle drei gehören einer aussterbenden Generation von Entertainern an – und alle drei haben ihre ersten größeren Schritte bei Sendern der ARD-Familie gemacht.

Waalkes feierte unlängst seinen 75. Geburtstag. Der WDR „würdigte“ dieses Jubiläum auf seine ganz eigene Weise. Der Sender stellte bis zu 50 Jahre alte Episoden der „Otto-Show“ in seine Mediathek – und versah sie wegen vermeintlich „diskriminierender Inhalte“ prompt mit einem Warnhinweis.

Jetzt ereilte Harald Schmidt dasselbe Schicksal. Zusammen mit seinem kongenialen Partner Herbert Feuerstein moderierte der in der vergangenen Woche 66 Jahre alt gewordene Schwabe zu Beginn der 1990er-Jahre die Kult-Sendung „Schmidteinander“. Und auch diese Episoden zeigt der WDR neuerdings in seiner Mediathek – jedoch mit denselben Warnhinweisen, wie sie schon bei der „Otto-Show“ zu sehen sind.

Gottschalk wird am 25. November 2023 ein letztes Mal – diesmal soll es offenbar wirklich das letzte Mal sein – „Wetten, dass…?“ präsentieren. Und die Chancen stehen nicht schlecht, dass dieser Tag von TV-Historikern dereinst als das endgültige Ende der ganz großen TV-Unterhaltung in Deutschland angesehen wird.

Mein Lesetipp

Gut möglich, dass bald auch die alten (oder auch neueren) Episoden von „Wetten, dass…?“ aus Sicht des ÖRR, in diesem Fall dann vom ZDF, mit einem Warnhinweis versehen werden müssen. Denn auch der gebürtige Bamberger ist bekannt dafür – bei einigen eher gefürchtet –, dass er sich nicht immer ganz politisch-korrekt äußert und sich vom vermeintlich woken Zeitgeist nicht bis zur Unkenntlichkeit verbiegen lässt.

‚Weltklasse! Ein echter Schmidteinander-Gag!‘

Und wie reagieren Otto Waalkes und Harald Schmidt auf die Warnhinweise des WDR vor ihren alten Klassikern? Natürlich mit Humor, wie denn auch sonst? Von der „Bild“ zu der Zensur mit angezogener Handbremse befragt, meinte Schmidt: „Weltklasse! Ein echter Schmidteinander-Gag“, und bedauerte nur, „dass der selige Feuerstein das nicht mehr erlebt hat.“

Otto Waalkes sagt mit Blick auf die selbsternannten Hüter der Moral: „Andere Leute haben gelacht, ungefähr 30 oder 40 Millionen Zuschauer. Vor Komik kann also gar nicht genug gewarnt werden. Vor allem die ‚Otto-Show‘ kann bei Konsumenten zu unkontrollierten Heiterkeitsausbrüchen und Lachmuskelkater führen.“

Da ist womöglich etwas Wahres dran: Was für Journalisten der Ausschluss aus der Bundespressekonferenz ist, scheint die Anbringung von Warnhinweisen vor dem eigenen Programm für Komiker und Entertainer zu sein – ein Qualitätssiegel. Etwas nachdenklich gibt sich der Ostfriese dann aber doch noch: „Als ob es keine anderen Probleme gäbe als alte Otto-Scherze.“

Nicht zuletzt muss in diesem Zusammenhang immer auch die Frage nach der Verhältnismäßigkeit und Ausgewogenheit gestellt werden. Wie passt es zusammen, dass durch Zwangsgebühren finanzierte Sender einerseits vor absoluten Show-Legenden wie Harald Schmidt oder Otto Waalkes warnen, während zum Beispiel ein Jan Böhmermann unter dem Deckmantel der ÖRR-Satire seit Jahren Hass und Hetze gegen Andersdenkende verbreiten darf?

Erst vor wenigen Wochen fiel der ZDF-Mann mit einem Tweet auf, in welchem er den Nationalsozialismus verharmloste. Die Reaktion seines Arbeitgebers und der apportierenden Medien? Das ZDF, so hieß es ausgerechnet beim WDR, distanziere sich vom „Böhmermann-Tweet“. Wohlgemerkt – vom Tweet, nicht aber von Böhmermann selbst.

Und was der WDR und das ZDF als „Distanzierung“ bezeichneten, las sich in Wirklichkeit wie eine Aufforderung zum Weitermachen: Das ZDF teilte mit, „es handle sich um eine private Äußerung Böhmermanns, die in keinem Zusammenhang mit einer Produktion des Senders stehe.“

Merke: Wenn ein ÖRR-„Komiker“ die CDU und deren Wähler mit den Nationalsozialisten gleichstellt, dann ist es Satire. Wenn aber Harald Schmidt und Otto Waalkes – wohlgemerkt vor mehreren Jahrzehnten – politisch nicht hundertprozentig korrekte Witze machten, dann war und ist es Diskriminierung.

Jules Verne als woker Beifang?

Wo die Mitarbeiter des WDR momentan ohnehin unterbeschäftigt zu sein scheinen, belässt man es bei der Jagd auf sündiges Kulturgut längst nicht nur bei humoristischen Werken. Und so ging den Kölnern jetzt auch Jules Verne mit seinem eigentlich zeitlosen Jugendroman „Reise um die Erde in 80 Tagen“ ins Netz.

Früher entschieden die Eltern, was gut oder schlecht für ihre Kinder ist. Heute wird die Erziehung nur allzu gerne von den Anstalten des ÖRR übernommen. Wer sich die Weltreise des Phileas Fogg in der ARD-Audiothek anhören will, wird mit folgendem Hinweis begrüßt: „Bitte beachtet, in diesem Hörspiel kommt Diskriminierung vor!“

Zur Erinnerung: Der Roman wurde im Original erstmals im Jahr 1873 veröffentlicht. Im Jahr 1968 brachte der WDR „Reise um die Erde in 80 Tagen“ schließlich als Hörspiel heraus. Und jetzt, nachdem sich 150 Jahre lang niemand an Jules Verne und dessen Beschreibung der kulturellen Vielfalt auf unserem Planeten gestört hat, soll diese plötzlich diskriminierend sein?

Geben wir uns also keinen falschen Illusionen hin: Wenn bei der ARD und den angeschlossenen Sendern schon keine Kosten und Mühen gescheut werden, jahrzehntealte Formate nach vermeintlicher Diskriminierung zu durchforsten, wird man sich bei der Produktion und Auswahl des aktuellen Programms die rotgrüne Brille wohl umso fester auf die Nase setzen.

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Mein Dechiffrier-Video über die Methoden von Markus Lanz hat das ZDF dreimal auf Youtube sperren lassen. Der Schuss ging nach hinten los. Ich habe es im freien Internet auf Rumble hochgeladen. Da wurde es sage und schreibe 6,5 Millionen Mal aufgerufen. Offenbar, weil die Algorithmen „kritische“ Inhalte nicht ausbremsen wie bei Youtube. Ein Leser rechnete aus, dass damit mehr Zuschauer meine kritische Analyse der Sendung gesehen haben als die Sendung selbst. Auch mein Dechiffriert-Video zu dem Hetzstück des ZDF über Hans-Georg Maaßen wurde auf Rumble 6,2 Millionen Mal geklickt. Das macht Mut! Aber es kostet auch sehr viel Zeit und Energie – im konkreten Fall eine Nachtschicht. Umso dankbarer bin ich für Ihre Unterstützung. Ohne die wäre meine Arbeit nicht möglich, weil ich weder Zwangsgebühren noch Steuermillionen bekomme, und auch keinen Milliardär als Sponsor habe. Dafür bin ich unabhängig!
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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.

Bild: Frank Gaertner/Shutterstock

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